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Warum moderne Filme schwer zu verstehen sind – und alte Klassiker klarer klingen

Warum versteht man Hans Moser besser als den Tatort-Kommissar?

Wenn der Fernsehabend zur Hörverständnisprüfung wird

Sonntagabend. Zeit für den „Tatort“. Man freut sich auf Spannung, raffinierte Dialoge und vielleicht ein bisschen Gänsehaut. Doch was passiert? Statt Nervenkitzel gibt’s Genervtheit. Die Kommissare nuscheln, die Hintergrundmusik wummert, und man fragt sich spätestens bei der dritten Szene: „Hat der das jetzt wirklich gesagt – oder war das ein Mückenschwarm auf der Tonspur?“ Viele Zuschauer kapitulieren irgendwann und schalten die Untertitel ein – wenn sie überhaupt noch dranbleiben.

Und dann kommt irgendwann ein alter Hans-Moser-Film aus den 50ern. Schwarz-weiß, wienerisch, ein wenig verstaubt. Aber siehe da: Man versteht jedes einzelne genuschelte Wort. Ironischerweise sogar das, was nicht ganz deutlich gesprochen wird. Wie ist das möglich?

Die Sprachmisere des modernen Fernsehens

Moderne Produktionen arbeiten mit komplexen Tonmischungen. Da wird nicht einfach „aufgenommen, was gesagt wird“. Nein, da wird geschichtet: Musik, Umgebungsgeräusche, Effektspur, Atmo, ein bisschen Wind hier, ein paar Schritte da – und irgendwo dazwischen: der Dialog. Leider oft so leise, als würde er sich schüchtern entschuldigen, überhaupt da zu sein.

Dazu kommt, dass TV-Ton heute oft im 5.1-Format produziert wird. Das ist für Leute mit Heimkino-Anlage ein Fest. Für alle anderen – also den Großteil der Bevölkerung – ist es eher wie ein ungewolltes Hör-Experiment. Denn wer keinen Center-Lautsprecher hat (wo die Sprache eigentlich ausgegeben wird), hört vom Dialog vor allem das, was nichtgesagt wird. Nämlich: nichts Verständliches.

Alte Filme, alte Schule – und klarer Ton

Früher war nicht alles besser – aber vieles lauter. Zumindest sprachlich. Schauspieler wie Hans Moser, Theo Lingen oder Gustl Bayrhammer (für die Jüngeren: das war der Tatort aus München, als man noch „Guten Tag“ sagte) wurden so inszeniert, dass jedes Wort zählte. Die Mikrofone waren nicht versteckt irgendwo am Hemdkragen oder unterm Revers geklebt – sie waren da, wo sie hingehörten: vor dem Mund.

Die Sprache war das zentrale Element. Musik? Gab’s auch. Aber leise. Geräusche? Klar. Aber nicht so, dass man denkt, man sei live in einem Flugzeugtriebwerk. Dialoge waren damals keine Soundkulisse, sondern Informationsträger. Heute wirken sie oft wie eine Art Geheimcode für Leute mit Spezialausbildung.

Das betrifft viele – aber niemand redet drüber

Das größte Problem: Es geht nicht nur um Menschen mit Hörproblemen. Auch Menschen mit völlig intaktem Gehör fragen sich regelmäßig, ob es an ihrem Fernseher liegt – oder am Drehbuch, das anscheinend keine Pausen oder Betonungen mehr kennt. Laut einer Umfrage der Bitkom verwenden rund ein Drittel der Zuschauer regelmäßig Untertitel. Nicht, weil sie schlecht hören, sondern weil sie einfach nichts verstehen.

Besonders absurd: Wir reden ständig über Barrierefreiheit – aber wenn es ums gesprochene Wort im TV geht, scheint das Interesse zu enden. Als wäre der Zugang zu verständlicher Sprache kein Grundrecht. Die Lösung? Technisch gesehen wäre sie einfach:

  • Tonmischung für die Zielgruppe anpassen – also nicht fürs Kino, sondern für Wohnzimmerlautsprecher.
  • Optionale Tonspuren mit Dialogfokus anbieten (gibt es in England längst).
  • Bessere Schulung der Tontechniker für alltagsgerechte Abmischung.
  • TV-Geräte, die Sprache gezielt hervorheben (einige Soundbars bieten das inzwischen an).

Aber stattdessen: weiter wie bisher. Hauptsache, der Tatort wirkt möglichst authentisch. Dass der Zuschauer dabei nicht mehr mitkommt – Nebensache.

Und warum ist das ärgerlich?

Weil es schlicht unnötig ist. Es gibt keinen technischen Grund, warum Fernsehton so schlecht sein muss. Es ist eine Frage der Entscheidung – und der Haltung gegenüber den Zuschauern. Wer auf verständliche Sprache verzichtet, schließt Menschen aus: Ältere, Hörgeschädigte, Kinder, Nicht-Muttersprachler – und alle, die abends einfach nur mal in Ruhe einen Film schauen wollen, ohne Detektivarbeit mit den Ohren zu leisten.

Fazit: Mehr Hans Moser, weniger akustisches Chaos

Wenn man einen Film aus den 1950ern besser versteht als eine aktuelle Sonntagabendproduktion, stimmt etwas nicht. Und nein – das liegt nicht am Alter des Zuschauers, sondern am Zustand der Tonspur. Wer sich Mühe mit Bild, Kamera, Musik und Ausstattung gibt, sollte auch das Rückgrat jeder Erzählung nicht vergessen: die Sprache.

Bis sich das ändert, bleibt nur eins: Untertitel an, tief durchatmen – oder doch lieber Hans Moser. Da weiß man wenigstens, was man nicht versteht. Und das ist oft noch klarer als das, was man heute angeblich hören soll.

Tinnitus: Was das ständige Ohrgeräusch bedeutet – und was wirklich hilft

Tinnitus betrifft Millionen Menschen in Deutschland. Es handelt sich um ein ständig wahrgenommenes Geräusch im Ohr, das nicht durch eine äußere Schallquelle verursacht wird. Ob Pfeifen, Rauschen oder Zischen – die Ausprägungen sind vielfältig. Trotz seines weitverbreiteten Auftretens gibt es noch viele Missverständnisse über Ursachen, Behandlung und Verlauf.

Was genau ist Tinnitus?

Tinnitus ist ein Symptom, kein eigenständiges Krankheitsbild. Es beschreibt die subjektive Wahrnehmung eines Geräuschs, das nicht von einer äußeren Quelle stammt. Mediziner unterscheiden zwischen dem subjektiven und dem objektiven Tinnitus. Der objektive Tinnitus ist selten und kann beispielsweise durch Muskelkontraktionen oder Gefäßveränderungen verursacht werden. In über 95 Prozent der Fälle handelt es sich um einen subjektiven Tinnitus.

Wie entsteht Tinnitus?

Die Entstehung ist vielschichtig. Häufig liegt eine Innenohrschädigung zugrunde, etwa durch Lärm, Infektionen, Durchblutungsstörungen oder altersbedingte Degeneration. Eine Schädigung der Haarzellen führt zu veränderter Signalverarbeitung im Gehirn, wodurch das Phantomgeräusch entsteht. Auch Stress, Schlafmangel und psychische Belastungen können die Wahrnehmung verstärken oder das Auftreten begünstigen.

Akuter vs. chronischer Tinnitus

Ein akuter Tinnitus dauert weniger als drei Monate. In dieser Phase bestehen noch gute Chancen auf eine Rückbildung, insbesondere wenn eine Behandlung zeitnah erfolgt. Ein chronischer Tinnitus liegt vor, wenn das Ohrgeräusch länger als drei Monate besteht. Dann verändert sich die Verarbeitung der Hörinformationen im Gehirn dauerhaft.

Wann zum Arzt?

Bei plötzlichem Ohrgeräusch, insbesondere in Verbindung mit einer Hörminderung, sollte zeitnah eine ärztliche Abklärung erfolgen. Je früher ein Tinnitus behandelt wird, desto besser sind die Prognosen. Eine ausführliche HNO-ärztliche Untersuchung inklusive Hörtest, Tympanometrie und otoakustischer Emissionen ist Standard.

Therapieoptionen

Eine universelle Therapie für Tinnitus gibt es bislang nicht. Die Behandlung richtet sich nach Dauer, Auslösern und Belastungsgrad.

1. Medikamentöse Ansätze

Bei akutem Tinnitus kommen häufig Kortison-Präparate zum Einsatz, um Entzündungsprozesse im Innenohr zu hemmen. Auch durchblutungsfördernde Medikamente werden diskutiert, zeigen aber keine einheitlich belegte Wirkung.

2. Hörgeräte und Masker

Bei gleichzeitigem Hörverlust kann ein gut angepasstes Hörgerät helfen, den Tinnitus in den Hintergrund zu drängen. Spezielle Tinnitus-Masker erzeugen ein angenehmes Hintergrundgeräusch zur Ablenkung.

3. Soundtherapie

Individuell angepasste Klangtherapien (z. B. weißer Rauschgenerator, Naturklänge) können helfen, das Gehirn umzutrainieren. Ziel ist es, die Tinnitus-Wahrnehmung zu reduzieren.

4. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

Ein wissenschaftlich gut belegter Ansatz ist die kognitive Verhaltenstherapie. Sie zielt darauf ab, die Aufmerksamkeit vom Tinnitus wegzulenken, negative Gedankenmuster zu verändern und die Lebensqualität zu verbessern.

5. Neuromodulation

Neue Therapieansätze wie transkranielle Magnet- oder Gleichstromstimulation befinden sich in der klinischen Erprobung. Auch bimodale Stimulationen (z. B. Kombination aus Hör- und Stromreizen) werden untersucht.

Was hilft wirklich?

Tinnitus ist behandelbar, aber nicht immer heilbar. Eine Kombination aus Information, Akzeptanz und individuellen Therapieansätzen hat sich als wirksam erwiesen. Wichtig ist, sich nicht auf eine schnelle Lösung zu fixieren, sondern einen langfristigen, strukturierten Umgang zu entwickeln.

Fazit

Tinnitus ist ein komplexes Symptom, das unterschiedliche Ursachen haben kann. Die gute Nachricht: Es gibt heute eine Vielzahl an Therapiemöglichkeiten, die individuell angepasst werden können. Frühzeitige Diagnose, Aufklärung und eine interdisziplinäre Behandlung sind entscheidend für eine erfolgreiche Bewältigung.


Quellen:

  • Hesse G. et al., UPDATE HNO 2020/2021 und 2024/2025
  • Deutsche Tinnitus-Liga
  • Mazurek B. et al., Charité Tinnituszentrum Berlin

Meta-Titel: Tinnitus verstehen: Ursachen, Formen und was hilft

Meta-Beschreibung: Ständiges Ohrgeräusch? Dieser Artikel erklärt, wie Tinnitus entsteht, welche Therapieansätze sinnvoll sind und warum frühzeitige Hilfe entscheidend ist.

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Schwerhörigkeit im Alter: Warum gutes Hören auch das Gedächtnis schützt

Altersbedingte Schwerhörigkeit ist keine Bagatelle

Altersbedingte Schwerhörigkeit (Presbyakusis) betrifft etwa ein Drittel der Menschen über 65 Jahre. Dabei handelt es sich nicht um eine Erkrankung im klassischen Sinne, sondern um eine fortschreitende Abnahme der Hörfähigkeit, die in der Regel beide Ohren betrifft. Die Ursachen sind vielschichtig: genetische Veranlagung, Durchblutungsstörungen im Innenohr, Lärmexposition im Lebensverlauf und degenerative Prozesse im zentralen Hörsystem spielen eine Rolle.

Was passiert im Ohr?

Im Innenohr befinden sich Haarzellen, die Schallreize in elektrische Signale umwandeln. Mit zunehmendem Alter sterben diese Zellen langsam ab. Auch die sogenannten Bändersynapsen, die die Haarzellen mit dem Hörnerv verbinden, verlieren an Effizienz. Neue Studien belegen, dass selbst geringe Lärmexpositionen im Alltag zu Mikroschäden führen können. Dieser schleichende Prozess bleibt oft lange unbemerkt.

Schwerhörigkeit und kognitive Leistung

Aktuelle Studien zeigen eine enge Verbindung zwischen Schwerhörigkeit und dem Risiko für kognitive Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz. Eine zentrale Hypothese lautet: Wenn das Gehirn dauerhaft unterfordert ist, weil Hörinformationen fehlen oder unzureichend verarbeitet werden, schrumpfen Areale, die eigentlich für das Sprachverstehen zuständig sind. Zudem steigt die allgemeine kognitive Belastung, weil Betroffene versuchen, Gespräche trotz eingeschränkter Hörleistung zu verstehen.

Studienlage

Laut einer vielbeachteten Metaanalyse von Lin et al. (2011) steigt das Demenzrisiko mit dem Grad der Schwerhörigkeit: Leichte Hörminderung geht mit einem um ca. 20 Prozent erhöhten Risiko einher, bei starker Schwerhörigkeit steigt es auf über 80 Prozent. Eine deutsche Studie aus dem Jahr 2023 (Hesse et al.) bekräftigt diese Ergebnisse. Besonders relevant: Hörgeräte können diesen Prozess verlangsamen.

Warum Hörgeräte so selten genutzt werden

Trotz eindeutiger Vorteile trägt nur ein Teil der Betroffenen tatsächlich ein Hörgerät. Gründe sind unter anderem Scham, mangelnde Aufklärung, schlechte frühere Erfahrungen oder unzureichende Anpassung. Dabei ist belegt: Eine gute Hörgeräteversorgung verbessert nicht nur das Sprachverstehen, sondern kann auch die Lebensqualität und soziale Teilhabe deutlich steigern.

Der Zusammenhang mit Demenz

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat unbehandelte Schwerhörigkeit als einen der wichtigsten modifizierbaren Risikofaktoren für Demenz identifiziert. Sie empfiehlt, bereits ab dem 50. Lebensjahr regelmäßige Hörtests durchführen zu lassen. Frühzeitig erkannte Hörminderungen lassen sich oft mit einfachen Mitteln kompensieren.

Hörtraining und kognitive Reserve

Neben technischen Hilfsmitteln wie Hörgeräten rückt zunehmend auch das Hörtraining in den Fokus. Ziel ist es, das Gehirn gezielt zu trainieren, um Hörinformationen besser zu verarbeiten. Studien deuten darauf hin, dass dies auch positive Effekte auf die sogenannte kognitive Reserve haben kann. Je größer diese Reserve, desto besser kann das Gehirn altersbedingte Veränderungen kompensieren.

Fazit

Schwerhörigkeit im Alter ist mehr als ein „leiser“ Verlust. Sie kann weitreichende Folgen für das Gehirn, das soziale Leben und die Lebensqualität haben. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Regelmäßige Hörtests, gut angepasste Hörgeräte und gegebenenfalls ein gezieltes Hörtraining können helfen, geistig fit zu bleiben.


Quellen:

  • Hesse G. et al., UPDATE HNO 2024/2025
  • Lin F.R. et al., Arch Neurol. 2011;68(2):214-220.
  • WHO-Bericht: Risk Reduction of Cognitive Decline and Dementia, 2019

 

 

Meditation zur inneren Stabilisierung bei Morbus Menière

Einleitung

Menschen mit Morbus Menière erleben wiederkehrende Schwindelattacken, die nicht nur körperlich belastend sind, sondern auch zu innerer Unsicherheit und vegetativer Dysbalance führen können. In der Erfahrung vieler Betroffener trägt eine ruhige, atmungszentrierte Meditationspraxis zur Beruhigung des Nervensystems, zur emotionalen Stabilität und zur verbesserten Wahrnehmung des Körpers bei.

Die nachfolgende Übung dient der Unterstützung dieser Prozesse. Sie basiert auf Prinzipien der Achtsamkeit, somatischen Regulation und vegetativen Harmonisierung. Ziel ist es nicht, Symptome aktiv zu bekämpfen, sondern dem Körper die Möglichkeit zu geben, in einen Zustand innerer Ordnung zurückzufinden.

Bitte beachten Sie: Diese Meditation stellt kein Heilverfahren im medizinischen Sinne dar. Sie ersetzt keine ärztliche oder therapeutische Maßnahme, sondern kann eine wertvolle Ergänzung darstellen.


Voraussetzungen und Vorbereitung

Dauer der Übung:
10 bis 20 Minuten, je nach individueller Belastbarkeit

Empfohlene Haltung:

  • Aufrechter Sitz auf einem Stuhl oder Meditationskissen
  • Auch im Liegen möglich, sofern keine Kreislaufprobleme bestehen
  • Füße möglichst flach auf dem Boden, Hände ruhen auf den Oberschenkeln oder im Schoß

Umgebung:
Ein ruhiger Raum mit angenehmer Temperatur, ohne Ablenkung durch Mobilgeräte oder laute Geräusche. Dimmbare Beleuchtung oder natürliches Tageslicht sind günstig.

Hilfsmittel (optional):

  • Wärmekissen im Lendenbereich
  • Duftlampe mit ätherischem Öl (z. B. Lavendel oder Neroli)
  • Ein Glas stilles Wasser zur Vorbereitung und im Anschluss

Ablauf der Meditation

1. Ankommen – die äußere Welt loslassen

Setzen oder legen Sie sich bequem hin. Spüren Sie den Kontakt Ihrer Füße mit dem Boden, Ihres Beckens mit der Sitzfläche oder Ihres Körpers mit der Unterlage. Erlauben Sie sich, für einen Moment alles außen vor zu lassen, was Sie vorher beschäftigt hat.

Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment – nicht auf ein Ziel, nicht auf ein Problem, sondern auf das einfache Sein.

Nehmen Sie sich innerlich vor, während der Übung nichts verändern oder erzwingen zu wollen. Alles darf geschehen – oder auch nicht.

2. Die Atmung beobachten – ohne Eingriff

Lenken Sie nun Ihre Aufmerksamkeit sanft auf Ihren Atem. Versuchen Sie nicht, ihn zu steuern oder zu vertiefen. Beobachten Sie lediglich, wie er kommt und geht – durch die Nase ein, durch die Nase oder den leicht geöffneten Mund wieder aus.

Es kann hilfreich sein, eine stille innere Begleitung hinzuzufügen, wie etwa:

  • Beim Einatmen: „Ich komme zur Ruhe.“
  • Beim Ausatmen: „Ich bin getragen.“

Diese Formel können Sie – ohne Zwang – im Rhythmus der Atmung wiederholen. Lassen Sie Atempausen zu, wann immer sie sich von selbst einstellen.

3. Körpermitte spüren – das Zentrum finden

Richten Sie nun Ihre Wahrnehmung auf die Mitte Ihres Körpers – etwa zwei Fingerbreit unterhalb des Bauchnabels, etwas in der Tiefe. Diese Region wird in vielen Kulturen als Schwerpunkt des Menschen gesehen – als Ort der Ruhe, des Gleichgewichts und der Erdung.

Stellen Sie sich vor, Sie atmen mit jedem Einatmen in diesen Punkt hinein. Nicht anatomisch – sondern symbolisch. Lassen Sie mit jedem Ausatmen Spannung los, die Sie nicht mehr benötigen.

Wenn Ihre Gedanken abschweifen oder ein inneres Schwanken auftaucht, kehren Sie freundlich und ohne Bewertung wieder zu diesem Punkt zurück.

Wiederholen Sie bei Bedarf innerlich:

  • „Ich bin in meiner Mitte.“
  • „Ich vertraue meinem Körper.“
  • „Ich darf loslassen.“

4. Schwindel oder Druckgefühle: Wahrnehmen ohne Widerstand

Wenn während der Meditation Symptome auftreten – ein Druck im Ohr, ein leichtes Schwanken oder Ohrgeräusche – versuchen Sie, sie nicht zu bewerten. Nehmen Sie die Empfindungen wahr wie Wolken am Himmel: Sie kommen, verändern sich, ziehen weiter.

Stellen Sie sich vor, dass Sie wie ein Fels in der Brandung sind. Die Symptome sind wie Wellen: Sie berühren Sie, aber sie reißen Sie nicht um.

Verwenden Sie unterstützende innere Bilder, zum Beispiel:

  • Ein ruhiger See mit klarem Wasser
  • Ein Baum mit tiefen Wurzeln
  • Ein Berg, der in der Erde verankert ist

Lassen Sie diese Bilder aufsteigen – ohne Druck, ohne Erwartung. Sie müssen nichts sehen. Es reicht, sich für das Gefühl von Stabilität zu öffnen.

5. Abschluss – die innere Bewegung mitnehmen

Bleiben Sie nach der eigentlichen Meditation noch einen Moment ruhig sitzen oder liegen. Spüren Sie Ihren Körper von Kopf bis Fuß. Bewegen Sie langsam Ihre Hände und Füße, strecken Sie sich bei Bedarf.

Öffnen Sie in Ihrem eigenen Tempo die Augen. Wenn Sie möchten, trinken Sie ein Glas Wasser und notieren Sie sich ein paar Eindrücke der Übung: Welche Körperregionen waren besonders präsent? Welche Gedanken kamen? Wie fühlen Sie sich jetzt?


Hinweise zur regelmäßigen Anwendung

  • Tageszeit: Die Übung kann morgens zur Stabilisierung oder abends zur Entspannung durchgeführt werden.
  • Regelmäßigkeit: Zwei bis drei Mal pro Woche ist ein guter Anfang. Auch tägliches Üben ist möglich.
  • Dauer: Die Zeit kann je nach Verfassung angepasst werden. Schon fünf Minuten tägliche Ruhe können spürbare Veränderungen bewirken.

Rechtlicher Hinweis

Diese Anleitung dient ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzt keine ärztliche Untersuchung, Diagnose oder Behandlung. Bei gesundheitlichen Beschwerden, insbesondere bei neu auftretendem oder anhaltendem Schwindel, Druckgefühl im Ohr oder Hörminderung, ist eine ärztliche Abklärung erforderlich.

Die Inhalte dieses Textes geben kein Heilversprechen ab. Sie stellen keine Anleitung zur Selbstbehandlung im medizinischen Sinn dar. Die Anwendung erfolgt in eigener Verantwortung.

Morbus Menière – Unterstützung durch Ernährung, Mikronährstoffe & Heilpflanzen

Der Morbus Menière zählt zu den eher seltenen, aber für die Betroffenen sehr belastenden Erkrankungen des Innenohrs. Typisch ist das Auftreten anfallsartiger Schwindelattacken, begleitet von Ohrgeräuschen (Tinnitus), einem Druckgefühl im Ohr und meist einseitiger Hörminderung. Die Ursache ist nicht vollständig geklärt. Vermutet wird eine Fehlregulation des Endolymphvolumens im Innenohr, was zu einem sogenannten endolymphatischen Hydrops führt.

In der klassischen HNO-Medizin stehen medikamentöse und – in schweren Fällen – auch interventionelle Therapien im Vordergrund. Doch zunehmend interessieren sich Patientinnen und Patienten für ergänzende Maßnahmen, um den Körper zu unterstützen. Dieser Beitrag beleuchtet begleitende Optionen aus dem Bereich Ernährung, Mikronährstoffversorgung und Pflanzenmedizin. Dabei ist zu beachten: Die vorgestellten Inhalte dienen ausschließlich der Information und ersetzen keine ärztliche Beratung oder Behandlung.


1. Ziel unterstützender Maßnahmen

Begleitende Maßnahmen haben zum Ziel:

  • Die Häufigkeit und Intensität der Schwindelattacken zu reduzieren,
  • den Allgemeinzustand zu stabilisieren,
  • Stressreaktionen zu dämpfen,
  • antioxidative Schutzmechanismen zu fördern,
  • den Flüssigkeitshaushalt zu regulieren und
  • entzündlichen Vorgängen vorzubeugen.

2. Ernährung: Einfach, aber wirkungsvoll

Die Ernährung kann keinen Schub verhindern, aber Einfluss auf auslösende Faktoren wie Kreislaufinstabilität oder Entzündungsprozesse nehmen.

Empfohlene Grundprinzipien:

  • Salzreduktion: Eine natriumarme Ernährung (z. B. < 1500 mg/Tag) kann helfen, Flüssigkeitseinlagerungen im Innenohr zu minimieren. Verzichtet werden sollte auf stark verarbeitete Lebensmittel, Wurstwaren und salzhaltige Snacks.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: 1,5–2 Liter Wasser oder ungesüßter Kräutertee täglich unterstützen eine stabile Hydratation.
  • Verzicht auf Triggerstoffe: Alkohol, Koffein und Nikotin werden von vielen Betroffenen als Auslöser von Schwindelattacken beschrieben. Hier ist individuelle Beobachtung sinnvoll.
  • Antientzündliche Kost: Gemüsebetonte, mediterrane Ernährungsmuster mit viel Blattgrün, Beeren, Fisch und pflanzlichen Ölen können den oxidativen Stress verringern.

3. Mikronährstoffe: Unterstützung auf zellulärer Ebene

Hinweis: Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sollte grundsätzlich mit einer medizinischen Fachperson abgestimmt werden. Besonders bei paralleler Medikamenteneinnahme sind mögliche Wechselwirkungen zu berücksichtigen.

Potenzielle Unterstützer:

  • Ginkgo biloba (standardisierter Extrakt EGb 761): Kann die Mikrozirkulation im Innenohr fördern und antioxidativ wirken. Wird traditionell bei Tinnitus und Schwindel verwendet.
  • Magnesium: Wirkt gefäßerweiternd, entspannend auf die Muskulatur und kann vegetative Reizbarkeit mindern.
  • Vitamin B6 & B12: Wichtig für die Nervenfunktion und Regeneration. Ein Mangel kann zu sensiblen Störungen führen und sollte labordiagnostisch ausgeschlossen werden.
  • Coenzym Q10: Als zellulärer „Energieüberträger“ in den Mitochondrien könnte CoQ10 bei Energiemangelzuständen der Haarzellen unterstützend wirken.
  • Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA): Besitzen entzündungshemmende Eigenschaften, die sich positiv auf das Innenohrmilieu auswirken könnten.

Evidenz: Während einige dieser Mikronährstoffe in kleineren Studien oder Erfahrungsberichten positive Effekte gezeigt haben, fehlen bislang umfassende randomisierte kontrollierte Studien zur Wirkung beim Morbus Menière.


4. Heilpflanzen: Traditionelle Begleiter bei Gleichgewichtsstörungen

Viele Pflanzenstoffe können eine harmonisierende Wirkung auf das vegetative Nervensystem entfalten oder spezifische Symptome wie Übelkeit, Unruhe oder Ohrgeräusche lindern.

Pflanzen mit möglichem Nutzen:

  • Ingwer (Zingiber officinale): Antiemetisch, entzündungshemmend und zirkulationsfördernd. Kann bei schwindelassoziierter Übelkeit unterstützend wirken (z. B. als Tee, Extrakt oder Kapsel).
  • Mistel (Viscum album): In der anthroposophischen Medizin wird Mistel zur Regulation des autonomen Nervensystems genutzt. Die Studienlage zur Wirkung bei Schwindel ist begrenzt.
  • Baldrian & Passionsblume: Unterstützen bei innerer Unruhe, Anspannung und Schlafstörungen, die den Verlauf negativ beeinflussen können.
  • Weißdorn (Crataegus): Fördert die Herzleistung und Durchblutung, was sich günstig auf Kreislaufschwankungen auswirken kann.

Hinweis: Die Selbstmedikation mit Heilpflanzen sollte stets verantwortungsvoll erfolgen. Standardisierte Extrakte sind vorzuziehen. Bei bestehenden Erkrankungen oder Medikamenteneinnahme ist ärztlicher Rat unerlässlich.


5. Stressregulation & Schlaf: Schlüssel zur Stabilität

Morbus Menière reagiert bei vielen Betroffenen sensibel auf psychischen Stress. Eine gute Stressbewältigung kann somit wesentlicher Bestandteil der unterstützenden Behandlung sein.

Empfehlenswerte Maßnahmen:

  • Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft
  • Entspannungstechniken (z. B. progressive Muskelentspannung, Atemübungen)
  • Schlafhygiene (regelmäßiger Schlafrhythmus, Bildschirmpause vor dem Zubettgehen)
  • Tagebuch führen: zur Erkennung individueller Auslöser

6. Was sagt die Wissenschaft?

In den letzten Jahren wurde vermehrt untersucht, inwieweit Lebensstilfaktoren und orthomolekulare Ergänzungen Einfluss auf Erkrankungen des Innenohrs nehmen können.

Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, dass eine multimodale Herangehensweise – bestehend aus medikamentöser Therapie, Lebensstilmodifikation, audiologischer Versorgung und naturheilkundlicher Begleitung – zu besseren Langzeitergebnissen führen kann.


7. Rechtlicher Hinweis

Die in diesem Artikel dargestellten Informationen dienen der allgemeinen Aufklärung und sollen Patienten helfen, sich über begleitende Maßnahmen bei Morbus Menière zu informieren. Sie ersetzen nicht die fachliche Beratung durch einen Arzt oder eine andere medizinische Fachperson. Auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder pflanzlichen Präparaten sollte stets individuell abgeklärt werden. Es werden keine Heilversprechen abgegeben.


Quellen:

  • Hesse G. „Innenohrschwerhörigkeit und konventionelle Hörgeräte“, in: HNO Update 2024/2025
  • Schmäl F. „Vestibuläre Störungen“, in: HNO Update 2024/2025
  • Mazurek B. „Tinnitus“, in: HNO Update 2024/2025
  • Fischer H.P.A., Dietz D. Antworten auf Ihre Fragen – DMSO & Co., 3. Aufl. 2023

Allergien ganzheitlich betrachten: Naturheilkundliche Impulse zur Immunregulation

Allergien naturheilkundlich verstehen – Möglichkeiten der Unterstützung des Immunsystems

Allergische Erkrankungen gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden in den westlichen Industrienationen. Etwa jeder Dritte ist laut Robert Koch-Institut im Laufe seines Lebens betroffen – Tendenz steigend. Ob Pollenallergie (Heuschnupfen), Hausstaubmilbenallergie, Tierhaarallergie oder Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln: Allergien schränken die Lebensqualität vieler Menschen erheblich ein.

Während die konventionelle Medizin vor allem auf symptomlindernde Maßnahmen setzt, interessieren sich viele Betroffene auch für ergänzende naturheilkundliche Ansätze. Diese zielen darauf ab, das Immunsystem zu regulieren, entzündliche Prozesse zu beruhigen und den Körper ganzheitlich zu unterstützen. Dieser Artikel gibt einen Überblick über solche Möglichkeiten – zur allgemeinen Information, ohne therapeutische Empfehlung oder Werbung für konkrete Produkte oder Verfahren.


Was ist eine Allergie?

Der Begriff „Allergie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „veränderte Reaktion“. Medizinisch gesehen handelt es sich um eine überschießende Abwehrreaktion des Immunsystems auf einen eigentlich harmlosen Stoff – das sogenannte Allergen. Dieser Reiz führt zur Ausschüttung von Histamin und anderen Botenstoffen, die klassische Symptome wie:

  • Niesen und Fließschnupfen
  • Augenjucken und Tränenfluss
  • Hautausschlag, Juckreiz
  • Atemnot oder asthmatische Beschwerden
  • Magen-Darm-Reaktionen

auslösen können. Bei wiederholtem Kontakt mit dem Allergen reagiert der Körper in der Regel schneller und intensiver.


Zunehmende Belastung durch Umweltfaktoren

Die Häufigkeit allergischer Erkrankungen hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Wissenschaftler machen dafür unter anderem eine steigende Umweltbelastung verantwortlich. Chemische Zusatzstoffe in Lebensmitteln, Abgase, Konservierungsmittel, Reizstoffe in Reinigungs- und Kosmetikprodukten sowie belastetes Trinkwasser gelten als Faktoren, die das Immunsystem reizen oder überfordern können.

Auch eine unausgewogene Ernährung, ein Mangel an natürlichen Mikroorganismen (z. B. durch übermäßige Hygiene), chronischer Stress und ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus können das Gleichgewicht des Immunsystems beeinträchtigen.


Konventionelle Therapie: sinnvoll, aber symptomorientiert

Die schulmedizinische Behandlung von Allergien umfasst je nach Ausprägung:

  • Antihistaminika, die die Wirkung von Histamin blockieren
  • Kortikosteroide, die entzündungshemmend wirken
  • Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie) bei bestimmten Allergien

Diese Verfahren sind wissenschaftlich untersucht und können die Symptome in vielen Fällen lindern. Allerdings richten sie sich in erster Linie gegen die Folgen der Allergie, nicht gegen deren Ursachen. Zudem berichten manche Patienten über unerwünschte Wirkungen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Magenbeschwerden.


Naturheilkundliche Perspektiven: Den Körper ganzheitlich stärken

In der naturheilkundlichen Sichtweise wird die Allergie als Ausdruck eines irritierten oder überlasteten Immunsystems verstanden. Ziel ist es daher, die Regulationsfähigkeit des Körpers durch gezielte Unterstützung zu verbessern. Hierzu werden verschiedene Maßnahmen in Betracht gezogen – immer im Sinne einer komplementären, nicht ersetzenden Herangehensweise.

1. Darmsanierung: Die Basis des Immunsystems

Etwa 80 % unserer Immunzellen befinden sich im Darm. Eine gesunde Darmflora spielt daher eine entscheidende Rolle für ein ausgewogenes Immunsystem. Störungen der Darmflora durch Antibiotika, Fehlernährung oder Umweltbelastungen können das Gleichgewicht der Abwehrkräfte beeinträchtigen.

In der Naturheilkunde werden zur sogenannten Darmsanierung häufig eingesetzt:

  • Präbiotika (Ballaststoffe, die „gute“ Bakterien fördern)
  • Probiotika (lebende Mikroorganismen, z. B. Lactobazillen)
  • Pflanzliche Bitterstoffe zur Anregung der Verdauung
  • Basenreiche Ernährung
  • Heilerde oder Zeolith zur Bindung von Schadstoffen (nur unter fachlicher Anleitung)

Wissenschaftlich ist die Rolle der Darmflora für das Immunsystem gut belegt, auch wenn konkrete Maßnahmen zur Darmsanierung individuell abgestimmt werden sollten.

2. Entgiftung und Entsäuerung: Belastungen reduzieren

Einige naturheilkundliche Konzepte gehen davon aus, dass sich Umweltgifte und Stoffwechselprodukte im Gewebe ablagern und zu einer chronischen Reizlage führen können. Um dies zu vermeiden oder auszugleichen, empfehlen manche Therapeuten:

  • Heilfasten oder Intervallfasten
  • Pflanzliche Leber- und Nierenmittel (z. B. Mariendistel, Löwenzahn)
  • Ausleitungskuren mit spagyrischen oder homöopathischen Mitteln
  • Schwitzkuren, Basenbäder oder Trockenbürstenmassagen

Diese Maßnahmen sind nicht wissenschaftlich in ihrer Gesamtheit evaluiert, können aber subjektiv als wohltuend empfunden werden, wenn sie gut vertragen werden.

3. Immunsystem regulieren statt „stärken“

Ziel ist nicht die bloße Anregung des Immunsystems, sondern dessen gesunde Regulation. Besonders bewährt in der naturheilkundlichen Praxis haben sich folgende Substanzen:

  • Colostrum (Erstmilch von Rindern oder Ziegen): Enthält Immunglobuline, Wachstumsfaktoren und Zytokine, die das Immunsystem regulieren können. Studien zeigen Hinweise auf eine günstige Wirkung bei Durchfall und Immunschwäche.
  • Astragalus membranaceus (Tragantwurzel): In der traditionellen chinesischen Medizin seit Jahrtausenden verwendet. Studien deuten auf eine immunmodulierende Wirkung hin.
  • Heilpilze wie Reishi oder Maitake: Enthalten Beta-Glucane, die mit einer Normalisierung von Immunreaktionen in Zusammenhang gebracht werden.
  • Propolis: Ein von Bienen produziertes Kittharz mit antibakteriellen, antiviralen und entzündungshemmenden Eigenschaften. Wird traditionell auch bei allergischen Beschwerden verwendet.

4. Natürliche Antihistaminika

Einige Pflanzenstoffe scheinen histaminhemmende Eigenschaften zu haben. Dazu gehören:

  • Quercetin (z. B. in Rooibos-Tee, Zwiebeln, Äpfeln): Wird als natürliches Mastzellstabilisator diskutiert.
  • Vitamin C: Hat in hoher Dosierung antioxidative und entzündungsmodulierende Effekte.
  • OPC (Oligomere Proanthocyanidine) aus Traubenkernen: Antioxidativ, zellschützend.
  • Spirulina-Algen: Enthalten Phycocyanin, das laut Studien antiallergische Eigenschaften haben könnte.

Diese Substanzen können eine antientzündliche und antioxidative Ergänzung darstellen – insbesondere im Rahmen einer langfristigen Umstellung von Lebensstil und Ernährung.


Ernährung und Allergien: Histamin meiden – Nährstoffe zuführen

Eine temporär histaminarme Ernährung kann bei empfindlichen Personen hilfreich sein. Dazu gehören:

Histaminreiche Lebensmittel:

  • Gereifte Käsesorten, Wurstwaren, Sauerkraut, Fischkonserven
  • Alkohol (v. a. Rotwein), Zitrusfrüchte, Tomaten, Spinat, Schokolade

Histaminarme Alternativen:

  • Frisches Gemüse (z. B. Brokkoli, Zucchini)
  • Äpfel, Heidelbeeren, Mangos
  • Reis, Hirse, Hafer
  • Still mineral water, Kräutertees, Rooibos

Ziel ist es, das Immunsystem während der Umstellung zu entlasten. Nach erfolgreicher Stabilisierung kann die Ernährung in vielen Fällen wieder erweitert werden.

 

Fazit: Allergiebetroffene profitieren von einem ganzheitlichen Blick

Allergien sind komplexe Reaktionen eines überreizten Immunsystems. Die begleitende naturheilkundliche Betrachtung richtet sich nicht gegen einzelne Allergene, sondern setzt auf eine sanfte Regulierung des Organismus. Im Mittelpunkt stehen Darmgesundheit, gezielte Nährstoffzufuhr, die Reduktion von Umweltbelastungen sowie der Einsatz bewährter Natursubstanzen.

Welche dieser Ansätze individuell sinnvoll sind, hängt von vielen Faktoren ab – unter anderem von der Art der Allergie, bestehenden Vorerkrankungen, Lebensstil und persönlichen Vorlieben. Eine interdisziplinäre, verantwortungsvolle Begleitung ist hierbei stets empfehlenswert.


Quellenangabe:

Chrobok, Thomas. Medizinskandal Allergien – Allergie-Therapie, die zu Ihrer Heilung führt!, 2. Auflage, Vitaminum ProLife, Detmold, 2019.


Wichtiger Hinweis 

Die in diesem Artikel dargestellten naturheilkundlichen Maßnahmen dienen ausschließlich der allgemeinen Information. Sie stellen keine Heilaussage, keine Therapieempfehlung und keinen Ersatz für eine ärztliche Diagnose oder Behandlung dar. Bei gesundheitlichen Beschwerden oder Fragen zur Anwendung einzelner Substanzen wenden Sie sich bitte an eine medizinisch oder naturheilkundlich ausgebildete Fachperson Ihres Vertrauens.


Chronische Sinusitis und Nasenpolypen – Ursachen, Symptome, Tipps & Homöopathie

Chronische Sinusitis und Nasenpolypen – Wenn die Nase dauerhaft verstopft ist

Eine dauerhaft verstopfte Nase, Druckgefühl im Gesicht und eingeschränkter Geruchssinn – viele Menschen kennen diese Beschwerden. Häufig steckt eine chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen dahinter, die sogenannte chronische Sinusitis. Bei manchen Patienten entwickeln sich im Laufe der Zeit zusätzlich gutartige Schleimhautwucherungen in der Nase – die Nasenpolypen. Doch was genau sind die Ursachen, wie lassen sich die Beschwerden abgrenzen, und welche Möglichkeiten gibt es, sich selbst zu helfen?


Was ist eine chronische Sinusitis?

Die chronische Sinusitis ist eine langanhaltende Entzündung der Schleimhäute in den Nasennebenhöhlen, die über zwölf Wochen hinausgeht. Sie unterscheidet sich deutlich von der akuten Sinusitis, bei der meist Viren oder Bakterien beteiligt sind und die in der Regel nach einigen Tagen abklingt.

Typische Beschwerden sind:

  • Ständig verstopfte Nase
  • Druck oder Schmerzen in Stirn, Wangen oder hinter den Augen
  • Kopfschmerzen, besonders beim Bücken
  • Schleimfluss in den Rachen (postnasaler Tropf)
  • Riechstörungen bis hin zum Geruchsverlust
  • Chronischer Husten oder Räuspern, oft durch Schleim im Hals

Die Schleimhäute sind bei chronischer Sinusitis dauerhaft verdickt, der Schleimabfluss ist behindert, und in vielen Fällen liegt eine gestörte Reaktion des Immunsystems zugrunde.


Was sind Nasenpolypen – und warum entstehen sie?

Nasenpolypen sind gutartige Wucherungen der Schleimhaut, meist in den Nasennebenhöhlen oder in der Nasenhaupthöhle selbst. Sie können so groß werden, dass sie die Nasenatmung massiv beeinträchtigen.

Beschwerden durch Polypen können sein:

  • Dauerhaft verstopfte Nase, oft ohne klassischen Schnupfen
  • Näselnde Stimme
  • Einschränkung des Geruchs- und Geschmackssinns
  • Druckgefühl im Kopfbereich
  • Häufiger Schleimfluss nach hinten in den Rachen

Polypen treten oft zusammen mit chronischer Sinusitis auf – vor allem bei Patienten mit Allergien, Asthma oder einer Unverträglichkeit gegenüber Acetylsalicylsäure (ASS).


Polypen trotz Operation – warum sie oft wiederkommen

Viele Patienten berichten, dass sie bereits mehrfach an den Nasennebenhöhlen operiert wurden – und dennoch kehren die Polypen nach Monaten oder Jahren zurück. Dies liegt daran, dass die Ursache in einer dauerhaften Entzündungsbereitschaft der Schleimhaut liegt, nicht nur in einer mechanischen Blockade.

Deshalb ist es wichtig, die Schleimhautregeneration langfristig zu unterstützen – etwa durch entzündungshemmende Maßnahmen, eine gute Schleimhautpflege und bei Bedarf auch durch eine Regulation des Immunsystems.


Die Rolle der Darmflora bei chronischer Sinusitis

Ein oft übersehener, aber zentraler Aspekt bei chronischen Entzündungen der Atemwege ist die Darmflora. Der Darm spielt eine entscheidende Rolle für das Immunsystem – etwa 70 % aller Immunzellen befinden sich im Darm.

Ein gestörtes Mikrobiom, etwa nach Antibiotikagaben, häufiger Medikamenteneinnahme oder einseitiger Ernährung, kann die Abwehrkräfte schwächen und die Schleimhäute anfälliger für Entzündungen machen.

Daher kann es sinnvoll sein:

  • Pro- und Präbiotika gezielt einzusetzen
  • Zuckerarme, ballaststoffreiche Kost zu bevorzugen
  • Fermentierte Lebensmittel (z. B. Sauerkraut, Kefir) zu integrieren

Praktische Tipps zur Unterstützung der Nasenschleimhaut

  1. Nasenspülungen:
    Regelmäßige Spülungen mit Kochsalzlösung befreien die Nase von Schleim, Allergenen und Keimen. Empfehlenswert: ein- bis zweimal täglich.
  2. Luftbefeuchtung:
    Trockene Luft reizt die Schleimhäute. Luftbefeuchter oder feuchte Tücher auf der Heizung helfen, ein angenehmes Raumklima zu schaffen.
  3. Dampfinhalation:
    Inhalieren mit heißem Wasser, eventuell mit Salz oder Kamille, kann den Schleim lösen. Achtung: nicht bei akuter Eiterung oder starkem Druckgefühl verwenden.
  4. Allergenkarenz:
    Wenn eine Allergie bekannt ist (z. B. Hausstaub, Pollen), sollten die Auslöser nach Möglichkeit gemieden werden. Antiallergische Bettwäsche und Luftfilter können hilfreich sein.
  5. Schleimhautpflege:
    Nasensalben oder Sesamöl können ausgetrocknete Schleimhäute regenerieren.
  6. Ernährung:
    Eine entzündungsarme Ernährung mit viel Gemüse, Omega-3-Fettsäuren und wenig Zucker unterstützt die Schleimhautimmunität.

Homöopathische Mittel bei chronischer Sinusitis und Polypen

Homöopathie kann – individuell angewendet – einen sanften Impuls zur Selbstregulation geben. Hier eine Auswahl häufig eingesetzter Mittel:

  • Kalium bichromicum
    Zäher, fadenziehender Schleim; stechende Schmerzen; Verschlimmerung morgens oder bei Kälte.
  • Hydrastis canadensis
    Dicker, gelblich-klebriger Schleim; Gefühl von „hängendem“ Schleim; besonders bei älteren Menschen.
  • Lemna minor
    Verstopfte Nase durch Polypen; Geruchsverlust; Feuchtigkeit verschlimmert die Beschwerden.
  • Teucrium marum verum
    Juckreiz tief in der Nase; ständiges Niesen; Polypen trotz wiederholter Operationen.
  • Sanguinaria canadensis
    Rechtsseitige Beschwerden mit Kopfschmerzen; Schleim ist brennend und reizend.
  • Phosphorus
    Trockenheit, Neigung zu Nasenbluten; Schleimhautempfindlichkeit; erschöpfte, nervöse Patienten.
  • Calcarea carbonica
    Chronische Infektanfälligkeit; schleimhautbedingte Polypen; eher bei Kindern oder konstitutionell geschwächten Menschen.

Die Auswahl des passenden Mittels erfolgt idealerweise nach einer ausführlichen homöopathischen Anamnese. Auch Modalitäten wie Besserung durch Wärme oder Verschlechterung bei feuchtem Wetter können entscheidend sein.


Fazit

Chronische Sinusitis und Nasenpolypen gehören zu den häufigsten Ursachen für eine dauerhaft verstopfte Nase. Die Beschwerden sind für viele Betroffene belastend und langwierig. Eine umfassende Betrachtung – auch unter Einbeziehung der Schleimhautimmunität, der Darmgesundheit und homöopathischer Mittel – kann Wege zur Besserung eröffnen. Neben der klassischen Behandlung gibt es viele alltagstaugliche Maßnahmen, um die Nase zu entlasten und die Schleimhäute zu unterstützen.


Verwendete Quelle:
Fokkens WJ, Lund VJ, Hopkins C et al. EPOS 2020: European Position Paper on Rhinosinusitis and Nasal Polyps 2020. Rhinology. 2020 Feb;58(Suppl S29):1-464. DOI: 10.4193/Rhin20.600


Hinweis zur Homöopathie 

Die Homöopathie ist ein eigenständiges Therapiesystem, dessen Wirksamkeit von der evidenzbasierten Medizin nicht anerkannt ist. Die genannten Mittel und Empfehlungen ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Bei anhaltenden oder schwerwiegenden Beschwerden suchen Sie bitte ärztlichen Rat.

Rechtlicher Hinweis:
Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und ersetzt keine persönliche Beratung, Untersuchung oder Behandlung durch einen approbierten Arzt oder Heilpraktiker.

PREDMEN-Studie: Kortison-Injektionen bei Morbus Menière – neue Daten in Sicht

Neue Studie untersucht Kortison-Injektionen bei Morbus Menière

Morbus Menière ist eine Erkrankung des Innenohrs, die sich durch wiederkehrende Schwindelanfälle, Hörminderung, Tinnitus und Druckgefühl im Ohr äußert. Für viele Betroffene bedeuten die Symptome eine starke Einschränkung der Lebensqualität. Neben allgemeinen Maßnahmen wie salzarmer Ernährung und Medikamenten werden auch gezielte Behandlungen mit Kortison direkt ins Mittelohr angewendet – sogenannte intratympanale Injektionen.

Doch wie gut wirken diese Kortison-Injektionen wirklich? Eine groß angelegte neue Studie aus den Niederlanden, die sogenannte PREDMEN-Studie, untersucht nun diese Frage auf hohem wissenschaftlichem Niveau.


Worum geht es in der PREDMEN-Studie?

Die PREDMEN-Studie (The PREDnisolone in MENière’s Disease trial) ist eine Phase-3-Studie mit dem Ziel, die Wirksamkeit von intratympanalem Methylprednisolon im Vergleich zu einem Placebo (Kochsalzlösung) zu beurteilen. Sie wird in sechs Krankenhäusern in den Niederlanden durchgeführt und ist als doppelblinde, randomisierte und placebokontrollierte Studie konzipiert – dem Goldstandard klinischer Forschung.

Insgesamt sollen 148 Patientinnen und Patienten mit einseitigem Morbus Menière in die Studie aufgenommen werden. Sie erhalten entweder eine Injektion mit Kortison (Methylprednisolon 62,5 mg/ml) oder eine Injektion mit Kochsalzlösung – jeweils zu Beginn der Studie und erneut nach zwei Wochen.


Was wird genau untersucht?

Ziel der Studie ist es, herauszufinden, ob die Kortison-Injektionen die Anzahl und Schwere der Schwindelanfälle reduzieren können. Dabei wird die Häufigkeit der Attacken über ein Jahr hinweg beobachtet.

Die wichtigsten Punkte im Überblick:

  • Zielgröße: Anzahl der Schwindelanfälle pro Patient.
  • Messung: Mit Hilfe einer App („DizzyQuest“) erfassen die Teilnehmenden ihre Beschwerden täglich.
  • Weitere untersuchte Faktoren:
    • Hörvermögen
    • Tinnitus-Belastung
    • Lebensqualität
    • Nebenwirkungen und Sicherheit
    • Notwendigkeit zusätzlicher Behandlungen
    • Wirtschaftlichkeit (Kosten-Nutzen-Verhältnis)

Warum ist diese Studie wichtig?

Bisherige Studien zu diesem Thema waren oft klein und methodisch schwach. Eine Cochrane-Übersichtsarbeit aus der Vergangenheit wies explizit darauf hin, dass eine größere, gut durchgeführte Studie dringend notwendig sei. Die PREDMEN-Studie erfüllt nun genau diese Anforderungen.

Die Ergebnisse werden helfen zu klären, ob intratympanales Kortison eine sinnvolle Behandlungsoption bei Morbus Menière ist – und für welche Patienten besonders.


Wie funktioniert eine intratympanale Kortison-Injektion?

Bei dieser Behandlung wird eine kleine Menge Kortisonlösung direkt durch das Trommelfell in das Mittelohr eingebracht. Dort kann der Wirkstoff über das sogenannte „Rundfenster“ ins Innenohr gelangen. Die Injektion erfolgt in der Regel ambulant unter lokaler Betäubung. Der Eingriff dauert nur wenige Minuten und ist wenig belastend.


Was erwartet man sich von der Behandlung?

Kortison soll durch seine entzündungshemmende Wirkung eine Reizung des Innenohrs lindern und dadurch die Schwindelattacken reduzieren. Im Unterschied zu Gentamicin (einer alternativen Therapie, siehe vorheriger Blogartikel) ist das Risiko für eine Hörverschlechterung deutlich geringer. Es handelt sich also um eine vergleichsweise schonende Option.


Wann sind erste Ergebnisse zu erwarten?

Die Patientennachbeobachtung dauert insgesamt zwölf Monate. Erste Ergebnisse könnten frühestens Ende 2025 veröffentlicht werden. Da es sich um eine hochwertige Studie handelt, werden ihre Daten voraussichtlich in Fachzeitschriften publiziert und auf internationalen Kongressen vorgestellt.


Was bedeutet das für Betroffene?

Die PREDMEN-Studie liefert hoffentlich bald verlässliche Daten darüber, wie wirksam Kortison-Injektionen gegen die Schwindelanfälle bei Morbus Menière sind. Bis dahin bleibt die Entscheidung für oder gegen eine solche Behandlung eine individuelle Frage – abhängig vom Beschwerdebild, bisherigen Therapieversuchen und der Beratung durch den behandelnden Arzt.


Quelle:
Boreel MME, van Esch B, Schermer TR, et al. The effectiveness of intratympanic injections with methylPREDnisolon versus placebo in the treatment of vertigo attacks in MENière’s disease (PREDMEN trial): a study protocol for a phase-3 multicentre, double-blinded, randomised, placebo-controlled trial. BMJ Open. 2024 Aug;14(8):e076872. PMID: 39209781. PMCID: PMC11367374

Morbus Menière: Gentamicin oder Kortison – was hilft besser?

Morbus Menière ist eine chronische Erkrankung des Innenohrs, die den Alltag der Betroffenen massiv beeinträchtigen kann. Charakteristisch sind anfallsartiger Drehschwindel, Hörminderung, Ohrgeräusche (Tinnitus) und ein Druckgefühl im Ohr. Die Erkrankung verläuft in Schüben und kann mit der Zeit das Hörvermögen weiter verschlechtern.

Für Patientinnen und Patienten, bei denen konservative Maßnahmen wie salzarme Ernährung, Diuretika oder Betahistin nicht ausreichend helfen, stehen sogenannte intratympanale Therapien zur Verfügung. Dabei wird ein Medikament direkt in das Mittelohr eingebracht. Zwei etablierte Wirkstoffe kommen hier infrage: Gentamicin und Kortikosteroide(z. B. Dexamethason).

Eine neue systematische Übersichtsarbeit mit Metaanalyse, veröffentlicht 2024 im Fachjournal Frontiers in Neurology, vergleicht diese beiden Behandlungsoptionen miteinander – mit spannenden Erkenntnissen.


Wie wirkt Gentamicin?

Gentamicin ist ein Antibiotikum, das selektiv das Gleichgewichtsorgan im Innenohr schädigt. Was zunächst paradox klingt, ist in diesem Fall gewünscht: Durch eine gezielte Dämpfung der überaktiven Gleichgewichtsorgane lässt sich der Schwindel kontrollieren. Die Therapie erfolgt meist in mehreren Sitzungen, wobei das Medikament durch das Trommelfell injiziert wird.

Vorteil: Sehr gute Kontrolle des Drehschwindels.
Nachteil: Risiko einer bleibenden Verschlechterung des Hörvermögens.


Wie wirken Kortikosteroide?

Kortikosteroide wie Dexamethason wirken entzündungshemmend und abschwellend. Bei der intratympanalen Anwendung scheinen aber auch andere Qualitäten zu wirken. Auch sie können durch das Trommelfell ins Mittelohr eingebracht werden. Ihre Wirkung auf den Schwindel ist in vielen Fällen gut, aber tendenziell schwächer als bei Gentamicin.

Vorteil: Schonender für das Gehör.
Nachteil: Möglicherweise geringere Schwindelkontrolle.


Was sagt die aktuelle Forschung?

Die Metaanalyse von Zhang et al. (2024) hat 17 hochwertige Studien mit insgesamt 984 Patienten ausgewertet. Das wichtigste Ergebnis:

  • Gentamicin war effektiver bei der Kontrolle des Schwindels (Odds Ratio 2,07).
  • Kortikosteroide zeigten sich deutlich sicherer in Bezug auf das Gehör.
  • In Bezug auf Tinnitus oder Lebensqualität ergaben sich keine signifikanten Unterschiede.

Die Autoren betonen, dass die Auswahl des Medikaments individuell erfolgen sollte – je nach Beschwerden, Leidensdruck und Restgehör.


Für wen eignet sich welche Therapie?

Gentamicin eignet sich vor allem für:

  • Patientinnen und Patienten mit stark einschränkenden Schwindelattacken
  • Fälle mit bereits eingeschränktem Hörvermögen auf dem betroffenen Ohr

Kortikosteroide eignen sich besser für:

  • Personen mit noch gutem Gehör auf dem erkrankten Ohr
  • Leichteren Schwindelverläufen
  • Wunsch nach möglichst nebenwirkungsarmer Behandlung

Wie läuft eine intratympanale Therapie ab?

Beide Medikamente werden mithilfe einer feinen Nadel direkt ins Mittelohr injiziert. Dies erfolgt ambulant und unter lokaler Betäubung. Die Flüssigkeit gelangt durch das sogenannte Rundfenster in das Innenohr und entfaltet dort ihre Wirkung.

Nach der Injektion sollte der Kopf für etwa 20-30 Minuten ruhig gelagert werden. In vielen Fällen sind mehrere Sitzungen im Abstand von einigen Tagen erforderlich.


Gibt es Risiken?

Gentamicin:

  • Hörverschlechterung (in bis zu 30 % der Fälle)
  • Gleichgewichtsstörungen in den ersten Tagen nach der Injektion

Kortikosteroide:

  • Sehr geringe Nebenwirkungen
  • In seltenen Fällen: lokale Reizung im Mittelohr

Fazit: Eine individuelle Entscheidung

Die Wahl zwischen Gentamicin und Kortikosteroiden ist keine pauschale Entscheidung, sondern hängt vom individuellen Krankheitsverlauf und den Therapiezielen ab. Wer unter schwerem Schwindel leidet, profitiert möglicherweise mehr von Gentamicin – auch wenn dies mit einem höheren Risiko für Hörschäden verbunden ist. Kortikosteroide sind hingegen die schonendere Variante und oft die erste Wahl bei Patienten mit erhaltenem Gehör.

Wichtig ist, sich umfassend über die Möglichkeiten zu informieren und gemeinsam mit der behandelnden Fachärztin oder dem Facharzt abzuwägen, welches Vorgehen in der individuellen Situation am sinnvollsten ist.


Quelle:
Zhang Y, Li X, Chen Y, Zhang H, Zhou M, Shen H. Comparative efficacy of intratympanic gentamicin and intratympanic corticosteroid in the treatment of Meniere’s disease: a systematic review and meta-analysis. Front Neurol. 2024;15:1471010. doi:10.3389/fneur.2024.1471010



Die 5 wichtigsten homöopathischen Mittel bei Schwindel und Morbus Menière

Homöopathie bei Schwindel und Morbus Menière: Natürliche Unterstützung für das Gleichgewicht

Einleitung

Schwindel ist ein Symptom, das viele Ursachen haben kann. Besonders belastend sind Drehschwindelanfälle im Rahmen des Morbus Menière, die oft mit Ohrensausen und Hörverlust einhergehen. Während die Schulmedizin häufig mit durchblutungsfördernden Medikamenten, Infusionen oder operativen Maßnahmen arbeitet, bietet die Homöopathie eine sanfte und individuelle Möglichkeit, den Körper auf natürliche Weise zu unterstützen.

In meiner Praxis habe ich bereits viele Patienten mit homöopathischen Mitteln begleitet. Die Erfahrungen zeigen, dass eine gezielte Auswahl von Arzneien zur Linderung akuter Schwindelattacken beitragen und langfristig die Anfallshäufigkeit reduzieren kann.

Homöopathische Ansätze bei Schwindel

Homöopathie betrachtet nicht nur die Erkrankung, sondern den gesamten Menschen. Ziel ist es, die Selbstregulation des Körpers zu fördern und eine nachhaltige Stabilität des Gleichgewichtssinns zu erreichen. Dabei wird unterschieden zwischen:

  1. Akut auftretendem Schwindel, der oft plötzlich beginnt und mit Übelkeit, Angst oder Benommenheit einhergeht.
  2. Chronischem oder wiederkehrendem Schwindel, der über längere Zeiträume besteht und typischerweise an bestimmte Auslöser gebunden ist.

Die Mittelwahl erfolgt individuell und orientiert sich an den spezifischen Symptomen. In der akuten Phase kann eine homöopathische Arznei gezielt zur Linderung der Beschwerden eingesetzt werden. Bei wiederkehrenden Schwindelattacken wird die Therapie oft auf eine längerfristige Regulierung des Gleichgewichtssinns ausgerichtet.

Bewährte homöopathische Mittel bei Schwindel und Morbus Menière

Es gibt verschiedene homöopathische Arzneien, die sich in meiner Praxis besonders bewährt haben. Einige der wichtigsten sind:

  • Conium maculatum – Hilfreich bei Schwindel, der durch Kopfbewegungen ausgelöst wird, etwa beim Umdrehen im Bett oder Aufstehen aus dem Sitzen.
  • Chininum sulfuricum – Geeignet für Patienten mit Morbus Menière, die neben Schwindel auch Tinnitus und Hörminderung erleben.
  • Gelsemium sempervirens – Unterstützend bei Benommenheitsgefühl, Schwäche und verschwommenem Sehen während einer Schwindelattacke.
  • Cocculus indicus – Besonders hilfreich, wenn der Schwindel mit Übelkeit oder nach Schlafmangel auftritt.
  • Bryonia alba – Wird oft eingesetzt, wenn der Schwindel bei Bewegung verstärkt wird und Betroffene sich nur in Ruhe besser fühlen.

Je nach individueller Symptomatik wird eines oder eine Kombination dieser Mittel ausgewählt. Die richtige Arznei kann dabei helfen, den Körper gezielt zu unterstützen.

Akute vs. vorbeugende homöopathische Behandlung

Die homöopathische Behandlung kann sowohl in der akuten Phase als auch zur Vorbeugung eingesetzt werden.

  • Akute Schwindelanfälle können mit homöopathischen Mitteln begleitet werden, die gezielt auf die auftretenden Symptome abgestimmt sind. Die Einnahme erfolgt nach Bedarf, um eine schnelle Erleichterung zu erzielen.
  • Vorbeugende Maßnahmen zielen darauf ab, die Empfindlichkeit gegenüber Auslösern zu reduzieren und die Häufigkeit der Schwindelattacken langfristig zu verringern. Hierbei erfolgt die Mittelwahl basierend auf der individuellen Konstitution des Patienten.

Viele Patienten berichten, dass mit einer homöopathischen Begleitung die Intensität und Häufigkeit der Anfälle über die Zeit spürbar nachgelassen haben.

Wichtiger rechtlicher Hinweis

Homöopathie ist eine individuelle Therapieform, die auf der Erfahrung und den Beobachtungen von Therapeuten basiert. Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit bei Schwindel oder Morbus Menière sind begrenzt, und die Therapie stellt keine Alternative zu einer schulmedizinischen Diagnostik dar. Daher sollte die homöopathische Behandlung immer in Absprache mit einem Arzt oder Heilpraktiker erfolgen.

Fazit

Homöopathie kann eine wertvolle Unterstützung für Menschen sein, die unter Schwindel oder Morbus Menière leiden. Die individuell abgestimmte Mittelwahl ermöglicht es, akute Beschwerden zu lindern und langfristig das Gleichgewichtssystem zu stabilisieren. In meiner Praxis konnte ich bereits viele positive Veränderungen beobachten – eine gezielte Beratung ist jedoch unerlässlich, um das passende Mittel zu finden.