Riechstörung

Geruchsverlust-Riechstörung

Riechstörung nach Infekt wie z.B. Corona

Vielleicht lassen sie mich heute, ihnen die Angst vor einer Geruchsstörung nach einem Infekt nehmen. Jeder von uns hatte mal einen ordentlichen Schnupfen oder sogar eine kräftige Erkältung. Selbst den gefürchteten Männerschnupfen haben die Hälfte von uns schon mal überlebt. Den gibt es wirklich und die meisten Frauen können nicht verstehen, wie es uns dabei geht.

Als Komplikation bei einem ordentlichen Infekt kann es zu einer kurzen, längeren oder sogar bleibenden Störung der Riechfunktion kommen. Die allermeisten Fälle sind die kurzzeitigen Geruchsstörungen während des Infektes.

Dauert die Riechstörung jedoch länger bzw. ist sie komplett, dann sollte der Betroffene den Hals- Nasen- Ohrenarzt aufsuchen. Hier muss gehandelt werden. Jeder meiner Kollegen hat sein spezielles Behandlungsschema und wenn man sie früh anwendet, können bleibende Schäden abgewendet werden.

Seit 2019/2020 oder früher (wer weiß) ist nun ein neuer Spieler mit von der Partie. Das Coronavirus hält uns fest in seinem Bann und eine der Kardinalsymptome sind Störungen der Geruchs- und Geschmacksfunktion.

Untersuchung bei Riechstörung

Die Endoskopie der Nase ist die wichtigste Untersuchung bei einer Geruchsstörung.

In meiner Praxis führe ich eine vollständige Untersuchung des HNO-Gebietes durch, mache einen Geruchstest und lege dabei besonderen Wert auf die Nasenendoskopie. Bei Bedarf schwelle ich die Nase mit einem „Otriven“-getränkten Tupfer ab, der für 20 Minuten in den beiden Nasenhaupthöhlen bleibt.

Dann hat man einen noch besseren Überblick. Nasenpolypen, die sich aufgrund des Infektes vergrößert haben, können genauso für Riechstörungen verantwortlich sein, wie eine Schwellung der intranasalen Schleimhäute. Die Polypen können sich über der meist geschwollen unteren Nasenmuschel verstecken und werden erst nach dem Abschwellen der Nasenmuscheln sichtbar.

Weitere Diagnostik bei Geruchsverlust

Nach der ausführlichen HNO-Untersuchung sind nun die bildgebenden Verfahren gefragt. Allen voran die Computertomographie der Nasennebenhöhlen. Die Computertomographie ist bislang das beste Verfahren zur Beurteilung des Siebbeins und des oberen Nasenseptums, eben dem Bereich, in dem das Riechen vornehmlich stattfindet. Eine Magnetresonanztomographie (Kernspintomographie) löst in dem Bereich nicht befriedigend auf, dennoch sollte vor allem bei jüngeren Patienten eine Kernspintomographie gewählt werden aufgrund der nicht vorhandenen Strahlung. Natürlich hilft auch eine digitale Volumentomographie weiter (DVT), die jedoch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet wird.

Riechtest

Der Geruchstest hat sich seit der Einführung von „Sniffin Sticks“ deutlich vereinfacht und man erhält schnell eine valide Aussage zum Geruchsvermögen. Es handelt sich dabei um zwölf unterschiedlichste Riechstifte, deren Geruch den Patienten präsentiert wird und diese dann aus einer Auswahl den richtigen Geruch herausfinden sollen. In vielen Fällen hilft auch der Geschmackstest über die Zunge weiter. Eine so genannte Schwellendiagnostik, bei der die Gerüche in unterschiedlichen Konzentrationen präsentiert werden, ist eher den klinischen Zentren vorbehalten, da diese Diagnostik zeitraubend und nicht erstattungsfähig ist.

Therapie der Riechstörung in meiner Praxis

Meine Behandlung einer Riech- und Geruchsstörung nach bzw. während eines Infektes basiert auf:

  • Infektbekämpfung
  • Antientzündlicher Therapie
  • Lokal abschwellende Maßnahmen
  • Akupunktur
  • Riechtraining
  • Allgemeine Unterstützung

Infektbekämpfung

Erhalte ich während der Untersuchung beziehungsweise nach der Abstrichuntersuchung den Verdacht eines bakteriellen Infektes, führe ich eine antibiotische Behandlung über 10 – 14 Tage durch. Bei viralen Infekten kann selbstverständlich darauf verzichtet werden. Eine Sekretlösung ist auf jeden Fall über 14 Tage sinnvoll (z.B. die bekanntesten Vertreter: Soledum forte (r), Gelomyrtol forte (r), Sinupret (r) oder ähnliche)

Gerne empfehle ich auch Schüssler – Salze. Insbesondere die Nummern 3,4,6 und 8 sind bei Infekten jeder Art in der richtigen Reihenfolge gute Helferlein.

Lokale antientzündliche Therapie

Durch Schleimhautschwellung im Bereich der Nase und insbesondere des Riechepithels kommt es zur Beeinträchtigung des Riechvermögens. Lokal abschwellende und antientzündlich wirkende Nasensprays sollten daher über mindestens 4-8 Wochen angewendet werden. Kortisonhaltige Nasensprays erfüllen die Voraussetzungen dafür. Sie sind als Allergienasenspray mit Mometason sogar mittlerweile frei verkäuflich in der Apotheke zu bekommen. Jetzt kommt es noch auf die korrekte Anwendung an. Man sprüht mit der rechten Hand ein bis zwei Sprühstöße ins linke Nasenloch und mit der linken Hand ebenso ins rechte Nasenloch. Der Kopf ist in normaler, gerader Haltung. Ich empfehle die Anwendung morgens und abends. Man beachte aber, dass die Schleimhäute durchaus austrocknen können, daher sollte begleitend eine pflegende Nasensalbe angewendet werden.

Akupunktur

Nachdem der heilige Corona Virus in meine Praxis einzog und viele Menschen mit hartnäckigen Riechstörungen den Weg zu mir gefunden haben, habe ich mich auch der Akupunktur bedient. Weit über zwei Drittel meiner Patienten berichten von einer deutlichen Verbesserung bereits nach fünf Behandlungen.

Ich wende eine Kombination aus der YNSA Akupunktur nach Yamamoto, der klassischen chinesischen Akupunktur und der französischen Ohrakupuntur an. Sollten die Patienten unter Allergien oder einer chronischen Sinusitis leiden, werden diese Erkrankungen meist auch verbessert. Eine Behandlung dauert bis zu 30 Minuten.

Ich empfehle zunächst 5 Sitzungen im wöchentlichen Abstand. Kommt es darunter zu einer Verbesserung empfehle ich weitere fünf Behandlungen im vierzehntägigen Abstand. Danach entscheidet der Erfolg, ob weitere Sitzungen erforderlich sind.

Riechtraining

Mehrere Studien konnten beweisen, dass ein Riechtraining die Chancen einer Erholung der Riechfunktion deutlich erhöht. Dies kann man zum einen mit industriell gefertigten Riechstiften (z.B. Sniffin Sticks (r), ca. 50 Euro) durchführen oder die günstigere Variante wählen und mit Produkten arbeiten, die man kennt und zu Hause hat. Dabei schließt man die Augen, „visualisiert“ den Geruch – man stellt sich genau vor, wie der Stoff riechen soll – und dann riecht man mit geschlossenen Augen daran. Man testet also nicht, ob man den Stoff riecht, sondern macht es genau umgekehrt. Man ruft sich somit den Geruch wieder in das Gedächtnis

Allgemeine Maßnahmen bei Geruchsstörung

Eine Nasendusche, die man zweimal täglich anwendet, und eine Nasensalbe sind sehr gute unterstützende Hilfsmittel. Nicht zu vergessen sind Vitamin A Tropfen (z.B. Vitradral Tropfen (r)), die man morgens und abends in Kopf – Hängelage in jedes Nasenloch einträufelt und etwas einwirken lässt. Manchmal empfehle ich auch noch einen Vitamin B Komplex (z.B. Neurobion (r)) und Zink (Zinkorotat (r)) für ein bis zwei Monate.

Erfolgsaussichten

Sie merken, eine Geruchsstörung kann mit einigem Aufwand behandelt werden. Die Erfolgschancen kann man dennoch nicht genau einschätzen. Die Behandlung einer Störung des Riechvermögens ist und bleibt schwierig. Auf einem Kongress wurde eine mögliche Regenerationszeit von bis zu fünf Jahren angegeben – das gibt immerhin Hoffnung! Gewöhnlich kommt das Riechvermögen innerhalb weniger Wochen bis zu einem Jahr zurück.

Manchen Patienten würde ich gerne ein Geduldsmedikament verordnen, welches aber nicht gibt.

Ein Patient, der sich vor 4 Wochen mit einer Geruchsstörung in meiner Praxis vorstellte, kam diese Woche zur Verlaufskontrolle und er war überglücklich, dass er bereits nach wenigen Tagen wieder riechen konnte, obwohl die Probleme vor der Behandlung bereits einige Wochen bestanden. Lassen sie sich nicht entmutigen und lassen sie bitte nicht den Kopf hängen. Ihr Hals- Nasen- Ohrenarzt hilft ihnen gerne weiter.

Mit der Einführung der Akupunktur haben sich die Erfolgsaussichten gefühlt deutlich verbessert. In neuem Deutsch würde man “Gamechanger” sagen. Ich bin einfach nur dankbar, dass es so gut funktioniert.

Ich wünsche jedem Leser und nicht zuletzt jedem Verzweifelten viel Erfolg bei der Genesung!

Ihr

Dr. Holger Dewes