Phobischer Schwankschwindel (PPV) – Ein Überblick für Patienten

Schwindel ist neben Kopfschmerzen eines der häufigsten Symptome in der Neurologie und kann eine Vielzahl von Ursachen haben. Eine besonders häufige und oft übersehene Form des Schwindels ist der phobische Schwankschwindel (Phobic Postural Vertigo, PPV). Dieser Artikel soll Ihnen einen umfassenden Überblick über PPV geben, damit Sie besser verstehen, was diese Erkrankung ausmacht, wie sie diagnostiziert wird und welche Therapiemöglichkeiten es gibt.

Was ist phobischer Schwankschwindel?

Phobischer Schwankschwindel ist eine funktionelle Schwindelerkrankung, die sich durch episodischen Schwankschwindel und eine Unsicherheit beim Stehen und Gehen auszeichnet, obwohl keine organischen Ursachen feststellbar sind. Patienten beschreiben oft ein Gefühl von Benommenheit, fluktuierende Unsicherheit und eine Angst vor dem Fallen, ohne tatsächlich zu stürzen.

Symptome des phobischen Schwankschwindels

Die typischen Symptome von PPV umfassen:

  • Schwankschwindel: Ein Gefühl, als ob der Boden unter den Füßen schwankt oder als ob man sich auf einem schwankenden Untergrund befindet.
  • Unsicherheit beim Stehen und Gehen: Besonders in Situationen wie beim Überqueren von Brücken, beim Autofahren, in großen Menschenansammlungen oder in weiten, offenen Räumen.
  • Angst und vegetative Symptome: Häufig treten während oder nach den Attacken auch Angstgefühle und vegetative Symptome wie Schwitzen, Herzklopfen oder Zittern auf.
  • Verminderte Beschwerden durch Alkohol: Viele Patienten berichten, dass leichter Alkoholkonsum ihre Symptome lindert.

Ursachen und Auslöser

Die genauen Ursachen von PPV sind noch nicht vollständig geklärt. Häufig tritt die Erkrankung nach einer organischen vestibulären Störung (wie einer abgelaufenen Neuritis vestibularis oder einem benignen peripheren paroxysmalen Lagerungsschwindel, BPPV) oder nach psychosozialen Belastungssituationen auf. Patienten mit PPV neigen oft zu zwanghaften und perfektionistischen Persönlichkeitszügen und zeigen eine reaktiv-depressive Symptomatik.

Epidemiologie

Laut einer retrospektiven Analyse von 4214 Patienten in einer überregionalen Spezialambulanz für Schwindel von 1989 bis 2002 ist PPV mit 16% die zweithäufigste Schwindelursache nach dem benignen peripheren paroxysmalen Lagerungsschwindel (BPPV) mit 18,8%​. In der Altersgruppe der 21- bis 50-Jährigen ist PPV die häufigste Schwindelform und betrifft Männer und Frauen fast gleich häufig.

Diagnose

Die Diagnose von PPV stellt oft eine Herausforderung dar, da der Schwindel nicht auf organische Ursachen zurückzuführen ist und die neurologischen und Gleichgewichtstests meist unauffällig sind. Eine sorgfältige Anamnese und die Berücksichtigung der typischen Auslöser und Symptome sind entscheidend. Wichtige diagnostische Hinweise sind die episodischen Schwindelattacken ohne objektive Funktionsstörungen und die Verbesserung der Symptome durch leichten Alkoholkonsum.

Therapie und Behandlungsmöglichkeiten

Die Therapie des phobischen Schwankschwindels besteht aus mehreren Ansätzen:

  1. Aufklärung und psychologische Unterstützung: Ein wichtiger erster Schritt ist die ausführliche Aufklärung des Patienten über die psychogenen Mechanismen der Erkrankung. Die Entlastung von der Angst, an einer organischen Krankheit zu leiden, ist hierbei zentral.
  2. Desensibilisierung und Eigenexposition: Patienten sollten lernen, die für sie schwindelauslösenden Situationen nicht zu meiden, sondern aktiv aufzusuchen, um eine Desensibilisierung zu erreichen. Regelmäßiger, leichter Sport kann ebenfalls hilfreich sein, um das Vertrauen in das eigene Gleichgewicht wiederzugewinnen.
  3. Verhaltenstherapie und medikamentöse Unterstützung: Wenn die Eigenexposition nicht ausreicht, kann eine Verhaltenstherapie indiziert sein. In manchen Fällen kann zusätzlich eine medikamentöse Therapie mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs) oder trizyklischen Antidepressiva sinnvoll sein.

Prognose

Die Prognose von PPV ist bei richtiger Diagnose und Therapie gut. Laut einer Studie waren nach einer Therapie 72% der Patienten beschwerdefrei oder deutlich gebessert​. Ohne Behandlung kann PPV jedoch chronisch werden und zu erheblichen Beeinträchtigungen im Berufs- und Alltagsleben führen.

Sozioökonomische Bedeutung

PPV betrifft oft Menschen im arbeitsfähigen Alter und kann ohne adäquate Therapie zu chronischen Verläufen und Arbeitsunfähigkeit führen. Daher ist die frühzeitige Diagnose und Behandlung von großer Bedeutung, sowohl aus medizinischer als auch aus sozioökonomischer Sicht.

Fazit

Phobischer Schwankschwindel ist eine häufige, aber oft übersehene Ursache von Schwindel, die besonders im mittleren Lebensalter auftritt. Eine sorgfältige Diagnose und eine umfassende Aufklärung der Patienten sind entscheidend für eine erfolgreiche Therapie. Durch gezielte Maßnahmen wie Aufklärung, Eigenexposition und gegebenenfalls Verhaltenstherapie können die meisten Patienten ihre Symptome erheblich lindern oder sogar vollständig überwinden.

 


Quellenangabe:

  1. Brandt T. Phobic postural vertigo. Neurology (1996) 46:1515–1519
  2. Brandt T, Dieterich M (1986) Phobischer Attacken-Schwankschwindel, ein neues Syndrom. Münch Med Wochenschr 128:247–250
  3. Brandt T, Dieterich M, Strupp M (2003) Vertigo – Leitsymptom Schwindel. Steinkopff Darmstadt
  4. Brandt T, Huppert D, Dieterich M (1994) Phobic postural vertigo: a first follow-up. J Neurol 241:191–195
  5. Davis A, Moorjani P (2003) The epidemiology of hearing and balance disorders. In: Luxon ML, Furmann IM, Martini A, Stephens D, Dunitz M (eds) Textbook of Audiological Medicine. London p 89–99
  6. Eckhardt-Henn A, Breuer P, Thomalske C, Hoffmann SO, Hopf HC (2003) Anxiety disorders and other psychiatric subgroups in patients complaining of dizziness. J Anxiety Disord 431:1–20
  7. Furman JM, Jacob RG (1997) Psychiatric dizziness. Neurology 48:1161–1166
  8. Huppert D, Brandt T, Dieterich M, Strupp M (1994) Phobischer Schwankschwindel: die zweithäufigste Diagnose in einer Spezialambulanz für Schwindel. Nervenarzt 65:421–423
  9. Huppert D, Kunihiro T, Brandt T (1995) Phobic postural vertigo (154 patients): its association with vestibular disorders. J Audiol 4:97–103
  10. Kapfhammer HP, Mayer C, Hock U, Huppert D, Dieterich M, Brandt T (1997) Course of illness in phobic postural vertigo. Acta Neurol Scand 95:23–28
  11. Yardley L, Redfern MS (2001) Psychological factors influencing recovery from balance disorders. J Anxiety Disord 15:107–119

Psychosomatik bei Menière-Patienten

Liebe Patientinnen und Patienten,

in unserer HNO-Praxis steht Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden an erster Stelle. Eine Erkrankung, die viele Menschen betrifft und deren Behandlung eine besondere Herausforderung darstellt, ist der Morbus Menière. Diese Erkrankung ist bekannt für ihre unvorhersehbaren Schwindelattacken, einseitigen Hörverlust und Tinnitus. Doch oft sind es nicht nur die körperlichen Symptome, die den Alltag der Betroffenen stark beeinträchtigen, sondern auch psychosomatische Faktoren. In diesem Artikel möchten wir Ihnen einen umfassenden Überblick über die psychosomatischen Aspekte des Morbus Menière geben und Ihnen zeigen, wie Sie bestmöglich mit der Erkrankung umgehen können.

Was ist Morbus Menière?

Morbus Menière ist eine Erkrankung des Innenohrs, die durch wiederkehrende Schwindelattacken, Tinnitus und Hörverlust charakterisiert ist. Diese Symptome können sehr belastend sein und führen oft zu erheblicher Einschränkung der Lebensqualität. Ein klinisch sicherer Morbus Menière kann angenommen werden bei:

  • Zwei oder mehr spontanen Schwindelattacken von 20 Minuten bis 12 Stunden Dauer.
  • Einem audiometrisch dokumentierten Hörverlust der tiefen bis mittleren Frequenzen im betroffenen Ohr.
  • Fluktuierenden auditiven Symptomen wie Tinnitus oder Völlegefühl im betroffenen Ohr.

Die Häufigkeit der Attacken kann dabei von mehrmals pro Monat bis zu sehr seltenen, nur alle paar Jahre auftretenden Anfällen schwanken. In einigen Fällen kann es auch zu plötzlichen Stürzen ohne Vorwarnung kommen​.

Die Rolle der Psychosomatik

Die körperlichen Symptome des Morbus Menière sind gut dokumentiert, doch auch die psychosomatischen Auswirkungen dürfen nicht unterschätzt werden. Patienten erleben oft überdauernde Schwindelgefühle, die nicht nur organisch, sondern auch psychogen bedingt sind. Diese anhaltenden Schwindelgefühle können zu einer erhöhten Angst- und Depressionskomorbidität führen.

Laut Helmut Schaaf können solche anhaltenden Schwindelgefühle durch eine fehlende Rückanpassung an die im Anfall sinnvolle Hemmung der vestibulären Funktionen entstehen. Dies wird als “persistent perceptual and postural dizziness” (PPPD) klassifiziert​.

Eine wesentliche Rolle spielt dabei das Angstsystem, welches die Balance beeinflussen kann. Das limbische System erhöht bei Angst die Schwelle für Impulse aus den Gleichgewichtsorganen. Diese Mechanismen können dazu führen, dass Bewegungen als Schwindel wahrgenommen werden, selbst wenn keine organische Ursache mehr besteht. Dadurch kann sich ein Teufelskreis aus Schwindel und Angst entwickeln, der schwer zu durchbrechen ist.

Risikogruppen und Auslöser

Ein Grund für die Entwicklung eines überdauernden Schwindels kann die Angst vor weiteren Attacken sein. Diese Angst kann durch wiederholte organische Ereignisse verstärkt werden. Weitere Risikofaktoren sind:

  • Mangelnde Zuversicht in den Erfolg von Therapien.
  • Gleichgewichtshemmende Medikamente statt Gleichgewichtsübungen.
  • Psychische Beeinträchtigungen, die sich mit dem Schwindel entwickeln.
  • Vermeidung von Aktivitäten, die zur Genesung beitragen könnten.

Reaktiver psychogener Schwindel kann durch Konditionierungseffekte entstehen. Situationen oder Reize, die ursprünglich keinen direkten Bezug zum Menière-Geschehen hatten, können durch ihre zeitgleiche Anwesenheit während eines Anfalls selbst zu Auslösern von Angst und Schwindel werden. Diese Konditionierung kann dazu führen, dass ähnliche Situationen später ebenfalls Schwindel auslösen​.

Therapieansätze

Ausgangslage und Aufklärung

Ein wichtiger Schritt in der Therapie des Morbus Menière ist die umfassende Aufklärung der Patienten über die Erkrankung und ihre Auswirkungen. Dies kann helfen, die Angst vor den unvorhersehbaren Attacken zu mindern und ein besseres Verständnis für die eigene Krankheit zu entwickeln. Ein Informationsblatt kann hierbei unterstützend wirken.

Die Patienten sollten auch darüber informiert werden, dass der Morbus Menière keine lebensbedrohliche Krankheit ist und dass es Möglichkeiten gibt, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Eine offene Kommunikation über die Unsicherheiten und Grenzen der aktuellen Therapiemöglichkeiten ist ebenfalls wichtig, um unrealistische Erwartungen zu vermeiden.

Begleitung und Unterstützung

Eine kontinuierliche ärztliche Begleitung ist essenziell. Patienten sollten in die Lage versetzt werden, sich selbst auf einen möglichen Anfall vorzubereiten. Dazu gehört das Mitführen von Medikamenten gegen Übelkeit und ein Handy, um im Notfall Hilfe anfordern zu können. Auch die Unterstützung der Hörfunktion durch frühzeitige Anpassung von Hörgeräten kann die Lebensqualität erheblich verbessern.

Hörgeräte, die auch die Schwankungen des Hörvermögens berücksichtigen, sind besonders hilfreich. Bei größeren Hörverlusten können CROS-Geräte oder Cochleaimplantate zum Einsatz kommen, um das Richtungshören zu unterstützen. Dabei ist es wichtig, die Patienten über die Möglichkeiten und Grenzen dieser technischen Hilfsmittel aufzuklären.

Psychotherapeutische Unterstützung

Bei der Bewältigung der psychogenen Komponenten der Erkrankung kann eine psychotherapeutische Unterstützung sehr hilfreich sein. Die Psychotherapie kann helfen, mit den Ängsten und der oft damit verbundenen Depression umzugehen. Ein strukturiertes Gleichgewichtstraining, idealerweise in einer Gruppe unter Anleitung eines Physiotherapeuten, kann ebenfalls sehr hilfreich sein​.

Mögliche Fallen in der Kommunikation

Die Kommunikation zwischen Arzt und Patient spielt eine zentrale Rolle. Es ist wichtig, dass der Arzt realistische Hoffnungen vermittelt und gleichzeitig die Grenzen der aktuellen Therapiemöglichkeiten ehrlich darstellt. Falsche Versprechungen können zu enttäuschten Hoffnungen und einem Vertrauensverlust führen.

Ungünstig wäre es, wenn Patienten die Botschaft erhalten, dass man “nichts machen kann” oder dass sie “damit leben müssen”, ohne konkrete Hilfestellungen zu erhalten. Stattdessen sollte der Fokus auf einer realistischen und evidenzbasierten Therapie liegen. Dazu gehört auch die Empfehlung von Gleichgewichtstraining und physiotherapeutischen Maßnahmen.

Vermeidung und Bewältigung

Ein wichtiger Aspekt der Therapie ist die Vermeidung von Verhaltensweisen, die den Schwindel verstärken könnten. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Angst und die Entwicklung von Bewältigungsstrategien. Patienten sollten ermutigt werden, aktiv an ihrer Genesung mitzuwirken und sich nicht von der Angst beherrschen zu lassen.

Es ist hilfreich, wenn Patienten lernen, zwischen organischem Anfallsgeschehen und psychogenem Schwindelerleben zu unterscheiden. Ein praktischer Tipp ist, bei Schwindel aufzustehen und fest aufzutreten, um zu prüfen, ob sich die Standfestigkeit verbessern lässt. Oft kann dies die Angst bei psychogenem Schwindel verringern.

Langfristige Unterstützung

Langfristige Unterstützung und soziale Interaktion sind wichtige Faktoren für die Bewältigung der Krankheit. Selbsthilfegruppen wie KIMM e.V. (Kontakte und Informationen für Morbus Menière) und die Deutsche Tinnitus-Liga e.V. bieten wertvolle Unterstützung und Austauschmöglichkeiten für Betroffene. Studien haben gezeigt, dass Patienten, die sich über längere Zeit mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen, besser damit umgehen können und weniger psychische Belastungen erleben​.

Fazit

Morbus Menière ist eine komplexe Erkrankung, die nicht nur körperliche, sondern auch erhebliche psychosomatische Herausforderungen mit sich bringt. Durch eine umfassende Aufklärung, kontinuierliche Begleitung und psychotherapeutische Unterstützung können Betroffene jedoch lernen, besser mit der Krankheit umzugehen und ihre Lebensqualität zu verbessern.

Für weiterführende Informationen und Unterstützung besuchen Sie bitte auch die Online-Version dieses Artikels und die angegebenen Zusatzmaterialien.

 


Quellenangabe:

Schaaf, H. (2024). Psychosomatik bei an M. Menière Erkrankten. HNO. https://doi.org/10.1007/s00106-024-01484-1

Alles über Sjögren-Syndrom: Ursachen, Diagnose und fortschrittliche Behandlungsansätze

In diesem Blogartikel widmen wir uns ausführlich dem Sjögren-Syndrom (SjS), einer der häufigsten Kollagenosen, die vor allem Frauen betrifft. SjS ist eine Autoimmunerkrankung, die primär die exokrinen Drüsen angreift, was zu Symptomen wie Trockenheit der Augen und des Mundes führt. Diese Erkrankung kann jedoch auch systemische Auswirkungen haben, einschließlich Müdigkeit, Arthralgien und in schweren Fällen Organbeteiligungen wie interstitielle Lungenerkrankungen und Polyneuropathien.

Epidemiologie und Pathogenese

Die Prävalenz des Sjögren-Syndroms liegt bei etwa 1:200, wobei über 50% der Betroffenen auch außerhalb der Drüsen Symptome entwickeln. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer, was teilweise durch hormonelle und genetische Faktoren erklärt wird. In der Pathogenese spielen genetische Prädispositionen sowie Umweltfaktoren wie Virusinfektionen eine Rolle.

Diagnose

Die Diagnostik umfasst spezifische Biomarker, darunter Anti-SS-A/Ro-Antikörper, und bildgebende Verfahren wie die Speicheldrüsensonographie. Obwohl es keine spezifisch zugelassenen Therapien gibt, werden oft Medikamente “off-label” eingesetzt. Zudem gibt es Therapieempfehlungen von der European League Against Rheumatism (EULAR), die sich nach den vorherrschenden Organmanifestationen richten.

Aktuelle und zukünftige Therapien

Es gibt zahlreiche vielversprechende Ansätze in kontrollierten Studien, darunter neue immunmodulierende Medikamente, die auf spezifische Aspekte des Immunsystems abzielen. Diese Fortschritte könnten die Behandlung des Sjögren-Syndroms erheblich verbessern.

Prognose und Lebensqualität

Trotz der potenziell schweren Komplikationen des SjS, wie das erhöhte Risiko für Non-Hodgkin-Lymphome, ist die Lebenserwartung der Betroffenen oft nicht signifikant beeinträchtigt, sofern keine schweren Organmanifestationen vorliegen. Die Lebensqualität kann jedoch durch Symptome erheblich beeinträchtigt werden, was eine angepasste und oft interdisziplinäre Behandlung erforderlich macht.

Fazit

Das Sjögren-Syndrom ist eine komplexe Erkrankung, die eine umfassende klinische Bewertung und ein personalisiertes Management erfordert. Die ständige Forschung und die Entwicklung neuer Therapien bieten Hoffnung auf effektivere Behandlungsmöglichkeiten in der Zukunft.

Quellenangaben:

  • Dieser Artikel basiert auf dem Update Sjögren-Syndrom, veröffentlicht in der Zeitschrift für Rheumatologie, 2024, von Nadine Zehrfeld und Torsten Witte. Verfügbar unter: https://doi.org/10.1007/s00393-024-01493-z

Für weitere Informationen oder spezifische Fragen zu Ihrem Fall, besprechen Sie sich bitte mit Ihrem Arzt oder einem qualifizierten Gesundheitsexperten.

Labyrinth-Anästhesie bei Morbus Menière

Labyrinth-Anästhesie bei Morbus Menière: Eine effektive Behandlungsoption

Morbus Menière ist eine komplexe Erkrankung des Innenohrs, die durch Symptome wie Schwindel, Tinnitus, Hörverlust und ein Druckgefühl im Ohr charakterisiert wird. Eine der Behandlungsmöglichkeiten, die in den letzten Jahren Aufmerksamkeit erregt hat, ist die Labyrinth-Anästhesie, auch bekannt als intratympanale Lidocain-Instillation. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die Symptome von Morbus Menière direkt zu lindern, indem die sensorischen Signale des Gleichgewichtsorgans vorübergehend blockiert werden.

Grundlagen der Labyrinth-Anästhesie

Die Labyrinth-Anästhesie besteht aus der direkten Verabreichung eines Lokalanästhetikums in das Mittelohr, wodurch die Übertragung von Nervensignalen, die für die Auslösung von Schwindel verantwortlich sind, temporär unterbrochen wird. Verdonck et al. (2011) beschreiben diese Methode als eine minimalinvasive Option, die bei Patienten, die auf herkömmliche Therapien nicht ansprechen, potenziell hilfreich sein kann Volltext verfügbar hier.

Wirksamkeit und Sicherheit

Die Wirksamkeit der Labyrinth-Anästhesie bei Menière-Patienten wurde in verschiedenen Studien evaluiert. Die intratympanale Lidocain-Instillation zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Reduzierung von Schwindelanfällen. Kersbergen und Ward (2021) berichten in ihrer Übersichtsarbeit, dass viele Patienten eine signifikante Verringerung der Symptome erfahren, besonders bei akuten Anfällen Volltext verfügbar hier.

Die Behandlung ist insgesamt sicher, wobei die meisten Patienten nur vorübergehende Nebenwirkungen wie Ohrensausen oder ein vorübergehendes Druckgefühl erleben. Die geringe Invasivität und die Tatsache, dass der Eingriff ambulant durchgeführt werden kann, machen sie zu einer attraktiven Option für viele Betroffene.

Praktische Überlegungen

Für die Durchführung der Labyrinth-Anästhesie ist eine genaue Diagnose und das richtige Timing entscheidend. Die Behandlung wird typischerweise während eines akuten Schwindelanfalls durchgeführt, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Des Weiteren ist die Patientenauswahl wichtig, da nicht alle Menière-Patienten gleich gut auf die Behandlung ansprechen. Es wird empfohlen, die Labyrinth-Anästhesie als Teil eines umfassenden Behandlungsplans zu betrachten, der auch physikalische Therapie und möglicherweise medikamentöse Unterstützung umfasst.

Fazit

Die Labyrinth-Anästhesie bietet eine wertvolle Behandlungsalternative für Patienten mit Morbus Menière, die auf traditionelle Therapien nicht ausreichend ansprechen. Mit ihrem minimalinvasiven Ansatz und der Fähigkeit, schnell wirksam zu werden, stellt sie eine vielversprechende Option dar, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Es bleibt jedoch wichtig, weiterführende Forschung zu betreiben, um optimale Anwendungsprotokolle und Langzeiteffekte besser zu verstehen.

Referenzen

Verständnis der Eustachischen Röhre: Ein tiefer Einblick in ihre Funktionen und ihre Bedeutung für die Ohrgesundheit

Die Eustachische Röhre, benannt nach dem italienischen Anatom Bartolomeo Eustachi, spielt eine entscheidende Rolle in der Funktionsweise unseres Ohres. Sie verbindet das Mittelohr mit dem Nasopharynx und ist entscheidend für den Druckausgleich und den Abtransport von Sekreten und Fremdkörpern aus dem Mittelohr. Ihre Gesundheit und Funktionstüchtigkeit sind von wesentlicher Bedeutung für das allgemeine Wohlbefinden und die Prävention von Ohrenerkrankungen.

Anatomie der Eustachischen Röhre

Die Eustachische Röhre besteht aus zwei Teilen: einem knorpeligen und einem knöchernen Abschnitt. Der knorpelige Teil ist flexibel und sorgt durch seine Beweglichkeit dafür, dass die Röhre sich öffnen und schließen kann. Der knöcherne Teil bietet eine stabile Struktur, die hilft, das empfindliche Innere des Ohres zu schützen.

Funktion der Eustachischen Röhre

Die Hauptfunktion der Eustachischen Röhre ist der Druckausgleich zwischen dem Mittelohr und der Außenwelt. Dies ist essentiell, um das Trommelfell funktionsfähig zu halten und eine korrekte Übertragung von Schallwellen zu ermöglichen. Sie öffnet sich normalerweise beim Schlucken, Gähnen oder Kauen, was den Druckausgleich erleichtert.

Gesundheitliche Probleme der Eustachischen Röhre

Eine Dysfunktion der Eustachischen Röhre kann zu verschiedenen Ohrproblemen führen, einschließlich Otitis media (Mittelohrentzündung), Barotrauma und Tinnitus. Eine der häufigsten Ursachen für eine Dysfunktion ist die Blockierung durch Schwellungen oder Entzündungen, die durch Allergien, Erkältungen oder Infektionen verursacht werden können.

Diagnose und Behandlung

Die Diagnose von Erkrankungen der Eustachischen Röhre kann eine Herausforderung darstellen, da sie tief unter der Schädelbasis liegt und einen schrägen Verlauf nimmt. Moderne bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) sind jedoch in der Lage, detaillierte Bilder zu liefern, die zur Diagnose beitragen. Die Behandlung kann je nach Ursache Medikamente umfassen, die Entzündungen und Schwellungen reduzieren, sowie chirurgische Eingriffe zur Behebung von Anomalien oder zur Verbesserung der Belüftung des Mittelohrs.

Präventive Maßnahmen

Um die Gesundheit der Eustachischen Röhre zu fördern, ist es wichtig, Risikofaktoren wie Rauchen und übermäßige Exposition gegenüber Allergenen zu vermeiden. Eine gute Nasenhygiene, insbesondere während einer Erkältung oder Allergie-Saison, kann ebenfalls helfen, die Funktion der Eustachischen Röhre zu unterstützen.

Fazit

Obwohl oft übersehen, ist die Eustachische Röhre ein wesentlicher Bestandteil unseres auditiven Systems. Eine gesunde Eustachische Röhre ermöglicht nicht nur einen effektiven Druckausgleich und Schutz vor Infektionen, sondern trägt auch maßgeblich zu unserem Hörvermögen bei. Achten Sie auf die Signale Ihres Körpers und suchen Sie bei anhaltenden Problemen mit dem Ohr oder dem Hören ärztliche Hilfe auf.

Intratympanale Glukokortikoidtherapie: Ein Rückblick auf fast zwei Jahrzehnte Erfolg in meiner Praxis

Seit 2005 biete ich in meiner Praxis die intratympanale Glukokortikoidtherapie (ITC) an, eine innovative Behandlungsmethode für bestimmte Innenohrerkrankungen wie den Hörsturz. Über die Jahre habe ich eine beträchtliche Expertise aufgebaut, die auf mehreren tausend erfolgreich durchgeführten Injektionen beruht. Dieser Artikel bietet einen Überblick über die Entwicklungen und Erfolge dieser Therapieform und unterstreicht, warum sie eine so wertvolle Option für Patienten mit Hörsturz und anderen Innenohrerkrankungen darstellt.

Was ist die intratympanale Glukokortikoidtherapie?

Die intratympanale Glukokortikoidtherapie ist eine Behandlungsform, bei der Glukokortikoide direkt in das Mittelohr injiziert werden. Diese Methode wird vor allem bei Patienten angewandt, die auf konventionelle systemische Therapien nicht ansprechen oder bei denen systemische Nebenwirkungen vermieden werden sollen. Durch die direkte Applikation können höhere Konzentrationen des Medikaments im Innenohr erreicht werden, ohne dass signifikante Mengen in den Blutkreislauf gelangen.

Die Entwicklung der ITC in meiner Praxis

Die Anfänge im Jahr 2005

Als ich 2005 begann, die ITC in meiner Praxis anzubieten, war es eine relativ neue Methode, die eine spezielle Expertise erforderte. Die anfänglichen Herausforderungen bestanden darin, die genauen Injektionstechniken zu meistern und die optimalen Dosierungen für verschiedene Erkrankungen zu bestimmen.

Erfahrungsaufbau und Anpassungen

Mit jeder durchgeführten Behandlung wuchs mein Verständnis für die Feinheiten der Therapie. Durch stetige Weiterbildung und den Austausch mit anderen Fachleuten konnte ich die Technik weiter verfeinern und anpassen, was zu verbesserten Behandlungsergebnissen führte.

Etablierung als Standardverfahren

Über die Jahre wurde die ITC zu einem Standardverfahren in meiner Praxis für die Behandlung von Hörsturz und ähnlichen Innenohrerkrankungen. Die Methode hat sich als sicher und effektiv erwiesen, was durch die hohe Zahl an zufriedenen Patienten bestätigt wird.

Anwendung der ITC bei Gleichgewichtsstörungen

Neben dem Hörsturz habe ich die intratympanale Glukokortikoidtherapie auch erfolgreich zur Behandlung verschiedener Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans eingesetzt. Störungen wie Morbus Menière, der Ausfall des Vestibularorgans und die Neuritis vestibularis können ebenfalls von dieser lokalen Therapieform profitieren.

Morbus Menière

Morbus Menière ist eine komplexe Erkrankung, die durch Schwindel, Tinnitus und Hörverlust gekennzeichnet ist. Die ITC bietet eine gezielte Therapieoption, die helfen kann, die Entzündungsreaktion im Innenohr zu reduzieren. In meiner Praxis habe ich beobachtet, dass Patienten mit Morbus Menière oft eine deutliche Linderung ihrer Symptome erfahren, insbesondere in Bezug auf die Intensität und Häufigkeit von Schwindelanfällen.

Ausfall des Vestibularorgans

Bei einem Ausfall des Vestibularorgans, einer akuten Störung, die zu starkem Schwindel und Gleichgewichtsproblemen führt, kann die ITC als Teil eines umfassenden Behandlungsplans eingesetzt werden. Durch die lokale Anwendung von Glukokortikoiden können Entzündungsprozesse im Vestibularorgan gehemmt werden, was oft zu einer schnelleren Erholung und Wiederherstellung der Gleichgewichtsfunktion führt.

Neuritis vestibularis

Die Neuritis vestibularis, eine Entzündung des Vestibularnervs, die plötzlichen, schweren Schwindel verursacht, kann ebenfalls mit der ITC behandelt werden. Die direkte Verabreichung von Steroiden ins Ohr kann effektiv die Entzündung reduzieren und die vestibuläre Funktion verbessern, was zu einer signifikanten Verringerung der Symptome und einer beschleunigten Erholung führt.

Zusammenfassung der Vorteile der ITC bei Gleichgewichtsstörungen

Die Verwendung der intratympanalen Glukokortikoidtherapie bei Gleichgewichtsstörungen in meiner Praxis hat sich als eine wertvolle Ergänzung zu traditionellen Behandlungsmethoden erwiesen. Sie ermöglicht eine präzise und effektive Therapie, die speziell auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Patienten zugeschnitten ist. Die Vorteile dieser Methode sind:

  • Zielgerichtete Therapie: Direkte Applikation am Ort der Erkrankung sorgt für optimale Ergebnisse.
  • Schnelle Symptomlinderung: Viele Patienten berichten von einer schnellen Abnahme ihrer Symptome.
  • Geringe systemische Nebenwirkungen: Da das Medikament lokal verabreicht wird, sind die allgemeinen Nebenwirkungen minimal.
  • Verbesserung der Lebensqualität: Patienten kehren schneller zu ihrem normalen Alltag zurück.

Fazit

Seit der Einführung der intratympanalen Glukokortikoidtherapie in meiner Praxis im Jahr 2005 habe ich diese nicht nur zur Behandlung von Hörstörungen, sondern auch bei verschiedenen Gleichgewichtserkrankungen mit großem Erfolg eingesetzt. Diese Therapie hat sich als eine sichere und wirksame Behandlungsoption erwiesen, die das Potenzial hat, das Wohlbefinden und die Lebensqualität meiner Patienten erheblich zu verbessern. Ich bin zuversichtlich, dass die kontinuierliche Anwendung und Weiterentwicklung dieser Methode auch in Zukunft zahlreichen Menschen helfen wird.

Vorbeugung und Behandlung von Ohrentzündungen und Ohrjucken

Liebe Patientinnen und Patienten,
um Ihnen eine umfassende Anleitung zur Vorbeugung und Behandlung von Ohrentzündungen und Ohrjucken zu bieten, haben wir wertvolle Tipps und Methoden zusammengestellt. Diese Empfehlungen sollen Ihnen helfen, Beschwerden effektiv zu minimieren und Ihre Ohrengesundheit zu fördern.

1. Regelmäßige, professionelle Ohrreinigung

  • Jährliche Kontrollen: Es ist ratsam, Ihren Gehörgang einmal jährlich von einem Facharzt untersuchen und gegebenenfalls professionell reinigen zu lassen.
  • Häufigere Reinigung: Bei anhaltenden Problemen empfiehlt es sich, die Reinigung in kürzeren Abständen, etwa alle 2-3 Monate, durchführen zu lassen.

2. Warnung vor Selbstreinigung

Hätte Gott gewollt, dass wir in das Ohr hineinkommen, hätte er uns einen Finger geschenkt, der dort hineinpasst. (H. Dewes)
  • Vermeiden Sie Fremdkörper: Nutzen Sie keine Haushaltsgegenstände wie Wattestäbchen, Schlüssel oder Büroklammern zur Ohrreinigung. Diese können die schützende Schicht im Ohr beschädigen und Infektionen begünstigen.
  • Keine Sprays verwenden: Viele im Handel erhältliche Sprays sind überteuerte Salzwasserlösungen, die oft nicht wirksamer sind als einfache Hausmittel.

3. Pflege nach dem Wasserbad

  • Ohren trockenhalten: Nach dem Schwimmen oder Duschen die Ohren sanft mit einem Föhn trocknen. Halten Sie dabei den Föhn in sicherem Abstand, um die Ohren nicht zu überhitzen.
  • Essiglösung: Eine 3%ige Essiglösung kann nach dem Wasserbad verwendet werden, um den pH-Wert der Haut zu senken und das Wachstum von Bakterien und Pilzen zu hemmen. Ein paar Tropfen abends oder nach dem Baden ins Ohr geben.

4. Auswahl der richtigen Pflegeprodukte

  • Produkte mit saurem pH-Wert: Wechseln Sie zu Shampoos oder Seifen, die den pH-Wert der Haut leicht ansäuern, wie zum Beispiel pH 5 Eucerin®.
  • Olivenöl oder Babyöl  bei Trockenheit: Bei trockenen Gehörgängen hat sich die Anwendung von ein paar Tropfen Olivenöl bewährt. Dieses pflegt die Haut und verhindert Schuppenbildung.

5. Einsatz spezieller Behandlungen

  • 15%ige DMSO-Lösung: DMSO wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd. Nach ärztlicher Anweisung sparsam verwenden, um Reizungen zu vermeiden.
  • 3% ige Wasserstoffperoxid- Lösung: Dieses Mittel eignet sich zur Entfernung von Ohrenschmalz und kann dadurch Juckreiz lindern. Nicht bei Ohrenschmerzen oder perforiertem Trommelfell anwenden.
  • Kolloidales Silber: Aufgrund seiner antibakteriellen Eigenschaften kann kolloidales Silber bei der Bekämpfung von Infektionen helfen. Auch hier ist Vorsicht geboten, um eine Überdosierung zu vermeiden.

6. Zusätzliche Hinweise

  • Schutz der Ohren: Tragen Sie bei kaltem Wetter Mützen oder Ohrenschützer, um Ihre Ohren vor Kälte und Zugluft zu schützen.
  • Natürliche Öle: Alternativ zu Olivenöl können auch Mandel- oder Kokosöl zur Pflege trockener Ohren verwendet werden.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung unterstützt die Hautgesundheit und kann somit auch die Gesundheit Ihrer Ohren fördern.
Bitte beachten Sie, dass die Anwendung der genannten Mittel stets nach ärztlicher Beratung und unter Beachtung individueller Gegebenheiten erfolgen sollte. Bei anhaltenden Problemen oder Beschwerden suchen Sie bitte umgehend ärztliche Hilfe auf.
Gute Besserung wünscht Ihnen,
Ihr Dr. Holger Dewes

Druck im Ohr

Der stille Begleiter: Wenn der Druck im Ohr das Leben beeinträchtigt

In der Stille der Nacht, während eines Fluges oder nach einem langen Tag vor dem Bildschirm – das Gefühl eines Drucks im Ohr kennt fast jeder. Oft ist es nur ein vorübergehendes Unbehagen, das ebenso schnell verschwindet, wie es gekommen ist. Doch was, wenn der Druck bleibt, sich sogar zu Schmerzen ausweitet und den Alltag zu überschatten beginnt?

Das Ohr: Ein Wunderwerk der Natur

Das menschliche Ohr ist ein Meisterwerk an Präzision und Funktionalität. Es ermöglicht uns nicht nur zu hören und zu kommunizieren, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Wahrung unseres Gleichgewichts. Wenig Beachtung findet jedoch oft, wie anfällig dieses komplexe System für Störungen sein kann – Störungen, die sich als Druckgefühl, Schmerzen oder gar als Hörverlust bemerkbar machen können.

Warum fühlen wir Druck im Ohr?

Druck im Ohr kann viele Ursachen haben, von harmlos bis hin zu Symptomen, die ärztlicher Aufmerksamkeit bedürfen. Einige der häufigsten Ursachen sind:

  • Veränderungen des Luftdrucks: Besonders bekannt bei Flugreisen oder Tauchgängen. Der Druckunterschied zwischen dem äußeren Umfeld und dem Mittelohr kann zu einem unangenehmen Gefühl führen.
  • Ohrenschmalz: Eine natürliche Substanz, die das Ohr vor Schmutz und Bakterien schützt. Eine übermäßige Ansammlung kann jedoch zu Blockaden und Druckgefühl führen.
  • Entzündungen und Infektionen: Ohrinfektionen sind eine häufige Ursache für Druckgefühle und Schmerzen, besonders bei Kindern.
  • Funktionsstörungen der Ohrtrompete: Diese kleinen Röhren helfen, den Druck im Ohr auszugleichen. Sind sie blockiert oder funktionieren nicht richtig, kann sich Druck aufbauen.

Diagnose: Der erste Schritt zur Besserung

Wenn der Druck im Ohr länger anhält oder mit Schmerzen verbunden ist, sollte ein HNO-Arzt aufgesucht werden. Mithilfe von Untersuchungen wie der Otoskopie, bei der das Innere des Ohrs betrachtet wird, oder der Tympanometrie, einem Test, der die Funktionsfähigkeit des Mittelohrs und der Ohrtrompete misst, kann die Ursache des Drucks präzise diagnostiziert werden.

Lösungen und Wege aus dem Druck im Ohr

Die Behandlung von Druck im Ohr hängt maßgeblich von der zugrundeliegenden Ursache ab:

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• Bei Druck durch Luftveränderungen kann das Schlucken, Gähnen oder Kaugummikauen helfen, den Druck auszugleichen.
• Blockaden durch Ohrenschmalz können oft durch professionelle Reinigung beim Arzt behoben werden.
• Entzündungen und Infektionen erfordern in der Regel medikamentöse Behandlungen wie Antibiotika oder entzündungshemmende Medikamente.
• Bei Funktionsstörungen der Ohrtrompete können spezielle Übungen oder, in seltenen Fällen, chirurgische Eingriffe notwendig sein.
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Vorbeugen ist besser als Heilen

Viele Ursachen für Druck im Ohr lassen sich durch einfache Maßnahmen vermeiden. Dazu gehört die regelmäßige Reinigung der Ohren (ohne Wattestäbchen tief ins Ohr zu gehen), der Schutz der Ohren bei lauten Veranstaltungen oder der Einsatz von Druckausgleichshilfen bei Flugreisen.

Fazit: Ein bewusstes Ohr für die Ohren

Druck im Ohr ist mehr als nur ein temporäres Unbehagen; er kann ein Signal unseres Körpers sein, auf das wir achten sollten. Durch das Verständnis der Ursachen und das Ergreifen angemessener Maßnahmen können wir die Gesundheit unserer Ohren bewahren und die Lebensqualität verbessern. Denn in einer Welt voller Klänge und Geräusche ist ein gesundes Ohr wünschenswert.

Das Berühmte Zwiebelsäckchen bei Ohrenschmerzen

Die Herstellung eines Zwiebelsäckchens und dessen Anwendung bei einer Mittelohrentzündung ist ein altbewährtes Hausmittel, das aufgrund seiner wärmenden und entzündungshemmenden Eigenschaften geschätzt wird. Hier ist ein detaillierter Ratgeber zur Herstellung und Anwendung eines Zwiebelsäckchens:

Was Sie benötigen:

•	1 mittelgroße Zwiebel
•	1 sauberes dünnes Tuch, eine kleine Socke oder eine Mullbinde
•	1 Nadel und Faden (optional)
•	1 Wärmflasche oder ein Körnerkissen (optional)

Herstellung des Zwiebelsäckchens:

1.	Zwiebel vorbereiten: Die Zwiebel schälen und in kleine Würfel schneiden oder reiben. Die Zwiebelstücke sollten klein genug sein, um ihre Säfte freizusetzen, aber nicht so klein, dass sie durch das Tuch hindurchtreten können.
2.	Tuch befüllen: Das Tuch ausbreiten und die zerkleinerten Zwiebelstücke in die Mitte geben. Wenn Sie möchten, können Sie jetzt das Tuch an den Rändern zusammennehmen und mit einem Faden zu einem Säckchen binden, damit die Zwiebelstücke nicht herausfallen.
3.	Anwendung erwägen: Prüfen Sie, ob das Zwiebelsäckchen direkt angewendet werden soll oder ob es zunächst leicht erwärmt werden muss. Für eine leichte Erwärmung können Sie das Säckchen kurz in die Mikrowelle, in den Backofen oder auf eine Heizung legen oder mit einer Wärmflasche erwärmen. Achten Sie darauf, dass das Säckchen angenehm warm, aber nicht heiß ist.

Anwendung bei Mittelohrentzündung:

1.	Testen Sie die Temperatur: Bevor Sie das Zwiebelsäckchen anwenden, sollten Sie die Temperatur vorsichtig testen, um sicherzustellen, dass sie angenehm und nicht zu heiß für die empfindliche Haut, insbesondere bei Kindern, ist.
2.	Anwendung: Das warme Zwiebelsäckchen vorsichtig um das betroffene Ohr legen, sodass es die Region gut abdeckt. Das Säckchen sollte jedoch nicht direkt in den Gehörgang eingeführt werden. Die Wärme und die Inhaltsstoffe der Zwiebel können helfen, Schmerzen zu lindern und die Heilung zu fördern.
3.	Einwirkzeit: Das Zwiebelsäckchen sollte für etwa 20-30 Minuten am Ohr belassen werden. Achten Sie darauf, die Reaktion der Haut zu beobachten, um Irritationen zu vermeiden.
4.	Wiederholung: Die Anwendung kann mehrmals täglich wiederholt werden, besonders vor dem Schlafengehen, um die Beschwerden über Nacht zu lindern.

Wichtige Hinweise:

•	Bei anhaltenden Beschwerden oder Zeichen einer Verschlechterung sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden.
•	Das Zwiebelsäckchen ist ein unterstützendes Hausmittel und ersetzt keine ärztliche Behandlung.
•	Stellen Sie sicher, dass die betroffene Person nicht allergisch gegen Zwiebeln ist.

Dieser Ratgeber bietet eine natürliche und einfache Methode zur Linderung der Symptome einer Mittelohrentzündung. Dennoch ist es wichtig, bei ernsten oder anhaltenden Beschwerden medizinischen Rat einzuholen.