Die Refluxerkrankung und das obstruktive Schlafapnoesyndrom (OSAS) sind zwei häufige medizinische Zustände, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können. Beide Erkrankungen werden oft unabhängig voneinander betrachtet, jedoch gibt es in der medizinischen Forschung Hinweise darauf, dass zwischen ihnen eine Verbindung bestehen könnte. In diesem Blogartikel werden wir die Refluxerkrankung und das obstruktive Schlafapnoesyndrom näher beleuchten und untersuchen, ob und wie sie miteinander in Zusammenhang stehen könnten.
Was ist eine Refluxerkrankung?
Die Refluxerkrankung, auch gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) genannt, tritt auf, wenn Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt. Dieser Rückfluss kann verschiedene Beschwerden verursachen, darunter Sodbrennen, saurer Geschmack im Mund und Schmerzen in der Brust. Eine spezielle Form der Refluxerkrankung, der extraösophageale Reflux (EER), betrifft den Bereich oberhalb des Ösophagus, einschließlich des Hypopharynx und Larynx.
Was ist das obstruktive Schlafapnoesyndrom?
Das obstruktive Schlafapnoesyndrom ist eine Schlafstörung, bei der die oberen Atemwege während des Schlafes wiederholt blockiert werden, was zu Atemaussetzern (Apnoen) führt. Diese Blockaden verursachen häufige Schlafunterbrechungen und können zu Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen und erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.
Mögliche Zusammenhänge zwischen Reflux und OSAS
Theorien und Hypothesen
Es gibt mehrere Theorien, die den Zusammenhang zwischen Refluxerkrankung und OSAS erklären könnten. Eine Theorie besagt, dass der negative intrathorakale Druck, der während eines Apnoeereignisses entsteht, ein Refluxereignis auslösen kann. Dieser Druck könnte dazu führen, dass Magensäure in die Speiseröhre und darüber hinaus aufsteigt, was die Symptome der Refluxerkrankung verschlimmert.
Eine andere Hypothese ist, dass der Reflux, insbesondere der extraösophageale Reflux, eine reflektorische Reaktion auslösen könnte, die zu einer Verengung der Atemwege führt, um eine Aspiration von Magensäure zu verhindern. Dieser Reflex könnte eine Apnoe verursachen.
Einige Forscher vermuten auch einen vagalen Reflexbogen zwischen der Ösophagusmukosa und der Lunge, der einen Bronchospasmus und damit eine Obstruktion der Atemwege auslösen könnte, sobald die Ösophagusmukosa mit Magensäure in Kontakt kommt.
Studienlage
Die Studienlage zum Zusammenhang zwischen Refluxerkrankung und OSAS ist uneinheitlich. Einige Studien berichten von einer hohen Prävalenz von GERD bei Patienten mit OSAS. Beispielsweise fand eine Studie heraus, dass 62% der Patienten mit OSAS auch an nächtlichem GERD leiden. Diese Studien basieren jedoch oft auf Einzelbeobachtungen und es mangelt an umfassenden Daten, die eine klare kausale Beziehung belegen.
Eine in der Zeitschrift HNO veröffentlichte Studie untersuchte 83 Patienten und fand keinen signifikanten Unterschied in der Häufigkeit von Refluxereignissen zwischen OSAS-Patienten und einer Kontrollgruppe. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Refluxereignisse und Schlafapnoen möglicherweise unabhängige Risikofaktoren teilen, aber nicht zwangsläufig kausal miteinander verbunden sind.
Praktische Implikationen
Trotz der uneinheitlichen Datenlage gibt es praktische Implikationen für die Behandlung von Patienten mit beiden Erkrankungen. Wenn ein Patient sowohl an OSAS als auch an Refluxsymptomen leidet, könnte eine Behandlung beider Zustände notwendig sein, um die Lebensqualität zu verbessern.
Behandlungsmöglichkeiten
- Lebensstiländerungen: Gewichtsabnahme, Vermeidung von Alkohol und Nikotin sowie das Schlafen mit erhöhtem Oberkörper können sowohl Reflux- als auch Apnoesymptome lindern.
- Medikamentöse Therapie: Protonenpumpenhemmer (PPI) werden häufig zur Behandlung von GERD eingesetzt und können auch bei EER wirksam sein. Einige Studien deuten darauf hin, dass PPIs die Häufigkeit von Apnoen reduzieren könnten, wenn Reflux die Ursache ist.
- nCPAP-Therapie: Die nasale kontinuierliche positive Atemwegsdrucktherapie (nCPAP) ist die Standardbehandlung für OSAS und kann auch Refluxsymptome reduzieren, indem sie den intraösophagealen Druck erhöht und so den Rückfluss von Magensäure verringert.
Fazit
Obwohl die Forschung bislang keine eindeutige kausale Beziehung zwischen Refluxerkrankung und obstruktivem Schlafapnoesyndrom feststellen konnte, gibt es Hinweise darauf, dass beide Zustände häufig gemeinsam auftreten. Gemeinsame Risikofaktoren wie Übergewicht und ungesunde Lebensgewohnheiten könnten eine Rolle spielen. Für Patienten mit Symptomen beider Erkrankungen ist es wichtig, beide Zustände zu diagnostizieren und zu behandeln, um die bestmögliche Lebensqualität zu gewährleisten.
Quellenangabe
Jecker, P., Rassouli, S., Selivanova, O., Lippold, W., & Mann, W. J. (2008). Besteht ein Zusammenhang zwischen der Refluxerkrankung und dem obstruktiven Schlafapnoesyndrom?. HNO, 56, 1122-1128. DOI: 10.1007/s00106-008-1733-y