Meditation zur inneren Stabilisierung bei Morbus Menière

Einleitung

Menschen mit Morbus Menière erleben wiederkehrende Schwindelattacken, die nicht nur körperlich belastend sind, sondern auch zu innerer Unsicherheit und vegetativer Dysbalance führen können. In der Erfahrung vieler Betroffener trägt eine ruhige, atmungszentrierte Meditationspraxis zur Beruhigung des Nervensystems, zur emotionalen Stabilität und zur verbesserten Wahrnehmung des Körpers bei.

Die nachfolgende Übung dient der Unterstützung dieser Prozesse. Sie basiert auf Prinzipien der Achtsamkeit, somatischen Regulation und vegetativen Harmonisierung. Ziel ist es nicht, Symptome aktiv zu bekämpfen, sondern dem Körper die Möglichkeit zu geben, in einen Zustand innerer Ordnung zurückzufinden.

Bitte beachten Sie: Diese Meditation stellt kein Heilverfahren im medizinischen Sinne dar. Sie ersetzt keine ärztliche oder therapeutische Maßnahme, sondern kann eine wertvolle Ergänzung darstellen.


Voraussetzungen und Vorbereitung

Dauer der Übung:
10 bis 20 Minuten, je nach individueller Belastbarkeit

Empfohlene Haltung:

  • Aufrechter Sitz auf einem Stuhl oder Meditationskissen
  • Auch im Liegen möglich, sofern keine Kreislaufprobleme bestehen
  • Füße möglichst flach auf dem Boden, Hände ruhen auf den Oberschenkeln oder im Schoß

Umgebung:
Ein ruhiger Raum mit angenehmer Temperatur, ohne Ablenkung durch Mobilgeräte oder laute Geräusche. Dimmbare Beleuchtung oder natürliches Tageslicht sind günstig.

Hilfsmittel (optional):

  • Wärmekissen im Lendenbereich
  • Duftlampe mit ätherischem Öl (z. B. Lavendel oder Neroli)
  • Ein Glas stilles Wasser zur Vorbereitung und im Anschluss

Ablauf der Meditation

1. Ankommen – die äußere Welt loslassen

Setzen oder legen Sie sich bequem hin. Spüren Sie den Kontakt Ihrer Füße mit dem Boden, Ihres Beckens mit der Sitzfläche oder Ihres Körpers mit der Unterlage. Erlauben Sie sich, für einen Moment alles außen vor zu lassen, was Sie vorher beschäftigt hat.

Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment – nicht auf ein Ziel, nicht auf ein Problem, sondern auf das einfache Sein.

Nehmen Sie sich innerlich vor, während der Übung nichts verändern oder erzwingen zu wollen. Alles darf geschehen – oder auch nicht.

2. Die Atmung beobachten – ohne Eingriff

Lenken Sie nun Ihre Aufmerksamkeit sanft auf Ihren Atem. Versuchen Sie nicht, ihn zu steuern oder zu vertiefen. Beobachten Sie lediglich, wie er kommt und geht – durch die Nase ein, durch die Nase oder den leicht geöffneten Mund wieder aus.

Es kann hilfreich sein, eine stille innere Begleitung hinzuzufügen, wie etwa:

  • Beim Einatmen: „Ich komme zur Ruhe.“
  • Beim Ausatmen: „Ich bin getragen.“

Diese Formel können Sie – ohne Zwang – im Rhythmus der Atmung wiederholen. Lassen Sie Atempausen zu, wann immer sie sich von selbst einstellen.

3. Körpermitte spüren – das Zentrum finden

Richten Sie nun Ihre Wahrnehmung auf die Mitte Ihres Körpers – etwa zwei Fingerbreit unterhalb des Bauchnabels, etwas in der Tiefe. Diese Region wird in vielen Kulturen als Schwerpunkt des Menschen gesehen – als Ort der Ruhe, des Gleichgewichts und der Erdung.

Stellen Sie sich vor, Sie atmen mit jedem Einatmen in diesen Punkt hinein. Nicht anatomisch – sondern symbolisch. Lassen Sie mit jedem Ausatmen Spannung los, die Sie nicht mehr benötigen.

Wenn Ihre Gedanken abschweifen oder ein inneres Schwanken auftaucht, kehren Sie freundlich und ohne Bewertung wieder zu diesem Punkt zurück.

Wiederholen Sie bei Bedarf innerlich:

  • „Ich bin in meiner Mitte.“
  • „Ich vertraue meinem Körper.“
  • „Ich darf loslassen.“

4. Schwindel oder Druckgefühle: Wahrnehmen ohne Widerstand

Wenn während der Meditation Symptome auftreten – ein Druck im Ohr, ein leichtes Schwanken oder Ohrgeräusche – versuchen Sie, sie nicht zu bewerten. Nehmen Sie die Empfindungen wahr wie Wolken am Himmel: Sie kommen, verändern sich, ziehen weiter.

Stellen Sie sich vor, dass Sie wie ein Fels in der Brandung sind. Die Symptome sind wie Wellen: Sie berühren Sie, aber sie reißen Sie nicht um.

Verwenden Sie unterstützende innere Bilder, zum Beispiel:

  • Ein ruhiger See mit klarem Wasser
  • Ein Baum mit tiefen Wurzeln
  • Ein Berg, der in der Erde verankert ist

Lassen Sie diese Bilder aufsteigen – ohne Druck, ohne Erwartung. Sie müssen nichts sehen. Es reicht, sich für das Gefühl von Stabilität zu öffnen.

5. Abschluss – die innere Bewegung mitnehmen

Bleiben Sie nach der eigentlichen Meditation noch einen Moment ruhig sitzen oder liegen. Spüren Sie Ihren Körper von Kopf bis Fuß. Bewegen Sie langsam Ihre Hände und Füße, strecken Sie sich bei Bedarf.

Öffnen Sie in Ihrem eigenen Tempo die Augen. Wenn Sie möchten, trinken Sie ein Glas Wasser und notieren Sie sich ein paar Eindrücke der Übung: Welche Körperregionen waren besonders präsent? Welche Gedanken kamen? Wie fühlen Sie sich jetzt?


Hinweise zur regelmäßigen Anwendung

  • Tageszeit: Die Übung kann morgens zur Stabilisierung oder abends zur Entspannung durchgeführt werden.
  • Regelmäßigkeit: Zwei bis drei Mal pro Woche ist ein guter Anfang. Auch tägliches Üben ist möglich.
  • Dauer: Die Zeit kann je nach Verfassung angepasst werden. Schon fünf Minuten tägliche Ruhe können spürbare Veränderungen bewirken.

Rechtlicher Hinweis

Diese Anleitung dient ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzt keine ärztliche Untersuchung, Diagnose oder Behandlung. Bei gesundheitlichen Beschwerden, insbesondere bei neu auftretendem oder anhaltendem Schwindel, Druckgefühl im Ohr oder Hörminderung, ist eine ärztliche Abklärung erforderlich.

Die Inhalte dieses Textes geben kein Heilversprechen ab. Sie stellen keine Anleitung zur Selbstbehandlung im medizinischen Sinn dar. Die Anwendung erfolgt in eigener Verantwortung.

Morbus Menière – Unterstützung durch Ernährung, Mikronährstoffe & Heilpflanzen

Der Morbus Menière zählt zu den eher seltenen, aber für die Betroffenen sehr belastenden Erkrankungen des Innenohrs. Typisch ist das Auftreten anfallsartiger Schwindelattacken, begleitet von Ohrgeräuschen (Tinnitus), einem Druckgefühl im Ohr und meist einseitiger Hörminderung. Die Ursache ist nicht vollständig geklärt. Vermutet wird eine Fehlregulation des Endolymphvolumens im Innenohr, was zu einem sogenannten endolymphatischen Hydrops führt.

In der klassischen HNO-Medizin stehen medikamentöse und – in schweren Fällen – auch interventionelle Therapien im Vordergrund. Doch zunehmend interessieren sich Patientinnen und Patienten für ergänzende Maßnahmen, um den Körper zu unterstützen. Dieser Beitrag beleuchtet begleitende Optionen aus dem Bereich Ernährung, Mikronährstoffversorgung und Pflanzenmedizin. Dabei ist zu beachten: Die vorgestellten Inhalte dienen ausschließlich der Information und ersetzen keine ärztliche Beratung oder Behandlung.


1. Ziel unterstützender Maßnahmen

Begleitende Maßnahmen haben zum Ziel:

  • Die Häufigkeit und Intensität der Schwindelattacken zu reduzieren,
  • den Allgemeinzustand zu stabilisieren,
  • Stressreaktionen zu dämpfen,
  • antioxidative Schutzmechanismen zu fördern,
  • den Flüssigkeitshaushalt zu regulieren und
  • entzündlichen Vorgängen vorzubeugen.

2. Ernährung: Einfach, aber wirkungsvoll

Die Ernährung kann keinen Schub verhindern, aber Einfluss auf auslösende Faktoren wie Kreislaufinstabilität oder Entzündungsprozesse nehmen.

Empfohlene Grundprinzipien:

  • Salzreduktion: Eine natriumarme Ernährung (z. B. < 1500 mg/Tag) kann helfen, Flüssigkeitseinlagerungen im Innenohr zu minimieren. Verzichtet werden sollte auf stark verarbeitete Lebensmittel, Wurstwaren und salzhaltige Snacks.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: 1,5–2 Liter Wasser oder ungesüßter Kräutertee täglich unterstützen eine stabile Hydratation.
  • Verzicht auf Triggerstoffe: Alkohol, Koffein und Nikotin werden von vielen Betroffenen als Auslöser von Schwindelattacken beschrieben. Hier ist individuelle Beobachtung sinnvoll.
  • Antientzündliche Kost: Gemüsebetonte, mediterrane Ernährungsmuster mit viel Blattgrün, Beeren, Fisch und pflanzlichen Ölen können den oxidativen Stress verringern.

3. Mikronährstoffe: Unterstützung auf zellulärer Ebene

Hinweis: Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sollte grundsätzlich mit einer medizinischen Fachperson abgestimmt werden. Besonders bei paralleler Medikamenteneinnahme sind mögliche Wechselwirkungen zu berücksichtigen.

Potenzielle Unterstützer:

  • Ginkgo biloba (standardisierter Extrakt EGb 761): Kann die Mikrozirkulation im Innenohr fördern und antioxidativ wirken. Wird traditionell bei Tinnitus und Schwindel verwendet.
  • Magnesium: Wirkt gefäßerweiternd, entspannend auf die Muskulatur und kann vegetative Reizbarkeit mindern.
  • Vitamin B6 & B12: Wichtig für die Nervenfunktion und Regeneration. Ein Mangel kann zu sensiblen Störungen führen und sollte labordiagnostisch ausgeschlossen werden.
  • Coenzym Q10: Als zellulärer „Energieüberträger“ in den Mitochondrien könnte CoQ10 bei Energiemangelzuständen der Haarzellen unterstützend wirken.
  • Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA): Besitzen entzündungshemmende Eigenschaften, die sich positiv auf das Innenohrmilieu auswirken könnten.

Evidenz: Während einige dieser Mikronährstoffe in kleineren Studien oder Erfahrungsberichten positive Effekte gezeigt haben, fehlen bislang umfassende randomisierte kontrollierte Studien zur Wirkung beim Morbus Menière.


4. Heilpflanzen: Traditionelle Begleiter bei Gleichgewichtsstörungen

Viele Pflanzenstoffe können eine harmonisierende Wirkung auf das vegetative Nervensystem entfalten oder spezifische Symptome wie Übelkeit, Unruhe oder Ohrgeräusche lindern.

Pflanzen mit möglichem Nutzen:

  • Ingwer (Zingiber officinale): Antiemetisch, entzündungshemmend und zirkulationsfördernd. Kann bei schwindelassoziierter Übelkeit unterstützend wirken (z. B. als Tee, Extrakt oder Kapsel).
  • Mistel (Viscum album): In der anthroposophischen Medizin wird Mistel zur Regulation des autonomen Nervensystems genutzt. Die Studienlage zur Wirkung bei Schwindel ist begrenzt.
  • Baldrian & Passionsblume: Unterstützen bei innerer Unruhe, Anspannung und Schlafstörungen, die den Verlauf negativ beeinflussen können.
  • Weißdorn (Crataegus): Fördert die Herzleistung und Durchblutung, was sich günstig auf Kreislaufschwankungen auswirken kann.

Hinweis: Die Selbstmedikation mit Heilpflanzen sollte stets verantwortungsvoll erfolgen. Standardisierte Extrakte sind vorzuziehen. Bei bestehenden Erkrankungen oder Medikamenteneinnahme ist ärztlicher Rat unerlässlich.


5. Stressregulation & Schlaf: Schlüssel zur Stabilität

Morbus Menière reagiert bei vielen Betroffenen sensibel auf psychischen Stress. Eine gute Stressbewältigung kann somit wesentlicher Bestandteil der unterstützenden Behandlung sein.

Empfehlenswerte Maßnahmen:

  • Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft
  • Entspannungstechniken (z. B. progressive Muskelentspannung, Atemübungen)
  • Schlafhygiene (regelmäßiger Schlafrhythmus, Bildschirmpause vor dem Zubettgehen)
  • Tagebuch führen: zur Erkennung individueller Auslöser

6. Was sagt die Wissenschaft?

In den letzten Jahren wurde vermehrt untersucht, inwieweit Lebensstilfaktoren und orthomolekulare Ergänzungen Einfluss auf Erkrankungen des Innenohrs nehmen können.

Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, dass eine multimodale Herangehensweise – bestehend aus medikamentöser Therapie, Lebensstilmodifikation, audiologischer Versorgung und naturheilkundlicher Begleitung – zu besseren Langzeitergebnissen führen kann.


7. Rechtlicher Hinweis

Die in diesem Artikel dargestellten Informationen dienen der allgemeinen Aufklärung und sollen Patienten helfen, sich über begleitende Maßnahmen bei Morbus Menière zu informieren. Sie ersetzen nicht die fachliche Beratung durch einen Arzt oder eine andere medizinische Fachperson. Auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder pflanzlichen Präparaten sollte stets individuell abgeklärt werden. Es werden keine Heilversprechen abgegeben.


Quellen:

  • Hesse G. „Innenohrschwerhörigkeit und konventionelle Hörgeräte“, in: HNO Update 2024/2025
  • Schmäl F. „Vestibuläre Störungen“, in: HNO Update 2024/2025
  • Mazurek B. „Tinnitus“, in: HNO Update 2024/2025
  • Fischer H.P.A., Dietz D. Antworten auf Ihre Fragen – DMSO & Co., 3. Aufl. 2023

PREDMEN-Studie: Kortison-Injektionen bei Morbus Menière – neue Daten in Sicht

Neue Studie untersucht Kortison-Injektionen bei Morbus Menière

Morbus Menière ist eine Erkrankung des Innenohrs, die sich durch wiederkehrende Schwindelanfälle, Hörminderung, Tinnitus und Druckgefühl im Ohr äußert. Für viele Betroffene bedeuten die Symptome eine starke Einschränkung der Lebensqualität. Neben allgemeinen Maßnahmen wie salzarmer Ernährung und Medikamenten werden auch gezielte Behandlungen mit Kortison direkt ins Mittelohr angewendet – sogenannte intratympanale Injektionen.

Doch wie gut wirken diese Kortison-Injektionen wirklich? Eine groß angelegte neue Studie aus den Niederlanden, die sogenannte PREDMEN-Studie, untersucht nun diese Frage auf hohem wissenschaftlichem Niveau.


Worum geht es in der PREDMEN-Studie?

Die PREDMEN-Studie (The PREDnisolone in MENière’s Disease trial) ist eine Phase-3-Studie mit dem Ziel, die Wirksamkeit von intratympanalem Methylprednisolon im Vergleich zu einem Placebo (Kochsalzlösung) zu beurteilen. Sie wird in sechs Krankenhäusern in den Niederlanden durchgeführt und ist als doppelblinde, randomisierte und placebokontrollierte Studie konzipiert – dem Goldstandard klinischer Forschung.

Insgesamt sollen 148 Patientinnen und Patienten mit einseitigem Morbus Menière in die Studie aufgenommen werden. Sie erhalten entweder eine Injektion mit Kortison (Methylprednisolon 62,5 mg/ml) oder eine Injektion mit Kochsalzlösung – jeweils zu Beginn der Studie und erneut nach zwei Wochen.


Was wird genau untersucht?

Ziel der Studie ist es, herauszufinden, ob die Kortison-Injektionen die Anzahl und Schwere der Schwindelanfälle reduzieren können. Dabei wird die Häufigkeit der Attacken über ein Jahr hinweg beobachtet.

Die wichtigsten Punkte im Überblick:

  • Zielgröße: Anzahl der Schwindelanfälle pro Patient.
  • Messung: Mit Hilfe einer App („DizzyQuest“) erfassen die Teilnehmenden ihre Beschwerden täglich.
  • Weitere untersuchte Faktoren:
    • Hörvermögen
    • Tinnitus-Belastung
    • Lebensqualität
    • Nebenwirkungen und Sicherheit
    • Notwendigkeit zusätzlicher Behandlungen
    • Wirtschaftlichkeit (Kosten-Nutzen-Verhältnis)

Warum ist diese Studie wichtig?

Bisherige Studien zu diesem Thema waren oft klein und methodisch schwach. Eine Cochrane-Übersichtsarbeit aus der Vergangenheit wies explizit darauf hin, dass eine größere, gut durchgeführte Studie dringend notwendig sei. Die PREDMEN-Studie erfüllt nun genau diese Anforderungen.

Die Ergebnisse werden helfen zu klären, ob intratympanales Kortison eine sinnvolle Behandlungsoption bei Morbus Menière ist – und für welche Patienten besonders.


Wie funktioniert eine intratympanale Kortison-Injektion?

Bei dieser Behandlung wird eine kleine Menge Kortisonlösung direkt durch das Trommelfell in das Mittelohr eingebracht. Dort kann der Wirkstoff über das sogenannte „Rundfenster“ ins Innenohr gelangen. Die Injektion erfolgt in der Regel ambulant unter lokaler Betäubung. Der Eingriff dauert nur wenige Minuten und ist wenig belastend.


Was erwartet man sich von der Behandlung?

Kortison soll durch seine entzündungshemmende Wirkung eine Reizung des Innenohrs lindern und dadurch die Schwindelattacken reduzieren. Im Unterschied zu Gentamicin (einer alternativen Therapie, siehe vorheriger Blogartikel) ist das Risiko für eine Hörverschlechterung deutlich geringer. Es handelt sich also um eine vergleichsweise schonende Option.


Wann sind erste Ergebnisse zu erwarten?

Die Patientennachbeobachtung dauert insgesamt zwölf Monate. Erste Ergebnisse könnten frühestens Ende 2025 veröffentlicht werden. Da es sich um eine hochwertige Studie handelt, werden ihre Daten voraussichtlich in Fachzeitschriften publiziert und auf internationalen Kongressen vorgestellt.


Was bedeutet das für Betroffene?

Die PREDMEN-Studie liefert hoffentlich bald verlässliche Daten darüber, wie wirksam Kortison-Injektionen gegen die Schwindelanfälle bei Morbus Menière sind. Bis dahin bleibt die Entscheidung für oder gegen eine solche Behandlung eine individuelle Frage – abhängig vom Beschwerdebild, bisherigen Therapieversuchen und der Beratung durch den behandelnden Arzt.


Quelle:
Boreel MME, van Esch B, Schermer TR, et al. The effectiveness of intratympanic injections with methylPREDnisolon versus placebo in the treatment of vertigo attacks in MENière’s disease (PREDMEN trial): a study protocol for a phase-3 multicentre, double-blinded, randomised, placebo-controlled trial. BMJ Open. 2024 Aug;14(8):e076872. PMID: 39209781. PMCID: PMC11367374

Morbus Menière: Gentamicin oder Kortison – was hilft besser?

Morbus Menière ist eine chronische Erkrankung des Innenohrs, die den Alltag der Betroffenen massiv beeinträchtigen kann. Charakteristisch sind anfallsartiger Drehschwindel, Hörminderung, Ohrgeräusche (Tinnitus) und ein Druckgefühl im Ohr. Die Erkrankung verläuft in Schüben und kann mit der Zeit das Hörvermögen weiter verschlechtern.

Für Patientinnen und Patienten, bei denen konservative Maßnahmen wie salzarme Ernährung, Diuretika oder Betahistin nicht ausreichend helfen, stehen sogenannte intratympanale Therapien zur Verfügung. Dabei wird ein Medikament direkt in das Mittelohr eingebracht. Zwei etablierte Wirkstoffe kommen hier infrage: Gentamicin und Kortikosteroide(z. B. Dexamethason).

Eine neue systematische Übersichtsarbeit mit Metaanalyse, veröffentlicht 2024 im Fachjournal Frontiers in Neurology, vergleicht diese beiden Behandlungsoptionen miteinander – mit spannenden Erkenntnissen.


Wie wirkt Gentamicin?

Gentamicin ist ein Antibiotikum, das selektiv das Gleichgewichtsorgan im Innenohr schädigt. Was zunächst paradox klingt, ist in diesem Fall gewünscht: Durch eine gezielte Dämpfung der überaktiven Gleichgewichtsorgane lässt sich der Schwindel kontrollieren. Die Therapie erfolgt meist in mehreren Sitzungen, wobei das Medikament durch das Trommelfell injiziert wird.

Vorteil: Sehr gute Kontrolle des Drehschwindels.
Nachteil: Risiko einer bleibenden Verschlechterung des Hörvermögens.


Wie wirken Kortikosteroide?

Kortikosteroide wie Dexamethason wirken entzündungshemmend und abschwellend. Bei der intratympanalen Anwendung scheinen aber auch andere Qualitäten zu wirken. Auch sie können durch das Trommelfell ins Mittelohr eingebracht werden. Ihre Wirkung auf den Schwindel ist in vielen Fällen gut, aber tendenziell schwächer als bei Gentamicin.

Vorteil: Schonender für das Gehör.
Nachteil: Möglicherweise geringere Schwindelkontrolle.


Was sagt die aktuelle Forschung?

Die Metaanalyse von Zhang et al. (2024) hat 17 hochwertige Studien mit insgesamt 984 Patienten ausgewertet. Das wichtigste Ergebnis:

  • Gentamicin war effektiver bei der Kontrolle des Schwindels (Odds Ratio 2,07).
  • Kortikosteroide zeigten sich deutlich sicherer in Bezug auf das Gehör.
  • In Bezug auf Tinnitus oder Lebensqualität ergaben sich keine signifikanten Unterschiede.

Die Autoren betonen, dass die Auswahl des Medikaments individuell erfolgen sollte – je nach Beschwerden, Leidensdruck und Restgehör.


Für wen eignet sich welche Therapie?

Gentamicin eignet sich vor allem für:

  • Patientinnen und Patienten mit stark einschränkenden Schwindelattacken
  • Fälle mit bereits eingeschränktem Hörvermögen auf dem betroffenen Ohr

Kortikosteroide eignen sich besser für:

  • Personen mit noch gutem Gehör auf dem erkrankten Ohr
  • Leichteren Schwindelverläufen
  • Wunsch nach möglichst nebenwirkungsarmer Behandlung

Wie läuft eine intratympanale Therapie ab?

Beide Medikamente werden mithilfe einer feinen Nadel direkt ins Mittelohr injiziert. Dies erfolgt ambulant und unter lokaler Betäubung. Die Flüssigkeit gelangt durch das sogenannte Rundfenster in das Innenohr und entfaltet dort ihre Wirkung.

Nach der Injektion sollte der Kopf für etwa 20-30 Minuten ruhig gelagert werden. In vielen Fällen sind mehrere Sitzungen im Abstand von einigen Tagen erforderlich.


Gibt es Risiken?

Gentamicin:

  • Hörverschlechterung (in bis zu 30 % der Fälle)
  • Gleichgewichtsstörungen in den ersten Tagen nach der Injektion

Kortikosteroide:

  • Sehr geringe Nebenwirkungen
  • In seltenen Fällen: lokale Reizung im Mittelohr

Fazit: Eine individuelle Entscheidung

Die Wahl zwischen Gentamicin und Kortikosteroiden ist keine pauschale Entscheidung, sondern hängt vom individuellen Krankheitsverlauf und den Therapiezielen ab. Wer unter schwerem Schwindel leidet, profitiert möglicherweise mehr von Gentamicin – auch wenn dies mit einem höheren Risiko für Hörschäden verbunden ist. Kortikosteroide sind hingegen die schonendere Variante und oft die erste Wahl bei Patienten mit erhaltenem Gehör.

Wichtig ist, sich umfassend über die Möglichkeiten zu informieren und gemeinsam mit der behandelnden Fachärztin oder dem Facharzt abzuwägen, welches Vorgehen in der individuellen Situation am sinnvollsten ist.


Quelle:
Zhang Y, Li X, Chen Y, Zhang H, Zhou M, Shen H. Comparative efficacy of intratympanic gentamicin and intratympanic corticosteroid in the treatment of Meniere’s disease: a systematic review and meta-analysis. Front Neurol. 2024;15:1471010. doi:10.3389/fneur.2024.1471010



Die 5 wichtigsten homöopathischen Mittel bei Schwindel und Morbus Menière

Homöopathie bei Schwindel und Morbus Menière: Natürliche Unterstützung für das Gleichgewicht

Einleitung

Schwindel ist ein Symptom, das viele Ursachen haben kann. Besonders belastend sind Drehschwindelanfälle im Rahmen des Morbus Menière, die oft mit Ohrensausen und Hörverlust einhergehen. Während die Schulmedizin häufig mit durchblutungsfördernden Medikamenten, Infusionen oder operativen Maßnahmen arbeitet, bietet die Homöopathie eine sanfte und individuelle Möglichkeit, den Körper auf natürliche Weise zu unterstützen.

In meiner Praxis habe ich bereits viele Patienten mit homöopathischen Mitteln begleitet. Die Erfahrungen zeigen, dass eine gezielte Auswahl von Arzneien zur Linderung akuter Schwindelattacken beitragen und langfristig die Anfallshäufigkeit reduzieren kann.

Homöopathische Ansätze bei Schwindel

Homöopathie betrachtet nicht nur die Erkrankung, sondern den gesamten Menschen. Ziel ist es, die Selbstregulation des Körpers zu fördern und eine nachhaltige Stabilität des Gleichgewichtssinns zu erreichen. Dabei wird unterschieden zwischen:

  1. Akut auftretendem Schwindel, der oft plötzlich beginnt und mit Übelkeit, Angst oder Benommenheit einhergeht.
  2. Chronischem oder wiederkehrendem Schwindel, der über längere Zeiträume besteht und typischerweise an bestimmte Auslöser gebunden ist.

Die Mittelwahl erfolgt individuell und orientiert sich an den spezifischen Symptomen. In der akuten Phase kann eine homöopathische Arznei gezielt zur Linderung der Beschwerden eingesetzt werden. Bei wiederkehrenden Schwindelattacken wird die Therapie oft auf eine längerfristige Regulierung des Gleichgewichtssinns ausgerichtet.

Bewährte homöopathische Mittel bei Schwindel und Morbus Menière

Es gibt verschiedene homöopathische Arzneien, die sich in meiner Praxis besonders bewährt haben. Einige der wichtigsten sind:

  • Conium maculatum – Hilfreich bei Schwindel, der durch Kopfbewegungen ausgelöst wird, etwa beim Umdrehen im Bett oder Aufstehen aus dem Sitzen.
  • Chininum sulfuricum – Geeignet für Patienten mit Morbus Menière, die neben Schwindel auch Tinnitus und Hörminderung erleben.
  • Gelsemium sempervirens – Unterstützend bei Benommenheitsgefühl, Schwäche und verschwommenem Sehen während einer Schwindelattacke.
  • Cocculus indicus – Besonders hilfreich, wenn der Schwindel mit Übelkeit oder nach Schlafmangel auftritt.
  • Bryonia alba – Wird oft eingesetzt, wenn der Schwindel bei Bewegung verstärkt wird und Betroffene sich nur in Ruhe besser fühlen.

Je nach individueller Symptomatik wird eines oder eine Kombination dieser Mittel ausgewählt. Die richtige Arznei kann dabei helfen, den Körper gezielt zu unterstützen.

Akute vs. vorbeugende homöopathische Behandlung

Die homöopathische Behandlung kann sowohl in der akuten Phase als auch zur Vorbeugung eingesetzt werden.

  • Akute Schwindelanfälle können mit homöopathischen Mitteln begleitet werden, die gezielt auf die auftretenden Symptome abgestimmt sind. Die Einnahme erfolgt nach Bedarf, um eine schnelle Erleichterung zu erzielen.
  • Vorbeugende Maßnahmen zielen darauf ab, die Empfindlichkeit gegenüber Auslösern zu reduzieren und die Häufigkeit der Schwindelattacken langfristig zu verringern. Hierbei erfolgt die Mittelwahl basierend auf der individuellen Konstitution des Patienten.

Viele Patienten berichten, dass mit einer homöopathischen Begleitung die Intensität und Häufigkeit der Anfälle über die Zeit spürbar nachgelassen haben.

Wichtiger rechtlicher Hinweis

Homöopathie ist eine individuelle Therapieform, die auf der Erfahrung und den Beobachtungen von Therapeuten basiert. Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit bei Schwindel oder Morbus Menière sind begrenzt, und die Therapie stellt keine Alternative zu einer schulmedizinischen Diagnostik dar. Daher sollte die homöopathische Behandlung immer in Absprache mit einem Arzt oder Heilpraktiker erfolgen.

Fazit

Homöopathie kann eine wertvolle Unterstützung für Menschen sein, die unter Schwindel oder Morbus Menière leiden. Die individuell abgestimmte Mittelwahl ermöglicht es, akute Beschwerden zu lindern und langfristig das Gleichgewichtssystem zu stabilisieren. In meiner Praxis konnte ich bereits viele positive Veränderungen beobachten – eine gezielte Beratung ist jedoch unerlässlich, um das passende Mittel zu finden.

Tauchen mit Morbus Menière: Chancen, Risiken und medizinische Bewertung

Morbus Menière und Tauchtauglichkeit – Risiken, Einschätzungen und Empfehlungen

Kann man trotz Morbus Menière tauchen? Diese Frage stellen sich viele Menschen, bei denen die Erkrankung diagnostiziert wurde, die aber über längere Zeit symptomfrei sind und gerne tauchen möchten. Gerade weil Tauchsport ein intensives Hobby ist, bei dem Ruhe, Konzentration und Gleichgewicht eine zentrale Rolle spielen, ist die medizinische Einschätzung entscheidend. Dieser Artikel bietet eine verständliche und umfassende Orientierung über die Tauchtauglichkeit bei Morbus Menière – aus Sicht der HNO-Heilkunde und unter Berücksichtigung aktueller medizinischer Standards.


Was ist Morbus Menière?

Morbus Menière ist eine Erkrankung des Innenohrs, die typischerweise durch folgende Symptome gekennzeichnet ist:

  • Anfallsartiger Drehschwindel (meist plötzlich, oft verbunden mit Übelkeit und Erbrechen)
  • Tinnitus (Ohrgeräusche)
  • Fluktuierende Hörminderung (vor allem im Tieftonbereich)
  • Einseitiger Druck im Ohr

Die Ursache liegt vermutlich in einer Volumenzunahme der Endolymphe im Innenohr (Endolymphhydrops), was zu einer Reizung der empfindlichen Sinnesstrukturen führt.

Der Verlauf ist schubweise, mit Phasen völliger Beschwerdefreiheit zwischen den Anfällen. Es kann Jahre dauern, bis sich ein chronisches Stadium mit bleibender Hörminderung oder Gleichgewichtsproblemen entwickelt – muss aber nicht.


Tauchen – eine besondere Herausforderung für das Gleichgewichtsorgan

Tauchen stellt besondere Anforderungen an den Körper – insbesondere an das Gleichgewichts- und Hörorgan. Das liegt nicht nur an der Schwerelosigkeit und dem veränderten Orientierungssinn unter Wasser, sondern auch an den Druckverhältnissen:

  • Beim Ab- und Auftauchen ändern sich die Druckverhältnisse im Mittelohr schnell. Ein funktionierender Druckausgleich (über die Ohrtrompete) ist essenziell.
  • Das Innenohr reagiert empfindlich auf Druckveränderungen. Bei Morbus Menière ist diese Reaktionsfähigkeit potenziell gestört.
  • Der plötzliche Beginn eines Schwindelanfalls unter Wasser kann zu Panik führen – mit lebensbedrohlichen Konsequenzen.

Morbus Menière und die Tauchtauglichkeit – eine Einzelfallentscheidung

Es gibt keine pauschale Regel, die Tauchen bei Morbus Menière grundsätzlich erlaubt oder verbietet. Vielmehr handelt es sich um eine individuelle Risikobewertung. Dabei sind mehrere Faktoren ausschlaggebend:

1. Dauer der Beschwerdefreiheit

Ein Zeitraum von mehreren Jahren ohne Schwindelanfälle spricht für eine stabilisierte Erkrankung. Die meisten Taucherärzte sehen mindestens ein bis zwei Jahre Anfallsfreiheit als Voraussetzung an – manche auch länger.

2. Status des Gleichgewichtsorgans

Ein vestibulärer Funktionstest gibt Aufschluss darüber, ob das betroffene Gleichgewichtsorgan dauerhaft geschädigt ist oder (noch) aktiv reagiert. Ein beidseits ausgeglichenes System ist für die Orientierung unter Wasser essenziell.

3. Hörvermögen und Druckausgleich

Eine erhaltene Druckausgleichsfunktion und ein ausreichendes Hörvermögen sind weitere Voraussetzungen. Schwerhörigkeit allein ist nicht immer ein Ausschlusskriterium – ein einseitiger Verlust kann eventuell kompensiert werden, solange die Orientierung erhalten bleibt.

4. Psychische Belastbarkeit

Ein möglicher Schwindelanfall unter Wasser kann nicht nur körperlich, sondern auch psychisch überfordernd sein. Wer sich auch in Stresssituationen ruhig und kontrolliert verhält, reduziert das Risiko durch Panikreaktionen.


Was sagen die Fachgesellschaften?

Die Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin (GTÜM) empfiehlt, bei chronischen Innenohrerkrankungen wie Morbus Menière grundsätzlich keine Tauchtauglichkeit zu bescheinigen, solange Anfälle nicht eindeutig ausgeschlossen werden können. Sie stützt sich dabei auf die potenzielle Gefahr eines plötzlichen Ausfalls der Orientierung oder das Risiko einer Perilymphfistel (Innenohrbarotrauma) durch Druckbelastung.

Allerdings wird auch betont, dass bei stabiler Krankheitsphase und vollständig unauffälligem Befund eine Einzelfallentscheidung getroffen werden kann – idealerweise unter Einbeziehung eines erfahrenen HNO-Arztes und eines tauchmedizinisch qualifizierten Facharztes.


Empfehlungen für Betroffene, die wieder tauchen möchten

Wenn Sie an Morbus Menière leiden und über eine Rückkehr zum Tauchen nachdenken, sollten folgende Punkte unbedingt beachtet werden:

  1. Tauchtauglichkeitsuntersuchung Eine aktuelle tauchmedizinische Untersuchung nach den Empfehlungen der GTÜM ist obligatorisch. Dabei sollten auch spezifische vestibuläre Tests (z. B. Videonystagmographie, Kopfimpulstest) durchgeführt werden.
  2. Keine Symptome über mindestens 24 Monate Dies gilt als Mindestanforderung. Je länger die anfallsfreie Zeit, desto geringer das Risiko – aber ein Restrisiko bleibt.
  3. Begleitung durch erfahrenen Tauchpartner Niemals alleine tauchen. Der Buddy sollte über die Erkrankung informiert sein und in Notsituationen handeln können.
  4. Nur in kontrollierten Gewässern Keine Tauchgänge in Strömung, Kälte oder großer Tiefe. Optimal sind flache, ruhige Gewässer mit guter Sicht.
  5. Sofortiger Tauchstopp bei Symptomen Schon bei leichten Symptomen (Druckgefühl, leichter Schwindel) sollte der Tauchgang beendet werden.

Welche Risiken bleiben – trotz Anfallsfreiheit?

Selbst wenn über Jahre kein Schwindelanfall mehr aufgetreten ist, kann nicht mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden, dass es zu einem erneuten Schub kommt. Folgende Komplikationen wären unter Wasser besonders problematisch:

  • Plötzlicher Drehschwindel mit Orientierungsverlust
  • Übelkeit und Erbrechen unter Wasser
  • Panikreaktion durch Desorientierung
  • Hörverlust oder Innenohrbarotrauma durch gestörte Druckverhältnisse

Da sich solche Symptome im Wasser dramatisch verschärfen können, raten viele Fachgesellschaften zur Zurückhaltung.


Fazit

Morbus Menière und Tauchsport sind keine automatisch ausschließenden Gegensätze – aber die individuelle Situation muss sorgfältig geprüft werden. Ein Zeitraum von vier Jahren ohne Schwindelanfall ist ermutigend, jedoch kein Freibrief. Die Entscheidung über die Tauchtauglichkeit muss in enger Absprache mit spezialisierten Ärzten getroffen werden. Wer sich bewusst mit den Risiken auseinandersetzt, kann eventuell unter bestimmten Bedingungen wieder ins Wasser zurückkehren – mit Sicherheit und Verantwortung.

Bitte beachten Sie: In meiner HNO-Praxis führe ich keine tauchmedizinischen Untersuchungen durch, erstelle keine Gutachten und stelle keine Bescheinigungen zur Tauchtauglichkeit aus. Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzt keine individuelle ärztliche Beratung.


Quellen:

  • GTÜM – Empfehlungen zur Tauchtauglichkeit bei Innenohrerkrankungen, Stand 2023
  • Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde: Leitlinie Morbus Menière (AWMF-Register-Nr. 017-078), Stand 2021
  • Tauchmedizin: V. Knauth, Springer Verlag, 2020
  • European Committee for Hyperbaric Medicine (ECHM): Empfehlungen zu Innenohrrisiken beim Tauchen, 2022

Schwindel verstehen: Ursachen & Formen aus HNO-Sicht – kompakt erklärt

Dreht sich alles – aber warum? Die 5 häufigsten Ursachen für Schwindel aus HNO-Sicht

Schwindel gehört zu den häufigsten Beschwerden in der Allgemeinmedizin – und betrifft Menschen jeden Alters. Ob plötzliches Drehen, ein Gefühl wie „Boden unter den Füßen verlieren“ oder ständiges Schwanken: Schwindel kann beängstigend sein. Besonders oft liegen die Ursachen im Bereich des Gleichgewichtsorgans im Innenohr. In diesem Artikel geben wir einen fundierten, gut verständlichen Überblick: Welche Schwindelarten sind häufig? Was steckt dahinter? Und wann ist eine medizinische Abklärung sinnvoll?

1. Lagerungsschwindel – harmlos, aber heftig

Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel (BPLS) ist die häufigste Schwindelform. Er tritt plötzlich auf – meist beim Umdrehen im Bett, beim Hinlegen oder Aufrichten. Betroffene berichten oft: „Beim Drehen im Bett hat sich alles gedreht – aber nach ein paar Sekunden war es vorbei.“

Ursache:

Im Innenohr befinden sich kleine Kristalle (Otolithen), die bei bestimmten Kopfbewegungen verrutschen und Sinneszellen reizen. Das führt zu einem kurzen, aber intensiven Drehschwindel.

Typisch:

  • Plötzlicher Drehschwindel bei Lagewechsel
  • Dauert meist weniger als 60 Sekunden
  • Keine Begleitsymptome wie Hörverlust oder Tinnitus

Behandlung:

Oft helfen spezielle Lagerungsübungen, z. B. das Epley-Manöver, um die Kristalle zurück an ihren Platz zu bringen.

2. Vestibularis-Neuritis – Schwindel oft nach Virusinfekt

Die Vestibularis-Neuritis ist eine Entzündung des Gleichgewichtsnervs, oft nach einem Infekt. Sie tritt plötzlich auf und kann stark einschränken.

Symptome:

  • Akuter Drehschwindel über Stunden oder Tage
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Kein Hörverlust

Ursache:

Ein Zusammenhang mit Virusinfektionen (z. B. Herpesviren) wird vermutet. Das Innenohr bleibt intakt, aber der Gleichgewichtsnerv sendet gestörte Signale ans Gehirn.

Therapie:

In der Akutphase helfen Medikamente gegen Übelkeit. Danach unterstützen gezielte Gleichgewichtsübungen die Regeneration.

3. Morbus Menière – wenn Schwindel, Tinnitus und Hörverlust zusammenkommen

Morbus Menière ist eine Erkrankung des Innenohrs, die schubweise auftritt und besonders belastend sein kann.

Typische Symptome:

  • Anfallsartiger Drehschwindel (Minuten bis Stunden)
  • Ohrgeräusche (Tinnitus)
  • Einseitiger Hörverlust

Ursache:

Ein Zuviel an Flüssigkeit im Innenohr (Endolymphhydrops) bringt das Gleichgewicht durcheinander. Die genaue Ursache ist unklar.

Therapie:

Je nach Ausprägung medikamentös, diätetisch (z. B. salzarm), physikalisch oder operativ.

4. Gleichgewichtsstörungen durch Kreislaufprobleme

Manchmal liegt der Grund für Schwindel nicht im Ohr, sondern im Blutdruck oder Kreislaufsystem. Besonders bei älteren Menschen tritt häufig die sogenannte orthostatische Hypotonie auf.

Hinweise:

  • Tritt bei Lagewechsel auf
  • Gefühl der Schwäche statt Drehschwindel
  • Besser nach Bewegung oder Flüssigkeitsaufnahme

Was hilft?

Blutdruckkontrolle, ausreichendes Trinken, langsam aufstehen. Bei Unsicherheit sollte ärztlich abgeklärt werden, ob das Gleichgewichtsorgan beteiligt ist.

5. Schwindel bei Migräne – die stille Form

Viele wissen nicht: Es gibt Migräne mit Schwindel – auch ohne Kopfschmerz. Die sogenannte vestibuläre Migräne ist weit verbreitet und wird oft übersehen.

Typisch:

  • Schwindelattacken (Sekunden bis Stunden)
  • Oft Licht- oder Geräuschempfindlichkeit
  • Familiäre Migränebelastung

Diagnose:

Die Abgrenzung zu anderen Schwindelformen ist anspruchsvoll. Eine ausführliche Anamnese hilft weiter.

Wann ist ärztliche Abklärung sinnvoll?

In folgenden Fällen sollte Schwindel unbedingt medizinisch abgeklärt werden:

  • Plötzlicher, starker Schwindel ohne erkennbare Ursache
  • Zusätzliche Symptome wie Hörverlust, Doppelbilder oder Sprachstörungen
  • Neu auftretende Gangunsicherheit
  • Schwindel nach einem Sturz oder Unfall

Wichtig: Schwindel kann in seltenen Fällen auch Hinweis auf einen Schlaganfall sein. Zögern Sie in Notfällen nicht, den Notruf zu wählen.

Fazit

Schwindel kann viele Ursachen haben – das Gleichgewichtsorgan im Innenohr spielt dabei eine zentrale Rolle. Die gute Nachricht: Viele Formen sind gut behandelbar. Wissen hilft, unnötige Sorgen zu vermeiden – und die richtigen Schritte einzuleiten.

Quellen: