Tinnitus: Was das ständige Ohrgeräusch bedeutet – und was wirklich hilft

Tinnitus betrifft Millionen Menschen in Deutschland. Es handelt sich um ein ständig wahrgenommenes Geräusch im Ohr, das nicht durch eine äußere Schallquelle verursacht wird. Ob Pfeifen, Rauschen oder Zischen – die Ausprägungen sind vielfältig. Trotz seines weitverbreiteten Auftretens gibt es noch viele Missverständnisse über Ursachen, Behandlung und Verlauf.

Was genau ist Tinnitus?

Tinnitus ist ein Symptom, kein eigenständiges Krankheitsbild. Es beschreibt die subjektive Wahrnehmung eines Geräuschs, das nicht von einer äußeren Quelle stammt. Mediziner unterscheiden zwischen dem subjektiven und dem objektiven Tinnitus. Der objektive Tinnitus ist selten und kann beispielsweise durch Muskelkontraktionen oder Gefäßveränderungen verursacht werden. In über 95 Prozent der Fälle handelt es sich um einen subjektiven Tinnitus.

Wie entsteht Tinnitus?

Die Entstehung ist vielschichtig. Häufig liegt eine Innenohrschädigung zugrunde, etwa durch Lärm, Infektionen, Durchblutungsstörungen oder altersbedingte Degeneration. Eine Schädigung der Haarzellen führt zu veränderter Signalverarbeitung im Gehirn, wodurch das Phantomgeräusch entsteht. Auch Stress, Schlafmangel und psychische Belastungen können die Wahrnehmung verstärken oder das Auftreten begünstigen.

Akuter vs. chronischer Tinnitus

Ein akuter Tinnitus dauert weniger als drei Monate. In dieser Phase bestehen noch gute Chancen auf eine Rückbildung, insbesondere wenn eine Behandlung zeitnah erfolgt. Ein chronischer Tinnitus liegt vor, wenn das Ohrgeräusch länger als drei Monate besteht. Dann verändert sich die Verarbeitung der Hörinformationen im Gehirn dauerhaft.

Wann zum Arzt?

Bei plötzlichem Ohrgeräusch, insbesondere in Verbindung mit einer Hörminderung, sollte zeitnah eine ärztliche Abklärung erfolgen. Je früher ein Tinnitus behandelt wird, desto besser sind die Prognosen. Eine ausführliche HNO-ärztliche Untersuchung inklusive Hörtest, Tympanometrie und otoakustischer Emissionen ist Standard.

Therapieoptionen

Eine universelle Therapie für Tinnitus gibt es bislang nicht. Die Behandlung richtet sich nach Dauer, Auslösern und Belastungsgrad.

1. Medikamentöse Ansätze

Bei akutem Tinnitus kommen häufig Kortison-Präparate zum Einsatz, um Entzündungsprozesse im Innenohr zu hemmen. Auch durchblutungsfördernde Medikamente werden diskutiert, zeigen aber keine einheitlich belegte Wirkung.

2. Hörgeräte und Masker

Bei gleichzeitigem Hörverlust kann ein gut angepasstes Hörgerät helfen, den Tinnitus in den Hintergrund zu drängen. Spezielle Tinnitus-Masker erzeugen ein angenehmes Hintergrundgeräusch zur Ablenkung.

3. Soundtherapie

Individuell angepasste Klangtherapien (z. B. weißer Rauschgenerator, Naturklänge) können helfen, das Gehirn umzutrainieren. Ziel ist es, die Tinnitus-Wahrnehmung zu reduzieren.

4. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

Ein wissenschaftlich gut belegter Ansatz ist die kognitive Verhaltenstherapie. Sie zielt darauf ab, die Aufmerksamkeit vom Tinnitus wegzulenken, negative Gedankenmuster zu verändern und die Lebensqualität zu verbessern.

5. Neuromodulation

Neue Therapieansätze wie transkranielle Magnet- oder Gleichstromstimulation befinden sich in der klinischen Erprobung. Auch bimodale Stimulationen (z. B. Kombination aus Hör- und Stromreizen) werden untersucht.

Was hilft wirklich?

Tinnitus ist behandelbar, aber nicht immer heilbar. Eine Kombination aus Information, Akzeptanz und individuellen Therapieansätzen hat sich als wirksam erwiesen. Wichtig ist, sich nicht auf eine schnelle Lösung zu fixieren, sondern einen langfristigen, strukturierten Umgang zu entwickeln.

Fazit

Tinnitus ist ein komplexes Symptom, das unterschiedliche Ursachen haben kann. Die gute Nachricht: Es gibt heute eine Vielzahl an Therapiemöglichkeiten, die individuell angepasst werden können. Frühzeitige Diagnose, Aufklärung und eine interdisziplinäre Behandlung sind entscheidend für eine erfolgreiche Bewältigung.


Quellen:

  • Hesse G. et al., UPDATE HNO 2020/2021 und 2024/2025
  • Deutsche Tinnitus-Liga
  • Mazurek B. et al., Charité Tinnituszentrum Berlin

Meta-Titel: Tinnitus verstehen: Ursachen, Formen und was hilft

Meta-Beschreibung: Ständiges Ohrgeräusch? Dieser Artikel erklärt, wie Tinnitus entsteht, welche Therapieansätze sinnvoll sind und warum frühzeitige Hilfe entscheidend ist.

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Schwerhörigkeit im Alter: Warum gutes Hören auch das Gedächtnis schützt

Altersbedingte Schwerhörigkeit ist keine Bagatelle

Altersbedingte Schwerhörigkeit (Presbyakusis) betrifft etwa ein Drittel der Menschen über 65 Jahre. Dabei handelt es sich nicht um eine Erkrankung im klassischen Sinne, sondern um eine fortschreitende Abnahme der Hörfähigkeit, die in der Regel beide Ohren betrifft. Die Ursachen sind vielschichtig: genetische Veranlagung, Durchblutungsstörungen im Innenohr, Lärmexposition im Lebensverlauf und degenerative Prozesse im zentralen Hörsystem spielen eine Rolle.

Was passiert im Ohr?

Im Innenohr befinden sich Haarzellen, die Schallreize in elektrische Signale umwandeln. Mit zunehmendem Alter sterben diese Zellen langsam ab. Auch die sogenannten Bändersynapsen, die die Haarzellen mit dem Hörnerv verbinden, verlieren an Effizienz. Neue Studien belegen, dass selbst geringe Lärmexpositionen im Alltag zu Mikroschäden führen können. Dieser schleichende Prozess bleibt oft lange unbemerkt.

Schwerhörigkeit und kognitive Leistung

Aktuelle Studien zeigen eine enge Verbindung zwischen Schwerhörigkeit und dem Risiko für kognitive Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz. Eine zentrale Hypothese lautet: Wenn das Gehirn dauerhaft unterfordert ist, weil Hörinformationen fehlen oder unzureichend verarbeitet werden, schrumpfen Areale, die eigentlich für das Sprachverstehen zuständig sind. Zudem steigt die allgemeine kognitive Belastung, weil Betroffene versuchen, Gespräche trotz eingeschränkter Hörleistung zu verstehen.

Studienlage

Laut einer vielbeachteten Metaanalyse von Lin et al. (2011) steigt das Demenzrisiko mit dem Grad der Schwerhörigkeit: Leichte Hörminderung geht mit einem um ca. 20 Prozent erhöhten Risiko einher, bei starker Schwerhörigkeit steigt es auf über 80 Prozent. Eine deutsche Studie aus dem Jahr 2023 (Hesse et al.) bekräftigt diese Ergebnisse. Besonders relevant: Hörgeräte können diesen Prozess verlangsamen.

Warum Hörgeräte so selten genutzt werden

Trotz eindeutiger Vorteile trägt nur ein Teil der Betroffenen tatsächlich ein Hörgerät. Gründe sind unter anderem Scham, mangelnde Aufklärung, schlechte frühere Erfahrungen oder unzureichende Anpassung. Dabei ist belegt: Eine gute Hörgeräteversorgung verbessert nicht nur das Sprachverstehen, sondern kann auch die Lebensqualität und soziale Teilhabe deutlich steigern.

Der Zusammenhang mit Demenz

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat unbehandelte Schwerhörigkeit als einen der wichtigsten modifizierbaren Risikofaktoren für Demenz identifiziert. Sie empfiehlt, bereits ab dem 50. Lebensjahr regelmäßige Hörtests durchführen zu lassen. Frühzeitig erkannte Hörminderungen lassen sich oft mit einfachen Mitteln kompensieren.

Hörtraining und kognitive Reserve

Neben technischen Hilfsmitteln wie Hörgeräten rückt zunehmend auch das Hörtraining in den Fokus. Ziel ist es, das Gehirn gezielt zu trainieren, um Hörinformationen besser zu verarbeiten. Studien deuten darauf hin, dass dies auch positive Effekte auf die sogenannte kognitive Reserve haben kann. Je größer diese Reserve, desto besser kann das Gehirn altersbedingte Veränderungen kompensieren.

Fazit

Schwerhörigkeit im Alter ist mehr als ein „leiser“ Verlust. Sie kann weitreichende Folgen für das Gehirn, das soziale Leben und die Lebensqualität haben. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Regelmäßige Hörtests, gut angepasste Hörgeräte und gegebenenfalls ein gezieltes Hörtraining können helfen, geistig fit zu bleiben.


Quellen:

  • Hesse G. et al., UPDATE HNO 2024/2025
  • Lin F.R. et al., Arch Neurol. 2011;68(2):214-220.
  • WHO-Bericht: Risk Reduction of Cognitive Decline and Dementia, 2019

 

 

Meditation zur inneren Stabilisierung bei Morbus Menière

Einleitung

Menschen mit Morbus Menière erleben wiederkehrende Schwindelattacken, die nicht nur körperlich belastend sind, sondern auch zu innerer Unsicherheit und vegetativer Dysbalance führen können. In der Erfahrung vieler Betroffener trägt eine ruhige, atmungszentrierte Meditationspraxis zur Beruhigung des Nervensystems, zur emotionalen Stabilität und zur verbesserten Wahrnehmung des Körpers bei.

Die nachfolgende Übung dient der Unterstützung dieser Prozesse. Sie basiert auf Prinzipien der Achtsamkeit, somatischen Regulation und vegetativen Harmonisierung. Ziel ist es nicht, Symptome aktiv zu bekämpfen, sondern dem Körper die Möglichkeit zu geben, in einen Zustand innerer Ordnung zurückzufinden.

Bitte beachten Sie: Diese Meditation stellt kein Heilverfahren im medizinischen Sinne dar. Sie ersetzt keine ärztliche oder therapeutische Maßnahme, sondern kann eine wertvolle Ergänzung darstellen.


Voraussetzungen und Vorbereitung

Dauer der Übung:
10 bis 20 Minuten, je nach individueller Belastbarkeit

Empfohlene Haltung:

  • Aufrechter Sitz auf einem Stuhl oder Meditationskissen
  • Auch im Liegen möglich, sofern keine Kreislaufprobleme bestehen
  • Füße möglichst flach auf dem Boden, Hände ruhen auf den Oberschenkeln oder im Schoß

Umgebung:
Ein ruhiger Raum mit angenehmer Temperatur, ohne Ablenkung durch Mobilgeräte oder laute Geräusche. Dimmbare Beleuchtung oder natürliches Tageslicht sind günstig.

Hilfsmittel (optional):

  • Wärmekissen im Lendenbereich
  • Duftlampe mit ätherischem Öl (z. B. Lavendel oder Neroli)
  • Ein Glas stilles Wasser zur Vorbereitung und im Anschluss

Ablauf der Meditation

1. Ankommen – die äußere Welt loslassen

Setzen oder legen Sie sich bequem hin. Spüren Sie den Kontakt Ihrer Füße mit dem Boden, Ihres Beckens mit der Sitzfläche oder Ihres Körpers mit der Unterlage. Erlauben Sie sich, für einen Moment alles außen vor zu lassen, was Sie vorher beschäftigt hat.

Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment – nicht auf ein Ziel, nicht auf ein Problem, sondern auf das einfache Sein.

Nehmen Sie sich innerlich vor, während der Übung nichts verändern oder erzwingen zu wollen. Alles darf geschehen – oder auch nicht.

2. Die Atmung beobachten – ohne Eingriff

Lenken Sie nun Ihre Aufmerksamkeit sanft auf Ihren Atem. Versuchen Sie nicht, ihn zu steuern oder zu vertiefen. Beobachten Sie lediglich, wie er kommt und geht – durch die Nase ein, durch die Nase oder den leicht geöffneten Mund wieder aus.

Es kann hilfreich sein, eine stille innere Begleitung hinzuzufügen, wie etwa:

  • Beim Einatmen: „Ich komme zur Ruhe.“
  • Beim Ausatmen: „Ich bin getragen.“

Diese Formel können Sie – ohne Zwang – im Rhythmus der Atmung wiederholen. Lassen Sie Atempausen zu, wann immer sie sich von selbst einstellen.

3. Körpermitte spüren – das Zentrum finden

Richten Sie nun Ihre Wahrnehmung auf die Mitte Ihres Körpers – etwa zwei Fingerbreit unterhalb des Bauchnabels, etwas in der Tiefe. Diese Region wird in vielen Kulturen als Schwerpunkt des Menschen gesehen – als Ort der Ruhe, des Gleichgewichts und der Erdung.

Stellen Sie sich vor, Sie atmen mit jedem Einatmen in diesen Punkt hinein. Nicht anatomisch – sondern symbolisch. Lassen Sie mit jedem Ausatmen Spannung los, die Sie nicht mehr benötigen.

Wenn Ihre Gedanken abschweifen oder ein inneres Schwanken auftaucht, kehren Sie freundlich und ohne Bewertung wieder zu diesem Punkt zurück.

Wiederholen Sie bei Bedarf innerlich:

  • „Ich bin in meiner Mitte.“
  • „Ich vertraue meinem Körper.“
  • „Ich darf loslassen.“

4. Schwindel oder Druckgefühle: Wahrnehmen ohne Widerstand

Wenn während der Meditation Symptome auftreten – ein Druck im Ohr, ein leichtes Schwanken oder Ohrgeräusche – versuchen Sie, sie nicht zu bewerten. Nehmen Sie die Empfindungen wahr wie Wolken am Himmel: Sie kommen, verändern sich, ziehen weiter.

Stellen Sie sich vor, dass Sie wie ein Fels in der Brandung sind. Die Symptome sind wie Wellen: Sie berühren Sie, aber sie reißen Sie nicht um.

Verwenden Sie unterstützende innere Bilder, zum Beispiel:

  • Ein ruhiger See mit klarem Wasser
  • Ein Baum mit tiefen Wurzeln
  • Ein Berg, der in der Erde verankert ist

Lassen Sie diese Bilder aufsteigen – ohne Druck, ohne Erwartung. Sie müssen nichts sehen. Es reicht, sich für das Gefühl von Stabilität zu öffnen.

5. Abschluss – die innere Bewegung mitnehmen

Bleiben Sie nach der eigentlichen Meditation noch einen Moment ruhig sitzen oder liegen. Spüren Sie Ihren Körper von Kopf bis Fuß. Bewegen Sie langsam Ihre Hände und Füße, strecken Sie sich bei Bedarf.

Öffnen Sie in Ihrem eigenen Tempo die Augen. Wenn Sie möchten, trinken Sie ein Glas Wasser und notieren Sie sich ein paar Eindrücke der Übung: Welche Körperregionen waren besonders präsent? Welche Gedanken kamen? Wie fühlen Sie sich jetzt?


Hinweise zur regelmäßigen Anwendung

  • Tageszeit: Die Übung kann morgens zur Stabilisierung oder abends zur Entspannung durchgeführt werden.
  • Regelmäßigkeit: Zwei bis drei Mal pro Woche ist ein guter Anfang. Auch tägliches Üben ist möglich.
  • Dauer: Die Zeit kann je nach Verfassung angepasst werden. Schon fünf Minuten tägliche Ruhe können spürbare Veränderungen bewirken.

Rechtlicher Hinweis

Diese Anleitung dient ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzt keine ärztliche Untersuchung, Diagnose oder Behandlung. Bei gesundheitlichen Beschwerden, insbesondere bei neu auftretendem oder anhaltendem Schwindel, Druckgefühl im Ohr oder Hörminderung, ist eine ärztliche Abklärung erforderlich.

Die Inhalte dieses Textes geben kein Heilversprechen ab. Sie stellen keine Anleitung zur Selbstbehandlung im medizinischen Sinn dar. Die Anwendung erfolgt in eigener Verantwortung.

Morbus Menière – Unterstützung durch Ernährung, Mikronährstoffe & Heilpflanzen

Der Morbus Menière zählt zu den eher seltenen, aber für die Betroffenen sehr belastenden Erkrankungen des Innenohrs. Typisch ist das Auftreten anfallsartiger Schwindelattacken, begleitet von Ohrgeräuschen (Tinnitus), einem Druckgefühl im Ohr und meist einseitiger Hörminderung. Die Ursache ist nicht vollständig geklärt. Vermutet wird eine Fehlregulation des Endolymphvolumens im Innenohr, was zu einem sogenannten endolymphatischen Hydrops führt.

In der klassischen HNO-Medizin stehen medikamentöse und – in schweren Fällen – auch interventionelle Therapien im Vordergrund. Doch zunehmend interessieren sich Patientinnen und Patienten für ergänzende Maßnahmen, um den Körper zu unterstützen. Dieser Beitrag beleuchtet begleitende Optionen aus dem Bereich Ernährung, Mikronährstoffversorgung und Pflanzenmedizin. Dabei ist zu beachten: Die vorgestellten Inhalte dienen ausschließlich der Information und ersetzen keine ärztliche Beratung oder Behandlung.


1. Ziel unterstützender Maßnahmen

Begleitende Maßnahmen haben zum Ziel:

  • Die Häufigkeit und Intensität der Schwindelattacken zu reduzieren,
  • den Allgemeinzustand zu stabilisieren,
  • Stressreaktionen zu dämpfen,
  • antioxidative Schutzmechanismen zu fördern,
  • den Flüssigkeitshaushalt zu regulieren und
  • entzündlichen Vorgängen vorzubeugen.

2. Ernährung: Einfach, aber wirkungsvoll

Die Ernährung kann keinen Schub verhindern, aber Einfluss auf auslösende Faktoren wie Kreislaufinstabilität oder Entzündungsprozesse nehmen.

Empfohlene Grundprinzipien:

  • Salzreduktion: Eine natriumarme Ernährung (z. B. < 1500 mg/Tag) kann helfen, Flüssigkeitseinlagerungen im Innenohr zu minimieren. Verzichtet werden sollte auf stark verarbeitete Lebensmittel, Wurstwaren und salzhaltige Snacks.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: 1,5–2 Liter Wasser oder ungesüßter Kräutertee täglich unterstützen eine stabile Hydratation.
  • Verzicht auf Triggerstoffe: Alkohol, Koffein und Nikotin werden von vielen Betroffenen als Auslöser von Schwindelattacken beschrieben. Hier ist individuelle Beobachtung sinnvoll.
  • Antientzündliche Kost: Gemüsebetonte, mediterrane Ernährungsmuster mit viel Blattgrün, Beeren, Fisch und pflanzlichen Ölen können den oxidativen Stress verringern.

3. Mikronährstoffe: Unterstützung auf zellulärer Ebene

Hinweis: Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sollte grundsätzlich mit einer medizinischen Fachperson abgestimmt werden. Besonders bei paralleler Medikamenteneinnahme sind mögliche Wechselwirkungen zu berücksichtigen.

Potenzielle Unterstützer:

  • Ginkgo biloba (standardisierter Extrakt EGb 761): Kann die Mikrozirkulation im Innenohr fördern und antioxidativ wirken. Wird traditionell bei Tinnitus und Schwindel verwendet.
  • Magnesium: Wirkt gefäßerweiternd, entspannend auf die Muskulatur und kann vegetative Reizbarkeit mindern.
  • Vitamin B6 & B12: Wichtig für die Nervenfunktion und Regeneration. Ein Mangel kann zu sensiblen Störungen führen und sollte labordiagnostisch ausgeschlossen werden.
  • Coenzym Q10: Als zellulärer „Energieüberträger“ in den Mitochondrien könnte CoQ10 bei Energiemangelzuständen der Haarzellen unterstützend wirken.
  • Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA): Besitzen entzündungshemmende Eigenschaften, die sich positiv auf das Innenohrmilieu auswirken könnten.

Evidenz: Während einige dieser Mikronährstoffe in kleineren Studien oder Erfahrungsberichten positive Effekte gezeigt haben, fehlen bislang umfassende randomisierte kontrollierte Studien zur Wirkung beim Morbus Menière.


4. Heilpflanzen: Traditionelle Begleiter bei Gleichgewichtsstörungen

Viele Pflanzenstoffe können eine harmonisierende Wirkung auf das vegetative Nervensystem entfalten oder spezifische Symptome wie Übelkeit, Unruhe oder Ohrgeräusche lindern.

Pflanzen mit möglichem Nutzen:

  • Ingwer (Zingiber officinale): Antiemetisch, entzündungshemmend und zirkulationsfördernd. Kann bei schwindelassoziierter Übelkeit unterstützend wirken (z. B. als Tee, Extrakt oder Kapsel).
  • Mistel (Viscum album): In der anthroposophischen Medizin wird Mistel zur Regulation des autonomen Nervensystems genutzt. Die Studienlage zur Wirkung bei Schwindel ist begrenzt.
  • Baldrian & Passionsblume: Unterstützen bei innerer Unruhe, Anspannung und Schlafstörungen, die den Verlauf negativ beeinflussen können.
  • Weißdorn (Crataegus): Fördert die Herzleistung und Durchblutung, was sich günstig auf Kreislaufschwankungen auswirken kann.

Hinweis: Die Selbstmedikation mit Heilpflanzen sollte stets verantwortungsvoll erfolgen. Standardisierte Extrakte sind vorzuziehen. Bei bestehenden Erkrankungen oder Medikamenteneinnahme ist ärztlicher Rat unerlässlich.


5. Stressregulation & Schlaf: Schlüssel zur Stabilität

Morbus Menière reagiert bei vielen Betroffenen sensibel auf psychischen Stress. Eine gute Stressbewältigung kann somit wesentlicher Bestandteil der unterstützenden Behandlung sein.

Empfehlenswerte Maßnahmen:

  • Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft
  • Entspannungstechniken (z. B. progressive Muskelentspannung, Atemübungen)
  • Schlafhygiene (regelmäßiger Schlafrhythmus, Bildschirmpause vor dem Zubettgehen)
  • Tagebuch führen: zur Erkennung individueller Auslöser

6. Was sagt die Wissenschaft?

In den letzten Jahren wurde vermehrt untersucht, inwieweit Lebensstilfaktoren und orthomolekulare Ergänzungen Einfluss auf Erkrankungen des Innenohrs nehmen können.

Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, dass eine multimodale Herangehensweise – bestehend aus medikamentöser Therapie, Lebensstilmodifikation, audiologischer Versorgung und naturheilkundlicher Begleitung – zu besseren Langzeitergebnissen führen kann.


7. Rechtlicher Hinweis

Die in diesem Artikel dargestellten Informationen dienen der allgemeinen Aufklärung und sollen Patienten helfen, sich über begleitende Maßnahmen bei Morbus Menière zu informieren. Sie ersetzen nicht die fachliche Beratung durch einen Arzt oder eine andere medizinische Fachperson. Auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder pflanzlichen Präparaten sollte stets individuell abgeklärt werden. Es werden keine Heilversprechen abgegeben.


Quellen:

  • Hesse G. „Innenohrschwerhörigkeit und konventionelle Hörgeräte“, in: HNO Update 2024/2025
  • Schmäl F. „Vestibuläre Störungen“, in: HNO Update 2024/2025
  • Mazurek B. „Tinnitus“, in: HNO Update 2024/2025
  • Fischer H.P.A., Dietz D. Antworten auf Ihre Fragen – DMSO & Co., 3. Aufl. 2023

PREDMEN-Studie: Kortison-Injektionen bei Morbus Menière – neue Daten in Sicht

Neue Studie untersucht Kortison-Injektionen bei Morbus Menière

Morbus Menière ist eine Erkrankung des Innenohrs, die sich durch wiederkehrende Schwindelanfälle, Hörminderung, Tinnitus und Druckgefühl im Ohr äußert. Für viele Betroffene bedeuten die Symptome eine starke Einschränkung der Lebensqualität. Neben allgemeinen Maßnahmen wie salzarmer Ernährung und Medikamenten werden auch gezielte Behandlungen mit Kortison direkt ins Mittelohr angewendet – sogenannte intratympanale Injektionen.

Doch wie gut wirken diese Kortison-Injektionen wirklich? Eine groß angelegte neue Studie aus den Niederlanden, die sogenannte PREDMEN-Studie, untersucht nun diese Frage auf hohem wissenschaftlichem Niveau.


Worum geht es in der PREDMEN-Studie?

Die PREDMEN-Studie (The PREDnisolone in MENière’s Disease trial) ist eine Phase-3-Studie mit dem Ziel, die Wirksamkeit von intratympanalem Methylprednisolon im Vergleich zu einem Placebo (Kochsalzlösung) zu beurteilen. Sie wird in sechs Krankenhäusern in den Niederlanden durchgeführt und ist als doppelblinde, randomisierte und placebokontrollierte Studie konzipiert – dem Goldstandard klinischer Forschung.

Insgesamt sollen 148 Patientinnen und Patienten mit einseitigem Morbus Menière in die Studie aufgenommen werden. Sie erhalten entweder eine Injektion mit Kortison (Methylprednisolon 62,5 mg/ml) oder eine Injektion mit Kochsalzlösung – jeweils zu Beginn der Studie und erneut nach zwei Wochen.


Was wird genau untersucht?

Ziel der Studie ist es, herauszufinden, ob die Kortison-Injektionen die Anzahl und Schwere der Schwindelanfälle reduzieren können. Dabei wird die Häufigkeit der Attacken über ein Jahr hinweg beobachtet.

Die wichtigsten Punkte im Überblick:

  • Zielgröße: Anzahl der Schwindelanfälle pro Patient.
  • Messung: Mit Hilfe einer App („DizzyQuest“) erfassen die Teilnehmenden ihre Beschwerden täglich.
  • Weitere untersuchte Faktoren:
    • Hörvermögen
    • Tinnitus-Belastung
    • Lebensqualität
    • Nebenwirkungen und Sicherheit
    • Notwendigkeit zusätzlicher Behandlungen
    • Wirtschaftlichkeit (Kosten-Nutzen-Verhältnis)

Warum ist diese Studie wichtig?

Bisherige Studien zu diesem Thema waren oft klein und methodisch schwach. Eine Cochrane-Übersichtsarbeit aus der Vergangenheit wies explizit darauf hin, dass eine größere, gut durchgeführte Studie dringend notwendig sei. Die PREDMEN-Studie erfüllt nun genau diese Anforderungen.

Die Ergebnisse werden helfen zu klären, ob intratympanales Kortison eine sinnvolle Behandlungsoption bei Morbus Menière ist – und für welche Patienten besonders.


Wie funktioniert eine intratympanale Kortison-Injektion?

Bei dieser Behandlung wird eine kleine Menge Kortisonlösung direkt durch das Trommelfell in das Mittelohr eingebracht. Dort kann der Wirkstoff über das sogenannte „Rundfenster“ ins Innenohr gelangen. Die Injektion erfolgt in der Regel ambulant unter lokaler Betäubung. Der Eingriff dauert nur wenige Minuten und ist wenig belastend.


Was erwartet man sich von der Behandlung?

Kortison soll durch seine entzündungshemmende Wirkung eine Reizung des Innenohrs lindern und dadurch die Schwindelattacken reduzieren. Im Unterschied zu Gentamicin (einer alternativen Therapie, siehe vorheriger Blogartikel) ist das Risiko für eine Hörverschlechterung deutlich geringer. Es handelt sich also um eine vergleichsweise schonende Option.


Wann sind erste Ergebnisse zu erwarten?

Die Patientennachbeobachtung dauert insgesamt zwölf Monate. Erste Ergebnisse könnten frühestens Ende 2025 veröffentlicht werden. Da es sich um eine hochwertige Studie handelt, werden ihre Daten voraussichtlich in Fachzeitschriften publiziert und auf internationalen Kongressen vorgestellt.


Was bedeutet das für Betroffene?

Die PREDMEN-Studie liefert hoffentlich bald verlässliche Daten darüber, wie wirksam Kortison-Injektionen gegen die Schwindelanfälle bei Morbus Menière sind. Bis dahin bleibt die Entscheidung für oder gegen eine solche Behandlung eine individuelle Frage – abhängig vom Beschwerdebild, bisherigen Therapieversuchen und der Beratung durch den behandelnden Arzt.


Quelle:
Boreel MME, van Esch B, Schermer TR, et al. The effectiveness of intratympanic injections with methylPREDnisolon versus placebo in the treatment of vertigo attacks in MENière’s disease (PREDMEN trial): a study protocol for a phase-3 multicentre, double-blinded, randomised, placebo-controlled trial. BMJ Open. 2024 Aug;14(8):e076872. PMID: 39209781. PMCID: PMC11367374

Morbus Menière: Gentamicin oder Kortison – was hilft besser?

Morbus Menière ist eine chronische Erkrankung des Innenohrs, die den Alltag der Betroffenen massiv beeinträchtigen kann. Charakteristisch sind anfallsartiger Drehschwindel, Hörminderung, Ohrgeräusche (Tinnitus) und ein Druckgefühl im Ohr. Die Erkrankung verläuft in Schüben und kann mit der Zeit das Hörvermögen weiter verschlechtern.

Für Patientinnen und Patienten, bei denen konservative Maßnahmen wie salzarme Ernährung, Diuretika oder Betahistin nicht ausreichend helfen, stehen sogenannte intratympanale Therapien zur Verfügung. Dabei wird ein Medikament direkt in das Mittelohr eingebracht. Zwei etablierte Wirkstoffe kommen hier infrage: Gentamicin und Kortikosteroide(z. B. Dexamethason).

Eine neue systematische Übersichtsarbeit mit Metaanalyse, veröffentlicht 2024 im Fachjournal Frontiers in Neurology, vergleicht diese beiden Behandlungsoptionen miteinander – mit spannenden Erkenntnissen.


Wie wirkt Gentamicin?

Gentamicin ist ein Antibiotikum, das selektiv das Gleichgewichtsorgan im Innenohr schädigt. Was zunächst paradox klingt, ist in diesem Fall gewünscht: Durch eine gezielte Dämpfung der überaktiven Gleichgewichtsorgane lässt sich der Schwindel kontrollieren. Die Therapie erfolgt meist in mehreren Sitzungen, wobei das Medikament durch das Trommelfell injiziert wird.

Vorteil: Sehr gute Kontrolle des Drehschwindels.
Nachteil: Risiko einer bleibenden Verschlechterung des Hörvermögens.


Wie wirken Kortikosteroide?

Kortikosteroide wie Dexamethason wirken entzündungshemmend und abschwellend. Bei der intratympanalen Anwendung scheinen aber auch andere Qualitäten zu wirken. Auch sie können durch das Trommelfell ins Mittelohr eingebracht werden. Ihre Wirkung auf den Schwindel ist in vielen Fällen gut, aber tendenziell schwächer als bei Gentamicin.

Vorteil: Schonender für das Gehör.
Nachteil: Möglicherweise geringere Schwindelkontrolle.


Was sagt die aktuelle Forschung?

Die Metaanalyse von Zhang et al. (2024) hat 17 hochwertige Studien mit insgesamt 984 Patienten ausgewertet. Das wichtigste Ergebnis:

  • Gentamicin war effektiver bei der Kontrolle des Schwindels (Odds Ratio 2,07).
  • Kortikosteroide zeigten sich deutlich sicherer in Bezug auf das Gehör.
  • In Bezug auf Tinnitus oder Lebensqualität ergaben sich keine signifikanten Unterschiede.

Die Autoren betonen, dass die Auswahl des Medikaments individuell erfolgen sollte – je nach Beschwerden, Leidensdruck und Restgehör.


Für wen eignet sich welche Therapie?

Gentamicin eignet sich vor allem für:

  • Patientinnen und Patienten mit stark einschränkenden Schwindelattacken
  • Fälle mit bereits eingeschränktem Hörvermögen auf dem betroffenen Ohr

Kortikosteroide eignen sich besser für:

  • Personen mit noch gutem Gehör auf dem erkrankten Ohr
  • Leichteren Schwindelverläufen
  • Wunsch nach möglichst nebenwirkungsarmer Behandlung

Wie läuft eine intratympanale Therapie ab?

Beide Medikamente werden mithilfe einer feinen Nadel direkt ins Mittelohr injiziert. Dies erfolgt ambulant und unter lokaler Betäubung. Die Flüssigkeit gelangt durch das sogenannte Rundfenster in das Innenohr und entfaltet dort ihre Wirkung.

Nach der Injektion sollte der Kopf für etwa 20-30 Minuten ruhig gelagert werden. In vielen Fällen sind mehrere Sitzungen im Abstand von einigen Tagen erforderlich.


Gibt es Risiken?

Gentamicin:

  • Hörverschlechterung (in bis zu 30 % der Fälle)
  • Gleichgewichtsstörungen in den ersten Tagen nach der Injektion

Kortikosteroide:

  • Sehr geringe Nebenwirkungen
  • In seltenen Fällen: lokale Reizung im Mittelohr

Fazit: Eine individuelle Entscheidung

Die Wahl zwischen Gentamicin und Kortikosteroiden ist keine pauschale Entscheidung, sondern hängt vom individuellen Krankheitsverlauf und den Therapiezielen ab. Wer unter schwerem Schwindel leidet, profitiert möglicherweise mehr von Gentamicin – auch wenn dies mit einem höheren Risiko für Hörschäden verbunden ist. Kortikosteroide sind hingegen die schonendere Variante und oft die erste Wahl bei Patienten mit erhaltenem Gehör.

Wichtig ist, sich umfassend über die Möglichkeiten zu informieren und gemeinsam mit der behandelnden Fachärztin oder dem Facharzt abzuwägen, welches Vorgehen in der individuellen Situation am sinnvollsten ist.


Quelle:
Zhang Y, Li X, Chen Y, Zhang H, Zhou M, Shen H. Comparative efficacy of intratympanic gentamicin and intratympanic corticosteroid in the treatment of Meniere’s disease: a systematic review and meta-analysis. Front Neurol. 2024;15:1471010. doi:10.3389/fneur.2024.1471010



Hörsturz: Ursachen, Symptome und aktuelle Behandlungsmöglichkeiten

Ein plötzlicher Hörverlust kann beängstigend sein. Oftmals tritt er ohne erkennbare Ursache auf und betrifft meist nur ein Ohr. In der Medizin spricht man von einem Hörsturz. Doch was steckt dahinter? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige über den Hörsturz – von den Ursachen über die Symptome bis hin zu den neuesten Therapiemethoden.

Was ist ein Hörsturz?

Ein Hörsturz ist eine plötzlich auftretende, meist einseitige Schwerhörigkeit, die ohne erkennbare äußere Einwirkung entsteht. Betroffene berichten oft über eine dumpfe Wahrnehmung oder das Gefühl, als wäre das Ohr „verstopft“. Begleiterscheinungen wie Ohrgeräusche (Tinnitus) oder Schwindel können ebenfalls auftreten.

Die genaue Ursache des Hörsturzes ist nicht vollständig geklärt. Mediziner gehen davon aus, dass Durchblutungsstörungen im Innenohr, Entzündungen oder eine Überreaktion des Immunsystems eine Rolle spielen können. Auch Stress und hohe körperliche oder seelische Belastungen gelten als mögliche Auslöser.

Symptome eines Hörsturzes

Die Symptome eines Hörsturzes können unterschiedlich ausgeprägt sein. Typische Anzeichen sind:

  • Plötzliche, meist einseitige Hörminderung
  • Verzerrtes Hören oder das Gefühl eines Drucks im Ohr
  • Tinnitus (pfeifende, summende oder rauschende Ohrgeräusche)
  • Schwindelgefühle oder Gleichgewichtsstörungen
  • Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen

In vielen Fällen tritt der Hörsturz ohne Vorwarnung auf und entwickelt sich innerhalb von Minuten oder Stunden. Manche Betroffene bemerken die Hörveränderung erst nach dem Aufwachen am Morgen.

Wie wird ein Hörsturz behandelt?

Die Therapie eines Hörsturzes hängt von der Schwere der Symptome ab. In den meisten Fällen wird eine Behandlung mit Kortison empfohlen, da es entzündungshemmend wirkt und die Durchblutung des Innenohrs verbessern kann.

1. Kortisontherapie

  • Systemische Steroidtherapie: Kortison wird als Tablette oder Infusion verabreicht.
  • Intratympanale Kortisontherapie: Kortison wird direkt ins Mittelohr injiziert, wenn die systemische Therapie nicht anschlägt.

2. Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO)

Diese Methode wird ergänzend eingesetzt, insbesondere bei schweren Hörverlusten. Sie erhöht den Sauerstoffgehalt im Blut und kann die Regeneration des Innenohrs unterstützen.

3. Weitere Therapieoptionen

  • Durchblutungsfördernde Medikamente: Diese werden nur noch selten eingesetzt, da ihre Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist.
  • Stressreduktion: Da Stress als möglicher Auslöser gilt, können Entspannungsverfahren wie Meditation oder autogenes Training helfen.

Wie ist die Prognose?

Die Heilungschancen bei einem Hörsturz sind gut. In vielen Fällen erholt sich das Hörvermögen innerhalb weniger Tage bis Wochen von selbst. Eine schnelle Behandlung kann die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Genesung erhöhen. Bestehen die Symptome über mehrere Wochen fort, kann eine weiterführende Diagnostik notwendig sein.

Wann sollte man ärztliche Hilfe suchen?

Nicht jeder plötzliche Hörverlust ist ein Hörsturz. Ohrenschmalz, Infektionen oder eine Mittelohrentzündung können ähnliche Symptome verursachen. Dennoch gilt: Ein plötzliches Nachlassen des Hörvermögens sollte immer ernst genommen und zeitnah ärztlich abgeklärt werden.

Fazit

Ein Hörsturz ist eine ernstzunehmende, aber oft reversible Erkrankung. Die Ursachen sind nicht immer eindeutig, aber frühzeitige Behandlungsmaßnahmen wie Kortisontherapie oder Sauerstofftherapie können die Heilungschancen deutlich verbessern. Stressmanagement und eine gesunde Lebensweise spielen ebenfalls eine wichtige Rolle in der Vorbeugung

Tinnitus Behandlung vor über 100 Jahren

Subjektive Gehörempfindungen – Ursachen, Symptome und historische Behandlungsmethoden

Was sind subjektive Gehörempfindungen?

Subjektive Gehörempfindungen, auch bekannt als Ohrensausen oder Tinnitus, beschreiben Geräusche, die von Betroffenen wahrgenommen werden, ohne dass eine externe Schallquelle existiert. Diese Geräusche können vielfältig sein: Sausen, Rauschen, Pfeifen, Summen, Zischen oder Knacken – die Intensität reicht von leicht störend bis hin zu quälend.

Solche Gehörempfindungen sind keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom, das verschiedene Ursachen haben kann. Besonders nachts oder in ruhigen Umgebungen empfinden viele Betroffene die Geräusche als belastend, da keine Umgebungsgeräusche die Wahrnehmung dämpfen.


Historische Ansichten zur Behandlung

Bereits vor über 100 Jahren beschäftigte sich die Medizin mit subjektiven Gehörempfindungen. Im Buch Praktischer Hausschatz der Heilkunde von Paul Bergmann (veröffentlicht vor über einem Jahrhundert) finden sich interessante Ansätze, die heute aus historischer Perspektive betrachtet werden können. Einige dieser Therapien sind durchaus noch relevant, wenn auch angepasst an moderne Standards.

Subjektive Gehörempfindungen

Unter subjektiven Gehörempfindungen versteht man eine Vielzahl von Geräuschen, die bei Ohrenerkrankungen ohne äußere Schallquelle wahrgenommen werden. Diese können sich in Form von Sausen, Rauschen, Pfeifen, Summen, Zischen, Knacken, Brummen und anderen Klangarten äußern. Häufig sind diese Erscheinungen für den Betroffenen nicht nur lästig, sondern auch quälend. Besonders in der Nacht oder in ruhigen Umgebungen, wo die Wahrnehmung der Geräusche verstärkt ist, empfinden die Betroffenen eine erhebliche Belastung.

Solche Beschwerden treten oft in Verbindung mit allgemeinen Ohrenerkrankungen auf, können aber auch als eigenständiges Symptom bestehen. In manchen Fällen verstärken sich die Beschwerden bei bestimmten Wetterlagen, Schwankungen des Blutdrucks oder während Infektionen. Auch hormonelle Umstellungen, wie sie etwa in der Schwangerschaft auftreten, sowie psychische Belastungen können diese Gehörempfindungen begünstigen. Manchmal treten die Geräusche nur zeitweise auf und verschwinden nach der Beseitigung der zugrunde liegenden Ursache.

Behandlung

Allopathie:
Es ist von großer Bedeutung, dass Patienten mit subjektiven Gehörempfindungen ihre Ohren nicht überlasten. Eine möglichst ruhige Umgebung sollte gewährleistet werden. Akustische Reize, die die Beschwerden verstärken könnten, sind zu vermeiden. Weiterhin wird empfohlen, äußere schädliche Einflüsse wie Lärm oder Stress zu minimieren. Allgemein stärkende Maßnahmen, die das Nervensystem beruhigen, wie Spaziergänge in frischer Luft, eine ausgewogene Ernährung sowie regelmäßige Entspannungsphasen, haben sich bewährt. Ziel ist es, durch eine umfassende Stabilisierung des allgemeinen Gesundheitszustandes eine Besserung der Gehörempfindungen zu erzielen.

Homöopathie:
In der homöopathischen Behandlung werden je nach Symptomlage verschiedene Mittel eingesetzt:

  • Belladonna D 8, Chamomilla D 3 und Coffea sind hilfreich bei plötzlich auftretenden Gehörempfindungen, die mit Unruhe und Schlafstörungen einhergehen.
  • Graphites eignet sich bei Begleitsymptomen wie einem dumpfen Druckgefühl im Ohr, insbesondere wenn sich die Beschwerden durch Wärme bessern.
  • Ferrum phosphoricum D 12 sowie Magnesia phosphorica D 6 haben sich bei chronischen oder wiederkehrenden Ohrgeräuschen bewährt, insbesondere wenn diese durch nervöse Erschöpfung oder Stress bedingt sind.

Hydrotherapie:
Ein bewährtes Verfahren ist die Anwendung von kalten Fußbädern und Wechselbädern, um den Kreislauf zu stimulieren und die nervliche Belastung zu reduzieren.

  • Absteigende Armbäder (Beginn bei 34 °C, allmählich abkühlen auf 22 °C) wirken beruhigend.
  • Kneipp’sche Güsse, insbesondere an Armen und Beinen, fördern die Durchblutung und regen die Nerven an.
  • Kalte Waschungen (19 °C) am Abend oder direkt nach dem Aufwachen tragen ebenfalls zur Entspannung und Stabilisierung bei.

Weitere Maßnahmen:
Bettruhe ist vor allem bei akuten Beschwerden wichtig. Eine regelmäßige Schlafhygiene und ein geregelter Tagesablauf unterstützen den Heilungsverlauf. Besonders bei nervöser Erregung wird geraten, ablenkende Tätigkeiten oder leichte körperliche Übungen durchzuführen. Wärmebehandlungen, etwa in Form von absteigenden Bädern oder Wärmepackungen, können zur zusätzlichen Linderung beitragen.

Zusätzlich sollte der Patient darauf achten, äußere Stressfaktoren weitgehend zu minimieren. Eine tägliche Routine, die Entspannung und Erholung ermöglicht, ist entscheidend. Bei chronischen oder hartnäckigen Beschwerden sollte jedoch eine ärztliche Abklärung erfolgen, um mögliche organische Ursachen auszuschließen und die Therapie individuell anzupassen.

Quelle:
Paul Bergmann
Praktischer Hausschatz der Heilkunde
Ernst Wiest Nachfolger Verlag, Leipzig

 


Wechselbäder – Anleitung und Wirkung

Ein Wechselbad ist eine bewährte Methode zur Förderung der Durchblutung und Stärkung des Immunsystems. Es kombiniert warmes und kaltes Wasser, um Reize zu setzen, die das Nervensystem positiv beeinflussen.

Anleitung für ein Wechselbad

Material:

  • Zwei Behälter (z. B. große Schüsseln)
  • Warmes Wasser (38–42 °C)
  • Kaltes Wasser (10–18 °C)

Durchführung:

  1. Start mit warmem Wasser: Eintauchen der Füße oder Hände für 3–5 Minuten.
  2. Wechsel zu kaltem Wasser: Eintauchen für 10–30 Sekunden.
  3. Wiederholung: Diesen Wechsel 3–5 Mal durchführen, immer mit dem kalten Wasser abschließen.
  4. Nachsorge: Die betroffene Stelle gut abtrocknen und warmhalten, z. B. durch warme Socken.

Diese Methode wirkt durchblutungsfördernd, entspannend und kann nervliche Anspannungen lösen.