Tinnitus betrifft Millionen Menschen in Deutschland. Es handelt sich um ein ständig wahrgenommenes Geräusch im Ohr, das nicht durch eine äußere Schallquelle verursacht wird. Ob Pfeifen, Rauschen oder Zischen – die Ausprägungen sind vielfältig. Trotz seines weitverbreiteten Auftretens gibt es noch viele Missverständnisse über Ursachen, Behandlung und Verlauf.
Was genau ist Tinnitus?
Tinnitus ist ein Symptom, kein eigenständiges Krankheitsbild. Es beschreibt die subjektive Wahrnehmung eines Geräuschs, das nicht von einer äußeren Quelle stammt. Mediziner unterscheiden zwischen dem subjektiven und dem objektiven Tinnitus. Der objektive Tinnitus ist selten und kann beispielsweise durch Muskelkontraktionen oder Gefäßveränderungen verursacht werden. In über 95 Prozent der Fälle handelt es sich um einen subjektiven Tinnitus.
Wie entsteht Tinnitus?
Die Entstehung ist vielschichtig. Häufig liegt eine Innenohrschädigung zugrunde, etwa durch Lärm, Infektionen, Durchblutungsstörungen oder altersbedingte Degeneration. Eine Schädigung der Haarzellen führt zu veränderter Signalverarbeitung im Gehirn, wodurch das Phantomgeräusch entsteht. Auch Stress, Schlafmangel und psychische Belastungen können die Wahrnehmung verstärken oder das Auftreten begünstigen.
Akuter vs. chronischer Tinnitus
Ein akuter Tinnitus dauert weniger als drei Monate. In dieser Phase bestehen noch gute Chancen auf eine Rückbildung, insbesondere wenn eine Behandlung zeitnah erfolgt. Ein chronischer Tinnitus liegt vor, wenn das Ohrgeräusch länger als drei Monate besteht. Dann verändert sich die Verarbeitung der Hörinformationen im Gehirn dauerhaft.
Wann zum Arzt?
Bei plötzlichem Ohrgeräusch, insbesondere in Verbindung mit einer Hörminderung, sollte zeitnah eine ärztliche Abklärung erfolgen. Je früher ein Tinnitus behandelt wird, desto besser sind die Prognosen. Eine ausführliche HNO-ärztliche Untersuchung inklusive Hörtest, Tympanometrie und otoakustischer Emissionen ist Standard.
Therapieoptionen
Eine universelle Therapie für Tinnitus gibt es bislang nicht. Die Behandlung richtet sich nach Dauer, Auslösern und Belastungsgrad.
1. Medikamentöse Ansätze
Bei akutem Tinnitus kommen häufig Kortison-Präparate zum Einsatz, um Entzündungsprozesse im Innenohr zu hemmen. Auch durchblutungsfördernde Medikamente werden diskutiert, zeigen aber keine einheitlich belegte Wirkung.
2. Hörgeräte und Masker
Bei gleichzeitigem Hörverlust kann ein gut angepasstes Hörgerät helfen, den Tinnitus in den Hintergrund zu drängen. Spezielle Tinnitus-Masker erzeugen ein angenehmes Hintergrundgeräusch zur Ablenkung.
3. Soundtherapie
Individuell angepasste Klangtherapien (z. B. weißer Rauschgenerator, Naturklänge) können helfen, das Gehirn umzutrainieren. Ziel ist es, die Tinnitus-Wahrnehmung zu reduzieren.
4. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
Ein wissenschaftlich gut belegter Ansatz ist die kognitive Verhaltenstherapie. Sie zielt darauf ab, die Aufmerksamkeit vom Tinnitus wegzulenken, negative Gedankenmuster zu verändern und die Lebensqualität zu verbessern.
5. Neuromodulation
Neue Therapieansätze wie transkranielle Magnet- oder Gleichstromstimulation befinden sich in der klinischen Erprobung. Auch bimodale Stimulationen (z. B. Kombination aus Hör- und Stromreizen) werden untersucht.
Was hilft wirklich?
Tinnitus ist behandelbar, aber nicht immer heilbar. Eine Kombination aus Information, Akzeptanz und individuellen Therapieansätzen hat sich als wirksam erwiesen. Wichtig ist, sich nicht auf eine schnelle Lösung zu fixieren, sondern einen langfristigen, strukturierten Umgang zu entwickeln.
Fazit
Tinnitus ist ein komplexes Symptom, das unterschiedliche Ursachen haben kann. Die gute Nachricht: Es gibt heute eine Vielzahl an Therapiemöglichkeiten, die individuell angepasst werden können. Frühzeitige Diagnose, Aufklärung und eine interdisziplinäre Behandlung sind entscheidend für eine erfolgreiche Bewältigung.
Quellen:
- Hesse G. et al., UPDATE HNO 2020/2021 und 2024/2025
- Deutsche Tinnitus-Liga
- Mazurek B. et al., Charité Tinnituszentrum Berlin
Meta-Titel: Tinnitus verstehen: Ursachen, Formen und was hilft
Meta-Beschreibung: Ständiges Ohrgeräusch? Dieser Artikel erklärt, wie Tinnitus entsteht, welche Therapieansätze sinnvoll sind und warum frühzeitige Hilfe entscheidend ist.
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