Zungenbrennen: Ursachen, Diagnose und naturheilkundliche Begleitung

Wenn die Zunge brennt: Ursachen, Zusammenhänge und Wege zur Linderung

Zungenbrennen – in der Fachsprache auch „Burning-Mouth-Syndrom“ (BMS) genannt – ist ein häufig unterschätztes, aber für Betroffene äußerst belastendes Symptom. Es äußert sich durch ein brennendes, stechendes oder pelziges Gefühl auf der Zunge, das ohne sichtbare Entzündungszeichen oder Läsionen auftreten kann. In vielen Fällen sind weder Patienten noch Ärzte sich über die genauen Ursachen im Klaren, was die Behandlung erschwert. Dieser Artikel soll helfen, ein besseres Verständnis für das Symptom zu entwickeln, mögliche Auslöser zu identifizieren und Orientierung für die weitere Abklärung zu geben – ganz ohne Aufforderung zu einem Praxisbesuch.

Was ist Zungenbrennen?

Zungenbrennen beschreibt ein unangenehmes Brennen der Zungenoberfläche, häufig begleitet von Symptomen wie:

  • Mundtrockenheit
  • Geschmacksveränderungen (z. B. metallischer oder bitterer Geschmack)
  • Kribbeln oder Taubheitsgefühl
  • Reizung von Gaumen, Lippen oder Schleimhaut

Die Beschwerden treten meist symmetrisch auf, häufig im vorderen Zungendrittel, und nehmen im Laufe des Tages zu. Frauen in der zweiten Lebenshälfte sind häufiger betroffen, was auf hormonelle Einflüsse hindeuten könnte.

Ursachen des Zungenbrennens: Ein Symptom – viele Möglichkeiten

Zungenbrennen ist keine Krankheit im engeren Sinn, sondern ein Symptom, das viele Ursachen haben kann. Man unterscheidet zwischen primärem (idiopathischem) und sekundärem Zungenbrennen.

1. Primäres Zungenbrennen

Wenn keine organische Ursache nachweisbar ist, spricht man vom primären BMS. Die Forschung vermutet hier eine Störung der Schmerzverarbeitung auf neurologischer Ebene. Ähnliche Mechanismen kennt man von anderen chronischen Schmerzsyndromen. Häufig besteht eine Assoziation mit psychischen Belastungen wie Stress, Angst oder Depression.

2. Sekundäres Zungenbrennen

Hier liegt eine nachweisbare Ursache zugrunde. Mögliche Auslöser sind:

a) Lokale Faktoren

  • Zahnprobleme (z. B. schlecht sitzende Prothesen, Zahnfehlstellungen)
  • mechanische Irritationen (z. B. Zungenpressen, Knirschen)
  • Unverträglichkeiten auf Zahnersatzmaterialien
  • Pilzinfektionen (z. B. Candida albicans)
  • Reizstoffe in Zahnpasta oder Mundwasser (z. B. Natriumlaurylsulfat, Alkohol)

b) Systemische Ursachen

  • Vitamin-B12-, Eisen-, Zink- oder Folsäuremangel
  • Hormonelle Umstellungen (z. B. Menopause)
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Diabetes mellitus
  • Medikamentennebenwirkungen (z. B. ACE-Hemmer, Psychopharmaka)

c) Psychosomatische Faktoren

Gerade die Zunge als zentrales Kommunikationsorgan reagiert sensibel auf emotionale Belastungen. Menschen mit Stress oder innerer Anspannung berichten häufiger über Zungenbrennen.

Diagnostik: Die Suche nach dem Auslöser

Zungenbrennen ist eine Ausschlussdiagnose. Eine strukturierte Abklärung hilft, mögliche Ursachen zu erkennen:

1. Anamnese

  • Wann tritt das Brennen auf?
  • Gibt es Grunderkrankungen oder Medikamenteneinnahme?
  • Liegen Begleitsymptome wie Mundtrockenheit oder Geschmacksveränderungen vor?

2. Klinische Untersuchung

  • Inspektion von Mundschleimhaut, Zunge, Zähnen
  • Ausschluss mechanischer Reize oder Infektionen

3. Labordiagnostik

  • Blutbild inkl. Eisen, Vitamin B12, Schilddrüse, Blutzucker
  • Abstriche zur Pilzdiagnostik

4. Fachärztliche Abklärung

Je nach Verdacht: zahnärztliche, internistische oder neurologische Untersuchung

Therapiemöglichkeiten: Was hilft gegen das Zungenbrennen?

Je nach Ursache gibt es verschiedene Ansätze:

1. Behandlung der Grunderkrankung

  • Ausgleich von Mängeln (z. B. Vitamin B12, Eisen)
  • Therapie hormoneller oder internistischer Erkrankungen
  • Wechsel oder Anpassung von Medikamenten

2. Symptomatische Linderung

  • reizstofffreie Mundpflegeprodukte
  • Speichelersatzpräparate
  • lokalanästhetische Gels (z. B. mit Lidocain)
  • Kräutermischungen mit Kamille oder Myrrhe

3. Psychosomatische Unterstützung

  • Stressreduktion
  • Entspannungsverfahren
  • ggf. psychotherapeutische Begleitung

Naturheilkundliche und komplementäre Ansätze

Einige Patienten berichten von positiver Erfahrung mit:

  • Homöopathie: Lachesis, Argentum nitricum, Nux vomica (individuell angepasst)
  • Schüßler-Salze: Nr. 3, Nr. 5 und Nr. 8
  • Akupunktur / Neuraltherapie: In Einzelfällen hilfreich

Hinweis: Diese Verfahren beruhen auf Erfahrungswerten und sind wissenschaftlich nicht anerkannt.

Zungenbrennen und Lebensqualität

Auch wenn es keine bedrohliche Erkrankung ist, kann das Symptom erheblich belasten. Eine sorgfältige Abklärung, Geduld und gegebenenfalls alternative Wege können oft zu Linderung führen.

Was Sie selbst tun können

  • Führen Sie ein Symptom-Tagebuch
  • Vermeiden Sie scharfe oder saure Speisen
  • Verzichten Sie auf Alkohol und Rauchen
  • Achten Sie auf Stressmanagement
  • Trinken Sie ausreichend Wasser

Fazit

Zungenbrennen ist ein komplexes Symptom, das individuell verstanden und begleitet werden sollte. Eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit und ein ganzheitlicher Blick auf Körper und Seele sind oft hilfreich.

Quellen

  • Yilmaz Z, Renton T. Burning mouth syndrome: A diagnostic and therapeutic challenge. J Neurol Sci. 2017.
  • Scala A et al. Burning mouth syndrome: aetiology, diagnosis and treatment. Clin Oral Investig. 2003.
  • Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie: Patienteninformation „Burning Mouth Syndrome“
  • Scully C, Felix DH. Oral medicine – update for the dental practitioner: Burning mouth syndrome. Br Dent J. 2005.
  • Mouly S et al. The burning mouth syndrome: a prospective study. Psychosomatics. 2007.

 

Mandelentzündung: Wann eine Mandeloperation medizinisch sinnvoll ist

Mandelentzündung: Wann müssen die Mandeln raus?

Die Gaumenmandeln – medizinisch Tonsillae palatinae – gehören zum körpereigenen Abwehrsystem. Sie sitzen gut sichtbar rechts und links im Rachen und sind vor allem in der Kindheit aktiv an der Immunabwehr beteiligt. Doch was passiert, wenn sich diese kleinen Organe wiederholt entzünden? Wann ist eine Mandeloperation medizinisch sinnvoll? Und wie sieht die moderne Einschätzung zur Mandelentfernung heute aus?

In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige über akute und chronische Mandelentzündungen, wann eine operative Entfernung (Tonsillektomie) empfohlen wird und welche Alternativen es geben kann – sachlich, verständlich und auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft.

Was ist eine Mandelentzündung?

Die Mandelentzündung, medizinisch Tonsillitis, ist eine meist bakteriell oder viral bedingte Entzündung der Gaumenmandeln. Sie kann in zwei Formen auftreten:

  • Akute Mandelentzündung: Plötzlich auftretende Symptome, meist innerhalb weniger Tage vollständig abheilend.
  • Chronische Mandelentzündung: Langanhaltende oder wiederkehrende Entzündung mit teils unspezifischen Beschwerden.

Typische Symptome einer akuten Mandelentzündung:

  • Halsschmerzen, oft einseitig stärker
  • Schluckbeschwerden
  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Schwellung der Halslymphknoten
  • Mundgeruch
  • Sichtbare Eiterpunkte auf den Mandeln

Erreger können Viren (z. B. Adeno-, Rhino-, Influenza-Viren) oder Bakterien (v. a. Streptokokken der Gruppe A) sein.

Akute oder chronische Tonsillitis – was ist der Unterschied?

Während eine akute Mandelentzündung meist innerhalb von 7–10 Tagen abheilt, kann eine chronische Tonsillitis über Monate bestehen bleiben oder als rezidivierende Tonsillitis immer wieder auftreten.

Rezidivierende Tonsillitis

Diese Form liegt vor bei:

  • ≥ 7 Episoden pro Jahr
  • ≥ 5 Episoden pro Jahr in zwei aufeinanderfolgenden Jahren
  • ≥ 3 Episoden pro Jahr in drei aufeinanderfolgenden Jahren

Diese Kriterien gelten als medizinische Grundlage für die Überlegung einer operativen Entfernung der Mandeln – insbesondere bei starkem Leidensdruck.

Wann ist eine Mandeloperation sinnvoll?

Ob und wann Mandeln entfernt werden sollten, hängt von mehreren Faktoren ab. Neben der Häufigkeit der Entzündungen müssen Nutzen und Risiken einer Operation individuell abgewogen werden.

Mögliche Gründe für eine Mandelentfernung:

  • Häufige, schwere Mandelentzündungen
  • Chronisch eitrige Tonsillitis, die nicht mehr ausheilt
  • Peritonsillarabszesse (Eiteransammlungen)
  • Vergrößerte Mandeln, die das Atmen oder Schlucken behindern
  • Schlafbezogene Atemstörungen (v. a. bei Kindern)
  • Kiefer- und Zahnfehlstellungen durch eingeschränkte Nasenatmung

Welche Arten der Mandeloperation gibt es?

1. Tonsillektomie (vollständige Entfernung)

Die Mandeln werden unter Vollnarkose vollständig entfernt. Sie gilt als Standardverfahren bei chronischen oder häufig wiederkehrenden Entzündungen. Die Nachblutungsgefahr beträgt ca. 1–5 %.

2. Tonsillotomie (Teilentfernung)

Nur das überschüssige Mandelgewebe wird abgetragen. Dieses Verfahren eignet sich v. a. bei Kindern mit vergrößerten Mandeln und Atemproblemen – weniger bei chronisch-entzündlichen Verläufen.

Welche Risiken gibt es bei einer Mandeloperation?

Wie bei jedem chirurgischen Eingriff gibt es auch bei der Mandelentfernung potenzielle Risiken:

  • Nachblutungen (häufigstes Risiko)
  • Schluckschmerzen für 10–14 Tage
  • Infektionen
  • Stimmveränderungen (selten)

Was sagen die aktuellen Leitlinien?

Die S2k-Leitlinie „Therapie entzündlicher Erkrankungen der Gaumenmandeln“ (AWMF-Register-Nr. 017-024) gibt klare Empfehlungen für die Tonsillektomie:

  • Indikation bei dokumentierten, wiederkehrenden Infekten
  • Abwägung individueller Belastung und Lebensqualität
  • Bei Kindern: bevorzugt Tonsillotomie, wenn keine chronische Entzündung besteht

Gibt es Alternativen zur Operation?

Bei weniger häufigen Infekten können konservative Maßnahmen helfen:

  • Medikamentöse Therapie (Schmerzmittel, ggf. Antibiotika)
  • Phytotherapie, Gurgellösungen
  • Eigenblutbehandlung oder Homöopathie
  • Stärkung der Immunabwehr

Was ist nach einer Mandeloperation zu beachten?

  • Schmerztherapie: Regelmäßige Einnahme von Paracetamol oder Ibuprofen
  • Kühle Speisen bevorzugen
  • Körperliche Schonung für etwa zwei Wochen
  • Nachblutungen: Bei frischem Blut im Speichel sofort zum Arzt oder Notdienst!

Fazit: Wann müssen die Mandeln raus?

Nicht jede Mandelentzündung erfordert eine Operation. Bei häufigen, ärztlich dokumentierten Infekten und deutlichem Leidensdruck kann eine operative Entfernung sinnvoll sein. Die Entscheidung sollte stets auf Grundlage medizinischer Kriterien individuell getroffen werden.

Quellen:

  1. Deutsche Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie: S2k-Leitlinie „Therapie entzündlicher Erkrankungen der Gaumenmandeln“, AWMF-Registernr. 017-024
  2. Robert Koch-Institut: Ratgeber Infektionskrankheiten – Tonsillitis
  3. Deutsche Apotheker Zeitung: „Indikationen und Risiken der Tonsillektomie“, Ausgabe 2020
  4. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Gesundheitsinformation zur Mandelentzündung

12 Selbsthilfe-Tipps bei CMD: So lindern Sie Ihre Kiefergelenksschmerzen effektiv

Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist eine weit verbreitete Erkrankung, die durch Fehlfunktionen im Bereich des Kiefergelenks und der Kaumuskulatur verursacht wird. Schätzungen zufolge leiden etwa 5-12% der Bevölkerung an CMD, wobei die Symptome von Kiefer- und Gesichtsschmerzen bis hin zu Kopfschmerzen, Ohrgeräuschen und sogar Rücken- und Nackenschmerzen reichen können. In diesem Artikel stellen wir Ihnen 12 wissenschaftlich fundierte Tipps zur Selbsthilfe bei CMD vor, die Ihnen helfen können, Ihre Beschwerden zu lindern und Ihre Lebensqualität zu verbessern.

1. Regelmäßige Bewegung

Bewegung ist eines der besten Mittel zur Schmerzbewältigung. Studien haben gezeigt, dass leichtes aerobes Ausdauertraining schmerzlindernde und stimmungsaufhellende Endorphine freisetzt​. Regelmäßige körperliche Aktivität kann die allgemeine Gesundheit fördern und die Spannung in der Kaumuskulatur reduzieren. Es ist wichtig, die Intensität der Übungen an Ihre körperliche Verfassung anzupassen und sich gegebenenfalls mit Ihrem Arzt oder Physiotherapeuten abzustimmen.

2. Entspannungsübungen nach Jacobson

Die progressive Muskelentspannung nach Jacobson ist eine wissenschaftlich anerkannte Methode zur Reduktion von Muskelspannung und Schmerzen. Studien haben gezeigt, dass regelmäßige Entspannungsübungen die Muskelspannung um bis zu ein Drittel reduzieren können​. Beginnen Sie mit kurzen Sitzungen von etwa fünf Minuten und steigern Sie sich langsam.

3. Bewusste Zahnkontakte vermeiden

Das bewusste Vermeiden von Zähnepressen und -knirschen kann helfen, die Muskelspannung im Kieferbereich zu reduzieren. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass das ständige Aufeinanderpressen der Zähne zu einer Überlastung der Kaumuskulatur führt und die Symptome verschlimmern kann​. Versuchen Sie, Ihre Zähne nur beim Essen und Schlucken aufeinanderzulegen und achten Sie darauf, Ihre Zunge entspannt am Gaumen zu halten.

4. Kiefergymnastik

Kiefergymnastikübungen können helfen, die Muskulatur zu dehnen und Triggerpunkte zu lösen. Eine Studie hat gezeigt, dass regelmäßige Dehnübungen die Symptome von CMD signifikant reduzieren können​​. Führen Sie diese Übungen morgens und abends für etwa drei Minuten durch, aber sprechen Sie vorher mit Ihrem Arzt, wenn Ihre Kiefergelenke schmerzen oder entzündet sind.

5. Richtige Kopf- und Schulterhaltung

Eine korrekte Kopf- und Schulterhaltung kann CMD-Symptome lindern. Eine schlechte Haltung, insbesondere bei langem Sitzen am Computer, kann die Muskulatur im Nacken- und Schulterbereich belasten und die CMD-Symptome verschlimmern​. Achten Sie darauf, dass Ihr Bildschirm auf Augenhöhe ist und Ihre Schultern entspannt sind.

6. Wärme- und Kälteanwendungen

Wechselnde Wärme- und Kälteanwendungen können die Muskulatur entspannen und Schmerzen lindern. Eine Studie hat gezeigt, dass Wärme besonders effektiv ist, um die Spannung in der Kaumuskulatur zu reduzieren​​. Verwenden Sie einen warmen feuchten Waschlappen oder eine Wärmeflaschefür etwa 20 Minuten und wechseln Sie anschließend für fünf Minuten zu einer Kälteanwendung.

7. Massage der Kaumuskulatur

Massagen können helfen, die Spannung in der Kaumuskulatur zu reduzieren. Eine leichte Selbstmassage mit den Fingern kann Schmerzen lindern und die Durchblutung fördern​. Achten Sie darauf, dass der Druck angenehm und nicht zu stark ist.

8. Weiche Nahrung

Weiche Nahrung kann die Belastung der Kiefergelenke verringern. Vermeiden Sie harte oder zähe Lebensmittel, die eine starke Kieferöffnung erfordern. Eine ausgewogene Ernährung mit weichen Lebensmitteln kann dazu beitragen, die Symptome von CMD zu lindern​.

9. Vermeiden Sie Koffein und Nikotin

Koffein und Nikotin können die Muskelspannung erhöhen und den Schlaf stören, was die CMD-Symptome verschlimmern kann. Studien haben gezeigt, dass der Verzicht auf Koffein und Nikotin die Muskelspannung reduziert und die Schlafqualität verbessert​.

10. Schlafhygiene

Eine gute Schlafhygiene ist wichtig, um Muskelspannung und Schmerzen zu reduzieren. Vermeiden Sie Schlafpositionen, die Spannung auf den Nacken und Kiefer ausüben, wie die Bauchlage. Eine Studie hat gezeigt, dass eine verbesserte Schlafhygiene die Symptome von CMD signifikant lindern kann​​.

11. Vermeiden Sie lange Kieferöffnungen

Lange Kieferöffnungen, beispielsweise bei Zahnbehandlungen oder unter Vollnarkose, sollten vermieden werden. Diese können die Muskulatur überlasten und die Symptome verschlimmern​. Wenn solche Aktivitäten notwendig sind, sprechen Sie vorher mit Ihrem Arzt über mögliche Ausgleichsübungen oder medikamentöse Maßnahmen.

12. Schmerzsalben und Medikamente

Schmerzsalben und -pflaster können hilfreich sein, um lokale Schmerzen zu lindern. Auch die kurzfristige Einnahme von Schmerzmitteln wie Paracetamol, Ibuprofen oder Diclofenac kann bei akuten Schmerzen helfen. Eine Studie hat gezeigt, dass diese Medikamente effektiv sind, um die Symptome von CMD zu lindern, sollten jedoch nur in Absprache mit einem Arzt und für einen begrenzten Zeitraum eingenommen werden​​.

Wissenschaftliche Belege und Quellen

  1. Bewegung als Heilmittel: Aerobes Ausdauertraining setzt Endorphine frei, die schmerzlindernd wirken. Quelle: „Effects of aerobic exercise on pain perception and body composition in young women with chronic low back pain.“ – Journal of Exercise Rehabilitation, 2018.
  2. Entspannungsübungen: Progressive Muskelentspannung kann Muskelspannung und Schmerzen um ein Drittel reduzieren. Quelle: „Effectiveness of Progressive Muscle Relaxation in Reducing Symptoms of Temporomandibular Joint Disorder.“ – Journal of Oral Rehabilitation, 2016.
  3. Zahnkontakte vermeiden: Ständiges Zähnepressen führt zu Überlastung der Kaumuskulatur. Quelle: „Prevalence of Bruxism and Its Relationship with Stress and Anxiety in Dental Students.“ – Revista Clínica de Periodoncia, Implantología y Rehabilitación Oral, 2014.
  4. Kiefergymnastik: Regelmäßige Dehnübungen reduzieren CMD-Symptome. Quelle: „Effects of Jaw Exercises on Pain and Mouth Opening in Patients with Temporomandibular Disorders.“ – Journal of Physical Therapy Science, 2017.
  5. Kopf- und Schulterhaltung: Eine korrekte Haltung kann CMD-Symptome lindern. Quelle: „The influence of head posture on the intra-articular space of the temporomandibular joint.“ – Journal of Oral Rehabilitation, 2005.
  6. Wärme- und Kälteanwendungen: Wärme ist besonders effektiv bei der Reduktion von Muskelspannung. Quelle: „Effects of Thermotherapy on Myofascial Pain and Trigger Points in Temporomandibular Disorders.“ – Journal of Oral Rehabilitation, 2013.
  7. Massage der Kaumuskulatur: Selbstmassage reduziert Spannung und fördert die Durchblutung. Quelle: „Self-massage techniques for the relief of myofascial trigger points.“ – Journal of Bodywork and Movement Therapies, 2015.
  8. Weiche Nahrung: Eine weiche Ernährung kann CMD-Symptome lindern. Quelle: „Effect of diet consistency on temporomandibular joint adaptations.“ – Journal of Dental Research, 2000.
  9. Vermeiden von Koffein und Nikotin: Koffein und Nikotin erhöhen die Muskelspannung und stören den Schlaf. Quelle: „The relationship between caffeine consumption and muscle activity in patients with bruxism.“ – Journal of Oral Rehabilitation, 2006.
  10. Schlafhygiene: Eine verbesserte Schlafhygiene lindert CMD-Symptome. Quelle: „Impact of sleep disorders on the temporomandibular disorder pain.“ – Journal of Oral Rehabilitation, 2012.
  11. Vermeiden langer Kieferöffnungen: Lange Kieferöffnungen überlasten die Muskulatur. Quelle: „Effects of mouth opening on the temporomandibular joint and masticatory muscles.“ – Journal of Oral Rehabilitation, 2004.
  12. Schmerzsalben und Medikamente: Schmerzmittel lindern effektiv CMD-Symptome. Quelle: „Efficacy of analgesics in the treatment of chronic temporomandibular joint disorders.“ – Journal of Orofacial Pain, 2011.

Fazit

Die oben genannten Tipps basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und haben sich in der Praxis als wirksam erwiesen, um die Symptome von CMD zu lindern. Es ist wichtig, dass Sie diese Maßnahmen in Ihren Alltag integrieren und bei Bedarf mit Ihrem Arzt oder Therapeuten abstimmen. Wenn die Selbsthilfemaßnahmen nicht den gewünschten Erfolg bringen, sollten Sie weitere diagnostische und therapeutische Schritte mit Ihrem Behandler besprechen.

Bleiben Sie gesund und achten Sie auf Ihr Wohlbefinden!

Alles über Aphthen: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Was sind Aphthen und wie werden sie behandelt?

Aphthen sind schmerzhafte Erosionen oder Ulzerationen der Mundschleimhaut, die häufig wiederkehren. Diese Läsionen betreffen hauptsächlich Jugendliche und junge Erwachsene, können aber auch in jedem anderen Lebensalter auftreten. Es gibt drei Haupttypen von Aphthen: Minoraphthen, Majoraphthen und herpetiforme Aphthen. Dieser Artikel soll Ihnen einen umfassenden Überblick über Aphthen geben, einschließlich ihrer Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.

Definition und Typen von Aphthen

Aphthen sind schmerzhafte, offene Wunden in der Mundhöhle, die in drei Hauptkategorien unterteilt werden:

  1. Minoraphthen (Mikulicz-Typ): Dies ist die häufigste Form, die etwa 70% aller Fälle ausmacht. Sie sind klein, meist weniger als 10 mm im Durchmesser, und heilen normalerweise innerhalb von ein bis zwei Wochen ohne Narbenbildung ab.
  2. Majoraphthen (Sutton-Typ): Diese sind größer als Minoraphthen, oft über 10 mm im Durchmesser, und dringen tiefer in das Gewebe ein. Sie können mehrere Wochen bis Monate andauern und heilen häufig mit Narbenbildung ab.
  3. Herpetiforme Aphthen (Cooke-Typ): Diese seltenste Form tritt in Form von sehr vielen kleinen Läsionen auf, die oft zusammenfließen und eine größere Fläche abdecken. Sie heilen normalerweise innerhalb von ein bis zwei Wochen narbenfrei ab.

Symptome von Aphthen

Die Symptome von Aphthen variieren je nach Typ, aber generell durchlaufen sie vier Phasen:

  1. Prodromalstadium: Ein Kribbeln, Spannungsgefühl oder Brennen, das 24 Stunden oder weniger andauert.
  2. Präulzeröse Phase: Eine Schwellung und Rötung im betroffenen Bereich, die ein bis drei Tage andauert.
  3. Ulzeratives Stadium: Eine offene Wunde, die je nach Typ sieben bis 16 Tage andauern kann.
  4. Abheilungsphase: Die Wunde heilt, was je nach Tiefe und Größe der Läsion bis zu 30 Tage dauern kann.

Ursachen von Aphthen

Die genaue Ursache von Aphthen ist noch unklar, aber mehrere Faktoren können zu ihrem Auftreten beitragen:

  • Genetik: Es gibt Hinweise darauf, dass eine genetische Veranlagung eine Rolle spielen könnte.
  • Immunsystem: Ein geschwächtes Immunsystem oder Autoimmunerkrankungen können das Risiko erhöhen.
  • Stress: Emotionaler Stress kann das Auftreten von Aphthen begünstigen.
  • Ernährung: Mangelernährung, insbesondere ein Mangel an Eisen, Folsäure, Zink oder Vitamin B12, kann das Risiko erhöhen.
  • Verletzungen: Mechanische Verletzungen der Mundschleimhaut, wie das Beißen auf die Wange oder schlecht sitzende Zahnprothesen, können Aphthen verursachen.

Diagnose von Aphthen

Die Diagnose von Aphthen basiert hauptsächlich auf der klinischen Untersuchung und der Anamnese des Patienten. In den meisten Fällen ist eine detaillierte visuelle Inspektion der Mundhöhle ausreichend. Wenn die Läsionen jedoch ungewöhnlich groß, anhaltend oder von anderen systemischen Symptomen begleitet sind, können weitere diagnostische Tests erforderlich sein, wie z.B.:

  • Biopsie: Eine Gewebeprobe kann entnommen werden, um andere schwerwiegendere Erkrankungen auszuschließen, insbesondere wenn die Ulzerationen länger als 14 Tage bestehen bleiben.
  • Bluttests: Diese können durchgeführt werden, um mögliche Nährstoffmängel oder systemische Erkrankungen zu identifizieren.

Behandlung von Aphthen

Die Behandlung von Aphthen zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Heilung zu fördern. Da die genaue Ursache oft unbekannt ist, ist die Therapie in der Regel symptomatisch:

  1. Topische Behandlungen:
    • Schmerzlindernde Gele und Cremes: Lokalanästhetika wie Benzocain können direkt auf die Läsionen aufgetragen werden, um die Schmerzen zu lindern.
    • Kortikosteroide: Diese können Entzündungen reduzieren und die Heilung beschleunigen. Triamcinolonacetonid in 0,1%iger Haftsalbe ist eine häufig verwendete Option.
    • Antiseptika: Mundspülungen mit Chlorhexidin können das Risiko einer sekundären Infektion verringern.
  2. Systemische Behandlungen:
    • Schmerzmittel: Bei schweren Schmerzen können orale Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol hilfreich sein.
    • Immunsuppressiva: In schweren Fällen, insbesondere bei Majoraphthen oder herpetiformen Aphthen, können Medikamente wie Kolchizin oder Prednisolon erforderlich sein. Diese sollten jedoch unter strenger ärztlicher Aufsicht verwendet werden.
  3. Alternative Therapien:
    • Lasertherapie: Einige Studien haben gezeigt, dass Laserbehandlungen Schmerzen reduzieren und die Heilung beschleunigen können.
    • Ernährungsumstellung: Eine ausgewogene Ernährung und die Ergänzung von Vitaminen und Mineralstoffen können bei einigen Patienten hilfreich sein.

Prävention von Aphthen

Während es keine garantierte Methode zur Verhinderung von Aphthen gibt, können bestimmte Maßnahmen das Risiko ihres Auftretens verringern:

  • Mundhygiene: Eine gute Mundhygiene kann das Risiko von Sekundärinfektionen reduzieren und die Heilung fördern.
  • Vermeidung von Auslösern: Bestimmte Nahrungsmittel oder Zahnpasten mit Natriumlaurylsulfat (SLS) können Aphthen auslösen. Patienten sollten ihre Auslöser identifizieren und vermeiden.
  • Stressmanagement: Stressreduzierungstechniken wie Yoga oder Meditation können hilfreich sein.

Fazit

Aphthen sind eine häufige und schmerzhafte Erkrankung der Mundschleimhaut, deren genaue Ursache noch nicht vollständig verstanden wird. Sie können in verschiedenen Formen auftreten und erfordern oft eine symptomatische Behandlung, um die Schmerzen zu lindern und die Heilung zu fördern. Bei ungewöhnlich großen oder hartnäckigen Läsionen sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen, um andere ernsthafte Erkrankungen auszuschließen. Durch gute Mundhygiene, eine ausgewogene Ernährung und Stressmanagement können Patienten das Risiko von Aphthen reduzieren und ihre Lebensqualität verbessern.

Quelle: Müller-Richter, Urs D.A. (2024). Was tun bei Aphthen?. Der Freie Zahnarzt, Juni 2024, S. 64-71. Springer-Medizin Verlag GmbH. DOI: 10.1007/s12614-024-1702-1.

Actinomykose: Eine seltene, aber behandelbare Infektion

Einführung

Actinomykose ist eine seltene, chronische bakterielle Infektion, die durch anaerobe, grampositive Bakterien der Gattung Actinomyces verursacht wird. Diese Bakterien sind normalerweise harmlose Kommensalen im menschlichen Mund, Rachen, Verdauungstrakt und Urogenitaltrakt. Bei einer Verletzung der Schleimhaut können sie jedoch in das Gewebe eindringen und Infektionen verursachen. Besonders häufig tritt die Actinomykose im Kopf-Hals-Bereich auf, kann aber auch im Thorax und Abdomen vorkommen​ (BMJ)​​.

Klinisches Erscheinungsbild

Actinomykose kann eine Vielzahl von Symptomen verursachen, die häufig andere Erkrankungen wie Tumore oder Tuberkulose nachahmen. Zu den charakteristischen Merkmalen gehören schmerzlose Schwellungen, die sich über verschiedene Gewebeebenen ausbreiten können und zur Bildung von Fistelgängen führen können. Diese Fistelgänge heilen oft spontan ab und treten dann wieder auf. Im Kopf-Hals-Bereich, insbesondere im Bereich der Kiefer, manifestiert sich die Actinomykose häufig als „Lumpy Jaw Syndrome“​ (BMJ)​.

Diagnose

Die Diagnose der Actinomykose erfordert eine hohe klinische Aufmerksamkeit, da die Symptome oft unspezifisch sind. Die Diagnose wird durch histopathologische Untersuchungen und mikrobiologische Tests bestätigt. Typischerweise findet man bei der Untersuchung des betroffenen Gewebes sogenannte Schwefelgranula, die aus Konglomeraten von Actinomyces-Bakterien bestehen​.

Behandlung

Die Behandlung der Actinomykose umfasst in der Regel eine Langzeitantibiotikatherapie. Penicillin ist das Mittel der Wahl, aber auch andere Antibiotika wie Doxycyclin oder Makrolide können eingesetzt werden, insbesondere bei Patienten mit Penicillin-Allergie. In einigen Fällen kann eine chirurgische Intervention erforderlich sein, um Abszesse zu entleeren oder infiziertes Gewebe zu entfernen. Eine vollständige Heilung ist bei frühzeitiger Diagnose und angemessener Behandlung möglich​ (BMJ)​​.

Fallbericht: Actinomykose der Zunge

Ein bemerkenswerter Fall aus der Literatur beschreibt einen 52-jährigen Patienten, der mit einer asymptomatischen Schwellung der Zunge in einer Klinik vorstellig wurde. Die initiale klinische Diagnose deutete auf eine gutartige Neoplasie hin, doch histopathologische Untersuchungen enthüllten die Präsenz von Actinomyces-Kolonien. Der Patient wurde erfolgreich mit einer einwöchigen Antibiotikatherapie behandelt, was zu einer vollständigen Auflösung der Schwellung führte​.

Schlussfolgerung

Actinomykose ist eine seltene, aber gut behandelbare Infektion, die frühzeitig erkannt werden sollte, um Komplikationen zu vermeiden. Da die Symptome unspezifisch sind, kann sie leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden. Bei Verdacht ist eine Abklärung durch spezialisierte Fachärzte, wie Infektiologen oder Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen, sinnvoll. Für weitere Informationen oder eine Behandlung wenden Sie sich bitte direkt an entsprechende Fachstellen.

 


Quellen:

  • BMJ 2011;343(Actinomycosis)
  • D’Amore et al., 2020. „Actinomycosis of the Tongue: A Case Report and Review of Literature“. Antibiotics 2020, 9, 124.

Alles über Sjögren-Syndrom: Ursachen, Diagnose und fortschrittliche Behandlungsansätze

In diesem Blogartikel widmen wir uns ausführlich dem Sjögren-Syndrom (SjS), einer der häufigsten Kollagenosen, die vor allem Frauen betrifft. SjS ist eine Autoimmunerkrankung, die primär die exokrinen Drüsen angreift, was zu Symptomen wie Trockenheit der Augen und des Mundes führt. Diese Erkrankung kann jedoch auch systemische Auswirkungen haben, einschließlich Müdigkeit, Arthralgien und in schweren Fällen Organbeteiligungen wie interstitielle Lungenerkrankungen und Polyneuropathien.

Epidemiologie und Pathogenese

Die Prävalenz des Sjögren-Syndroms liegt bei etwa 1:200, wobei über 50% der Betroffenen auch außerhalb der Drüsen Symptome entwickeln. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer, was teilweise durch hormonelle und genetische Faktoren erklärt wird. In der Pathogenese spielen genetische Prädispositionen sowie Umweltfaktoren wie Virusinfektionen eine Rolle.

Diagnose

Die Diagnostik umfasst spezifische Biomarker, darunter Anti-SS-A/Ro-Antikörper, und bildgebende Verfahren wie die Speicheldrüsensonographie. Obwohl es keine spezifisch zugelassenen Therapien gibt, werden oft Medikamente „off-label“ eingesetzt. Zudem gibt es Therapieempfehlungen von der European League Against Rheumatism (EULAR), die sich nach den vorherrschenden Organmanifestationen richten.

Aktuelle und zukünftige Therapien

Es gibt zahlreiche vielversprechende Ansätze in kontrollierten Studien, darunter neue immunmodulierende Medikamente, die auf spezifische Aspekte des Immunsystems abzielen. Diese Fortschritte könnten die Behandlung des Sjögren-Syndroms erheblich verbessern.

Prognose und Lebensqualität

Trotz der potenziell schweren Komplikationen des SjS, wie das erhöhte Risiko für Non-Hodgkin-Lymphome, ist die Lebenserwartung der Betroffenen oft nicht signifikant beeinträchtigt, sofern keine schweren Organmanifestationen vorliegen. Die Lebensqualität kann jedoch durch Symptome erheblich beeinträchtigt werden, was eine angepasste und oft interdisziplinäre Behandlung erforderlich macht.

Fazit

Das Sjögren-Syndrom ist eine komplexe Erkrankung, die eine umfassende klinische Bewertung und ein personalisiertes Management erfordert. Die ständige Forschung und die Entwicklung neuer Therapien bieten Hoffnung auf effektivere Behandlungsmöglichkeiten in der Zukunft.

Quellenangaben:

  • Dieser Artikel basiert auf dem Update Sjögren-Syndrom, veröffentlicht in der Zeitschrift für Rheumatologie, 2024, von Nadine Zehrfeld und Torsten Witte. Verfügbar unter: https://doi.org/10.1007/s00393-024-01493-z

Für weitere Informationen oder spezifische Fragen zu Ihrem Fall, besprechen Sie sich bitte mit Ihrem Arzt oder einem qualifizierten Gesundheitsexperten.