Tinnitus Behandlung vor über 100 Jahren

Subjektive Gehörempfindungen – Ursachen, Symptome und historische Behandlungsmethoden

Was sind subjektive Gehörempfindungen?

Subjektive Gehörempfindungen, auch bekannt als Ohrensausen oder Tinnitus, beschreiben Geräusche, die von Betroffenen wahrgenommen werden, ohne dass eine externe Schallquelle existiert. Diese Geräusche können vielfältig sein: Sausen, Rauschen, Pfeifen, Summen, Zischen oder Knacken – die Intensität reicht von leicht störend bis hin zu quälend.

Solche Gehörempfindungen sind keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom, das verschiedene Ursachen haben kann. Besonders nachts oder in ruhigen Umgebungen empfinden viele Betroffene die Geräusche als belastend, da keine Umgebungsgeräusche die Wahrnehmung dämpfen.


Historische Ansichten zur Behandlung

Bereits vor über 100 Jahren beschäftigte sich die Medizin mit subjektiven Gehörempfindungen. Im Buch Praktischer Hausschatz der Heilkunde von Paul Bergmann (veröffentlicht vor über einem Jahrhundert) finden sich interessante Ansätze, die heute aus historischer Perspektive betrachtet werden können. Einige dieser Therapien sind durchaus noch relevant, wenn auch angepasst an moderne Standards.

Subjektive Gehörempfindungen

Unter subjektiven Gehörempfindungen versteht man eine Vielzahl von Geräuschen, die bei Ohrenerkrankungen ohne äußere Schallquelle wahrgenommen werden. Diese können sich in Form von Sausen, Rauschen, Pfeifen, Summen, Zischen, Knacken, Brummen und anderen Klangarten äußern. Häufig sind diese Erscheinungen für den Betroffenen nicht nur lästig, sondern auch quälend. Besonders in der Nacht oder in ruhigen Umgebungen, wo die Wahrnehmung der Geräusche verstärkt ist, empfinden die Betroffenen eine erhebliche Belastung.

Solche Beschwerden treten oft in Verbindung mit allgemeinen Ohrenerkrankungen auf, können aber auch als eigenständiges Symptom bestehen. In manchen Fällen verstärken sich die Beschwerden bei bestimmten Wetterlagen, Schwankungen des Blutdrucks oder während Infektionen. Auch hormonelle Umstellungen, wie sie etwa in der Schwangerschaft auftreten, sowie psychische Belastungen können diese Gehörempfindungen begünstigen. Manchmal treten die Geräusche nur zeitweise auf und verschwinden nach der Beseitigung der zugrunde liegenden Ursache.

Behandlung

Allopathie:
Es ist von großer Bedeutung, dass Patienten mit subjektiven Gehörempfindungen ihre Ohren nicht überlasten. Eine möglichst ruhige Umgebung sollte gewährleistet werden. Akustische Reize, die die Beschwerden verstärken könnten, sind zu vermeiden. Weiterhin wird empfohlen, äußere schädliche Einflüsse wie Lärm oder Stress zu minimieren. Allgemein stärkende Maßnahmen, die das Nervensystem beruhigen, wie Spaziergänge in frischer Luft, eine ausgewogene Ernährung sowie regelmäßige Entspannungsphasen, haben sich bewährt. Ziel ist es, durch eine umfassende Stabilisierung des allgemeinen Gesundheitszustandes eine Besserung der Gehörempfindungen zu erzielen.

Homöopathie:
In der homöopathischen Behandlung werden je nach Symptomlage verschiedene Mittel eingesetzt:

  • Belladonna D 8, Chamomilla D 3 und Coffea sind hilfreich bei plötzlich auftretenden Gehörempfindungen, die mit Unruhe und Schlafstörungen einhergehen.
  • Graphites eignet sich bei Begleitsymptomen wie einem dumpfen Druckgefühl im Ohr, insbesondere wenn sich die Beschwerden durch Wärme bessern.
  • Ferrum phosphoricum D 12 sowie Magnesia phosphorica D 6 haben sich bei chronischen oder wiederkehrenden Ohrgeräuschen bewährt, insbesondere wenn diese durch nervöse Erschöpfung oder Stress bedingt sind.

Hydrotherapie:
Ein bewährtes Verfahren ist die Anwendung von kalten Fußbädern und Wechselbädern, um den Kreislauf zu stimulieren und die nervliche Belastung zu reduzieren.

  • Absteigende Armbäder (Beginn bei 34 °C, allmählich abkühlen auf 22 °C) wirken beruhigend.
  • Kneipp’sche Güsse, insbesondere an Armen und Beinen, fördern die Durchblutung und regen die Nerven an.
  • Kalte Waschungen (19 °C) am Abend oder direkt nach dem Aufwachen tragen ebenfalls zur Entspannung und Stabilisierung bei.

Weitere Maßnahmen:
Bettruhe ist vor allem bei akuten Beschwerden wichtig. Eine regelmäßige Schlafhygiene und ein geregelter Tagesablauf unterstützen den Heilungsverlauf. Besonders bei nervöser Erregung wird geraten, ablenkende Tätigkeiten oder leichte körperliche Übungen durchzuführen. Wärmebehandlungen, etwa in Form von absteigenden Bädern oder Wärmepackungen, können zur zusätzlichen Linderung beitragen.

Zusätzlich sollte der Patient darauf achten, äußere Stressfaktoren weitgehend zu minimieren. Eine tägliche Routine, die Entspannung und Erholung ermöglicht, ist entscheidend. Bei chronischen oder hartnäckigen Beschwerden sollte jedoch eine ärztliche Abklärung erfolgen, um mögliche organische Ursachen auszuschließen und die Therapie individuell anzupassen.

Quelle:
Paul Bergmann
Praktischer Hausschatz der Heilkunde
Ernst Wiest Nachfolger Verlag, Leipzig

 


Wechselbäder – Anleitung und Wirkung

Ein Wechselbad ist eine bewährte Methode zur Förderung der Durchblutung und Stärkung des Immunsystems. Es kombiniert warmes und kaltes Wasser, um Reize zu setzen, die das Nervensystem positiv beeinflussen.

Anleitung für ein Wechselbad

Material:

  • Zwei Behälter (z. B. große Schüsseln)
  • Warmes Wasser (38–42 °C)
  • Kaltes Wasser (10–18 °C)

Durchführung:

  1. Start mit warmem Wasser: Eintauchen der Füße oder Hände für 3–5 Minuten.
  2. Wechsel zu kaltem Wasser: Eintauchen für 10–30 Sekunden.
  3. Wiederholung: Diesen Wechsel 3–5 Mal durchführen, immer mit dem kalten Wasser abschließen.
  4. Nachsorge: Die betroffene Stelle gut abtrocknen und warmhalten, z. B. durch warme Socken.

Diese Methode wirkt durchblutungsfördernd, entspannend und kann nervliche Anspannungen lösen.