Zungenbrennen

Zungenbrennen: Ursachen, Diagnose und naturheilkundliche Begleitung

Wenn die Zunge brennt: Ursachen, Zusammenhänge und Wege zur Linderung

Zungenbrennen – in der Fachsprache auch „Burning-Mouth-Syndrom“ (BMS) genannt – ist ein häufig unterschätztes, aber für Betroffene äußerst belastendes Symptom. Es äußert sich durch ein brennendes, stechendes oder pelziges Gefühl auf der Zunge, das ohne sichtbare Entzündungszeichen oder Läsionen auftreten kann. In vielen Fällen sind weder Patienten noch Ärzte sich über die genauen Ursachen im Klaren, was die Behandlung erschwert. Dieser Artikel soll helfen, ein besseres Verständnis für das Symptom zu entwickeln, mögliche Auslöser zu identifizieren und Orientierung für die weitere Abklärung zu geben – ganz ohne Aufforderung zu einem Praxisbesuch.

Was ist Zungenbrennen?

Zungenbrennen beschreibt ein unangenehmes Brennen der Zungenoberfläche, häufig begleitet von Symptomen wie:

  • Mundtrockenheit
  • Geschmacksveränderungen (z. B. metallischer oder bitterer Geschmack)
  • Kribbeln oder Taubheitsgefühl
  • Reizung von Gaumen, Lippen oder Schleimhaut

Die Beschwerden treten meist symmetrisch auf, häufig im vorderen Zungendrittel, und nehmen im Laufe des Tages zu. Frauen in der zweiten Lebenshälfte sind häufiger betroffen, was auf hormonelle Einflüsse hindeuten könnte.

Ursachen des Zungenbrennens: Ein Symptom – viele Möglichkeiten

Zungenbrennen ist keine Krankheit im engeren Sinn, sondern ein Symptom, das viele Ursachen haben kann. Man unterscheidet zwischen primärem (idiopathischem) und sekundärem Zungenbrennen.

1. Primäres Zungenbrennen

Wenn keine organische Ursache nachweisbar ist, spricht man vom primären BMS. Die Forschung vermutet hier eine Störung der Schmerzverarbeitung auf neurologischer Ebene. Ähnliche Mechanismen kennt man von anderen chronischen Schmerzsyndromen. Häufig besteht eine Assoziation mit psychischen Belastungen wie Stress, Angst oder Depression.

2. Sekundäres Zungenbrennen

Hier liegt eine nachweisbare Ursache zugrunde. Mögliche Auslöser sind:

a) Lokale Faktoren

  • Zahnprobleme (z. B. schlecht sitzende Prothesen, Zahnfehlstellungen)
  • mechanische Irritationen (z. B. Zungenpressen, Knirschen)
  • Unverträglichkeiten auf Zahnersatzmaterialien
  • Pilzinfektionen (z. B. Candida albicans)
  • Reizstoffe in Zahnpasta oder Mundwasser (z. B. Natriumlaurylsulfat, Alkohol)

b) Systemische Ursachen

  • Vitamin-B12-, Eisen-, Zink- oder Folsäuremangel
  • Hormonelle Umstellungen (z. B. Menopause)
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Diabetes mellitus
  • Medikamentennebenwirkungen (z. B. ACE-Hemmer, Psychopharmaka)

c) Psychosomatische Faktoren

Gerade die Zunge als zentrales Kommunikationsorgan reagiert sensibel auf emotionale Belastungen. Menschen mit Stress oder innerer Anspannung berichten häufiger über Zungenbrennen.

Diagnostik: Die Suche nach dem Auslöser

Zungenbrennen ist eine Ausschlussdiagnose. Eine strukturierte Abklärung hilft, mögliche Ursachen zu erkennen:

1. Anamnese

  • Wann tritt das Brennen auf?
  • Gibt es Grunderkrankungen oder Medikamenteneinnahme?
  • Liegen Begleitsymptome wie Mundtrockenheit oder Geschmacksveränderungen vor?

2. Klinische Untersuchung

  • Inspektion von Mundschleimhaut, Zunge, Zähnen
  • Ausschluss mechanischer Reize oder Infektionen

3. Labordiagnostik

  • Blutbild inkl. Eisen, Vitamin B12, Schilddrüse, Blutzucker
  • Abstriche zur Pilzdiagnostik

4. Fachärztliche Abklärung

Je nach Verdacht: zahnärztliche, internistische oder neurologische Untersuchung

Therapiemöglichkeiten: Was hilft gegen das Zungenbrennen?

Je nach Ursache gibt es verschiedene Ansätze:

1. Behandlung der Grunderkrankung

  • Ausgleich von Mängeln (z. B. Vitamin B12, Eisen)
  • Therapie hormoneller oder internistischer Erkrankungen
  • Wechsel oder Anpassung von Medikamenten

2. Symptomatische Linderung

  • reizstofffreie Mundpflegeprodukte
  • Speichelersatzpräparate
  • lokalanästhetische Gels (z. B. mit Lidocain)
  • Kräutermischungen mit Kamille oder Myrrhe

3. Psychosomatische Unterstützung

  • Stressreduktion
  • Entspannungsverfahren
  • ggf. psychotherapeutische Begleitung

Naturheilkundliche und komplementäre Ansätze

Einige Patienten berichten von positiver Erfahrung mit:

  • Homöopathie: Lachesis, Argentum nitricum, Nux vomica (individuell angepasst)
  • Schüßler-Salze: Nr. 3, Nr. 5 und Nr. 8
  • Akupunktur / Neuraltherapie: In Einzelfällen hilfreich

Hinweis: Diese Verfahren beruhen auf Erfahrungswerten und sind wissenschaftlich nicht anerkannt.

Zungenbrennen und Lebensqualität

Auch wenn es keine bedrohliche Erkrankung ist, kann das Symptom erheblich belasten. Eine sorgfältige Abklärung, Geduld und gegebenenfalls alternative Wege können oft zu Linderung führen.

Was Sie selbst tun können

  • Führen Sie ein Symptom-Tagebuch
  • Vermeiden Sie scharfe oder saure Speisen
  • Verzichten Sie auf Alkohol und Rauchen
  • Achten Sie auf Stressmanagement
  • Trinken Sie ausreichend Wasser

Fazit

Zungenbrennen ist ein komplexes Symptom, das individuell verstanden und begleitet werden sollte. Eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit und ein ganzheitlicher Blick auf Körper und Seele sind oft hilfreich.

Quellen

  • Yilmaz Z, Renton T. Burning mouth syndrome: A diagnostic and therapeutic challenge. J Neurol Sci. 2017.
  • Scala A et al. Burning mouth syndrome: aetiology, diagnosis and treatment. Clin Oral Investig. 2003.
  • Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie: Patienteninformation „Burning Mouth Syndrome“
  • Scully C, Felix DH. Oral medicine – update for the dental practitioner: Burning mouth syndrome. Br Dent J. 2005.
  • Mouly S et al. The burning mouth syndrome: a prospective study. Psychosomatics. 2007.