NaturheilkundeAllergie

Allergien ganzheitlich betrachten: Naturheilkundliche Impulse zur Immunregulation

Allergien naturheilkundlich verstehen – Möglichkeiten der Unterstützung des Immunsystems

Allergische Erkrankungen gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden in den westlichen Industrienationen. Etwa jeder Dritte ist laut Robert Koch-Institut im Laufe seines Lebens betroffen – Tendenz steigend. Ob Pollenallergie (Heuschnupfen), Hausstaubmilbenallergie, Tierhaarallergie oder Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln: Allergien schränken die Lebensqualität vieler Menschen erheblich ein.

Während die konventionelle Medizin vor allem auf symptomlindernde Maßnahmen setzt, interessieren sich viele Betroffene auch für ergänzende naturheilkundliche Ansätze. Diese zielen darauf ab, das Immunsystem zu regulieren, entzündliche Prozesse zu beruhigen und den Körper ganzheitlich zu unterstützen. Dieser Artikel gibt einen Überblick über solche Möglichkeiten – zur allgemeinen Information, ohne therapeutische Empfehlung oder Werbung für konkrete Produkte oder Verfahren.


Was ist eine Allergie?

Der Begriff „Allergie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „veränderte Reaktion“. Medizinisch gesehen handelt es sich um eine überschießende Abwehrreaktion des Immunsystems auf einen eigentlich harmlosen Stoff – das sogenannte Allergen. Dieser Reiz führt zur Ausschüttung von Histamin und anderen Botenstoffen, die klassische Symptome wie:

  • Niesen und Fließschnupfen
  • Augenjucken und Tränenfluss
  • Hautausschlag, Juckreiz
  • Atemnot oder asthmatische Beschwerden
  • Magen-Darm-Reaktionen

auslösen können. Bei wiederholtem Kontakt mit dem Allergen reagiert der Körper in der Regel schneller und intensiver.


Zunehmende Belastung durch Umweltfaktoren

Die Häufigkeit allergischer Erkrankungen hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Wissenschaftler machen dafür unter anderem eine steigende Umweltbelastung verantwortlich. Chemische Zusatzstoffe in Lebensmitteln, Abgase, Konservierungsmittel, Reizstoffe in Reinigungs- und Kosmetikprodukten sowie belastetes Trinkwasser gelten als Faktoren, die das Immunsystem reizen oder überfordern können.

Auch eine unausgewogene Ernährung, ein Mangel an natürlichen Mikroorganismen (z. B. durch übermäßige Hygiene), chronischer Stress und ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus können das Gleichgewicht des Immunsystems beeinträchtigen.


Konventionelle Therapie: sinnvoll, aber symptomorientiert

Die schulmedizinische Behandlung von Allergien umfasst je nach Ausprägung:

  • Antihistaminika, die die Wirkung von Histamin blockieren
  • Kortikosteroide, die entzündungshemmend wirken
  • Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie) bei bestimmten Allergien

Diese Verfahren sind wissenschaftlich untersucht und können die Symptome in vielen Fällen lindern. Allerdings richten sie sich in erster Linie gegen die Folgen der Allergie, nicht gegen deren Ursachen. Zudem berichten manche Patienten über unerwünschte Wirkungen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Magenbeschwerden.


Naturheilkundliche Perspektiven: Den Körper ganzheitlich stärken

In der naturheilkundlichen Sichtweise wird die Allergie als Ausdruck eines irritierten oder überlasteten Immunsystems verstanden. Ziel ist es daher, die Regulationsfähigkeit des Körpers durch gezielte Unterstützung zu verbessern. Hierzu werden verschiedene Maßnahmen in Betracht gezogen – immer im Sinne einer komplementären, nicht ersetzenden Herangehensweise.

1. Darmsanierung: Die Basis des Immunsystems

Etwa 80 % unserer Immunzellen befinden sich im Darm. Eine gesunde Darmflora spielt daher eine entscheidende Rolle für ein ausgewogenes Immunsystem. Störungen der Darmflora durch Antibiotika, Fehlernährung oder Umweltbelastungen können das Gleichgewicht der Abwehrkräfte beeinträchtigen.

In der Naturheilkunde werden zur sogenannten Darmsanierung häufig eingesetzt:

  • Präbiotika (Ballaststoffe, die „gute“ Bakterien fördern)
  • Probiotika (lebende Mikroorganismen, z. B. Lactobazillen)
  • Pflanzliche Bitterstoffe zur Anregung der Verdauung
  • Basenreiche Ernährung
  • Heilerde oder Zeolith zur Bindung von Schadstoffen (nur unter fachlicher Anleitung)

Wissenschaftlich ist die Rolle der Darmflora für das Immunsystem gut belegt, auch wenn konkrete Maßnahmen zur Darmsanierung individuell abgestimmt werden sollten.

2. Entgiftung und Entsäuerung: Belastungen reduzieren

Einige naturheilkundliche Konzepte gehen davon aus, dass sich Umweltgifte und Stoffwechselprodukte im Gewebe ablagern und zu einer chronischen Reizlage führen können. Um dies zu vermeiden oder auszugleichen, empfehlen manche Therapeuten:

  • Heilfasten oder Intervallfasten
  • Pflanzliche Leber- und Nierenmittel (z. B. Mariendistel, Löwenzahn)
  • Ausleitungskuren mit spagyrischen oder homöopathischen Mitteln
  • Schwitzkuren, Basenbäder oder Trockenbürstenmassagen

Diese Maßnahmen sind nicht wissenschaftlich in ihrer Gesamtheit evaluiert, können aber subjektiv als wohltuend empfunden werden, wenn sie gut vertragen werden.

3. Immunsystem regulieren statt „stärken“

Ziel ist nicht die bloße Anregung des Immunsystems, sondern dessen gesunde Regulation. Besonders bewährt in der naturheilkundlichen Praxis haben sich folgende Substanzen:

  • Colostrum (Erstmilch von Rindern oder Ziegen): Enthält Immunglobuline, Wachstumsfaktoren und Zytokine, die das Immunsystem regulieren können. Studien zeigen Hinweise auf eine günstige Wirkung bei Durchfall und Immunschwäche.
  • Astragalus membranaceus (Tragantwurzel): In der traditionellen chinesischen Medizin seit Jahrtausenden verwendet. Studien deuten auf eine immunmodulierende Wirkung hin.
  • Heilpilze wie Reishi oder Maitake: Enthalten Beta-Glucane, die mit einer Normalisierung von Immunreaktionen in Zusammenhang gebracht werden.
  • Propolis: Ein von Bienen produziertes Kittharz mit antibakteriellen, antiviralen und entzündungshemmenden Eigenschaften. Wird traditionell auch bei allergischen Beschwerden verwendet.

4. Natürliche Antihistaminika

Einige Pflanzenstoffe scheinen histaminhemmende Eigenschaften zu haben. Dazu gehören:

  • Quercetin (z. B. in Rooibos-Tee, Zwiebeln, Äpfeln): Wird als natürliches Mastzellstabilisator diskutiert.
  • Vitamin C: Hat in hoher Dosierung antioxidative und entzündungsmodulierende Effekte.
  • OPC (Oligomere Proanthocyanidine) aus Traubenkernen: Antioxidativ, zellschützend.
  • Spirulina-Algen: Enthalten Phycocyanin, das laut Studien antiallergische Eigenschaften haben könnte.

Diese Substanzen können eine antientzündliche und antioxidative Ergänzung darstellen – insbesondere im Rahmen einer langfristigen Umstellung von Lebensstil und Ernährung.


Ernährung und Allergien: Histamin meiden – Nährstoffe zuführen

Eine temporär histaminarme Ernährung kann bei empfindlichen Personen hilfreich sein. Dazu gehören:

Histaminreiche Lebensmittel:

  • Gereifte Käsesorten, Wurstwaren, Sauerkraut, Fischkonserven
  • Alkohol (v. a. Rotwein), Zitrusfrüchte, Tomaten, Spinat, Schokolade

Histaminarme Alternativen:

  • Frisches Gemüse (z. B. Brokkoli, Zucchini)
  • Äpfel, Heidelbeeren, Mangos
  • Reis, Hirse, Hafer
  • Still mineral water, Kräutertees, Rooibos

Ziel ist es, das Immunsystem während der Umstellung zu entlasten. Nach erfolgreicher Stabilisierung kann die Ernährung in vielen Fällen wieder erweitert werden.

 

Fazit: Allergiebetroffene profitieren von einem ganzheitlichen Blick

Allergien sind komplexe Reaktionen eines überreizten Immunsystems. Die begleitende naturheilkundliche Betrachtung richtet sich nicht gegen einzelne Allergene, sondern setzt auf eine sanfte Regulierung des Organismus. Im Mittelpunkt stehen Darmgesundheit, gezielte Nährstoffzufuhr, die Reduktion von Umweltbelastungen sowie der Einsatz bewährter Natursubstanzen.

Welche dieser Ansätze individuell sinnvoll sind, hängt von vielen Faktoren ab – unter anderem von der Art der Allergie, bestehenden Vorerkrankungen, Lebensstil und persönlichen Vorlieben. Eine interdisziplinäre, verantwortungsvolle Begleitung ist hierbei stets empfehlenswert.


Quellenangabe:

Chrobok, Thomas. Medizinskandal Allergien – Allergie-Therapie, die zu Ihrer Heilung führt!, 2. Auflage, Vitaminum ProLife, Detmold, 2019.


Wichtiger Hinweis 

Die in diesem Artikel dargestellten naturheilkundlichen Maßnahmen dienen ausschließlich der allgemeinen Information. Sie stellen keine Heilaussage, keine Therapieempfehlung und keinen Ersatz für eine ärztliche Diagnose oder Behandlung dar. Bei gesundheitlichen Beschwerden oder Fragen zur Anwendung einzelner Substanzen wenden Sie sich bitte an eine medizinisch oder naturheilkundlich ausgebildete Fachperson Ihres Vertrauens.